Bericht: Siri-Lauscher verlieren ihren Job

Mitarbeitern eines irischen Dienstleisters, die Siri-Aufzeichnungen bewerteten, sei gekündigt worden. Apple hat die Praxis nach Protesten auf Eis gelegt.

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Apples Siri

Nutzer stellen Sprachassistenten oft komische Fragen – dass möglicherweise Menschen mithören, ist vielen nicht klar.

(Bild: dpa, Daniel Reinhardt)

Lesezeit: 2 Min.

Apples temporärer Stopp der menschlichen Auswertung von Siri-Mitschnitten hat Konsequenzen: Der irische Dienstleister Globetech, der offenbar eine Bewertung der Aufzeichnungen des Sprachassistenzsystems für Apple durchführte, habe bis zu 300 Mitarbeiter in dieser Woche ohne Vorwarnung auf die Straße gesetzt, wie der Irish Examiner berichtet. Es habe sich um Angestellte mit Zeitverträgen gehandelt, denen als "Geste des guten Willens" noch eine zusätzliche Woche bezahlt worden sei, auch nicht genommene Urlaubstage seien entlohnt worden.

Weder Apple noch Globetech wollten sich gegenüber der Zeitung konkret zu den Entlassungen äußern. Apple sehe sich dem Datenschutz verpflichtet und habe die menschliche Bewertung von Siri-Mitschnitten ausgesetzt bis man "die eigenen Prozesse eingehend geprüft hat", teilte ein Sprecher des iPhone-Konzerns gegenüber dem Irish Examiner mit. Man arbeite mit den eigenen Partnern zusammen, um das "bestmögliche Ergebnis" für deren Mitarbeiter zu erzielen.

Globetech habe in einem Schreiben an die Mitarbeiter darauf verwiesen, Apple stelle die Arbeit an der Bewertung von Siri-Aufzeichnungen und Transkription der Sprachbefehle ein, führt die Zeitung aus. Die im AirPort Business Park von Cork tätigen Mitarbeiter mussten pro Schicht rund 1000 Siri-Aufzeichnungen anhören und diese bewerten. Erst nach dem öffentlichen Aufschrei über die Praxis des menschlichen Mithörens Ende Juli habe Globetech plötzlich Maßnahmen ergriffen, darunter etwa ein Verbot für private Smartphones am Arbeitsplatz, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Apple hatte Anfang August versprochen, die menschliche Auswertung von Siri-Befehlen vorübergehend zu stoppen – und die Praxis zu prüfen. Ein Software-Update soll künftig sicherstellen, dass Nutzer erst um ihre Einwilligung gebeten werden, bevor Siri-Aufzeichnungen möglicherweise durch Menschen ausgewertet werden.

Berichten zufolge wurden Mitarbeiter der Auftragsfirmen mitunter nur lax geschult und konnten persönliche und sensible Aufzeichnungen abhören. Besonders problematisch: Eine Reihe dieser Aufzeichnungen stammte offenbar aus unabsichtlichen Siri-Aktivierungen – hier zeichnete Siri also Gespräche und Umgebungsgeräusche auf, ohne dass der Nutzer dies überhaupt bemerkte.

In den vergangenen Wochen wurde bekannt, dass praktisch alle großen Sprachassistenzdienste auch auf menschliches Mithören setzen, etwa auch Amazon Alexa, Google Assistant und Microsoft Cortana. Auch Google hat das Mithören inzwischen auf Eis gelegt, Microsoft führt es nun in den Nutzungsbedingungen auf.

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(lbe)