Bertelsmann: Verkauf der AOL-Anteile möglich

Bertelsmann-Sprecher schlossen einen Verkauf der Anteile an AOL-Europe nicht mehr grundsätzlich aus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Im Gegensatz zu früheren Äußerungen will der Bertelsmann-Konzern Gerüchte, das Medienunternehme wolle seinen 50-prozentigen Anteil an AOL Europe verkaufen, nicht mehr grundsätzlich dementieren. Die Süddeutsche Zeitung hatte am Samstag berichtet, spätestens im März sei Bertelsmann bei AOL "draußen". Zwei Modelle stünden dafür zur Diskussion. Zum einen sei der Verkauf des Bertelsmann-Anteils für 15 Milliarden Mark an die amerikanisch AOL-Muttergesellschaft möglich. Zum anderen wäre aber auch denkbar, dass AOL-Chef Steve Case 35 bis 40 Prozent des Bertelsmann-Anteils erhält, während der deutsche Konzern seine restlichen Anteile an der Börse platziert.

Bertelsmann-Sprecher kommentierten heute laut dem amerikanischen Finanzdienst Bloomberg, es sei möglich, dass der Konzern alle Anteile an AOL Europe oder einen Teil verkaufe, auch wenn es monetan noch keine konkreten Pläne gebe. Man sei momentan nicht in Verhandlungen mit einem möglichen Investor. "Es ist völlig offen, ob wir einen Teil verkaufen und wann; wir stehen nicht unter Handlungsdruck", zitiert Bloomberg den Bertelsmann-Sprecher Manfred Harnischfeger.

Die Süddeutsche Zeitung begründete den Verkauf der AOL-Anteile durch Bertelsmann mit der Strategie von Konzern-Chef Thomas Middelhoff. "Europas führendes Online-Unternehmen spielt für die Internet-Strategie des Medienkonzerns keine Rolle mehr. Middelhoffs Botschaft lautet: Allein der elektronische Handel mit Büchern, Musik, Filmen und Informationen ist wichtig", schreibt das Blatt. Diese Ansicht wird von Aussagen Middelhoffs selbst gestützt: Schon Mitte Januar hatte er in einem Interview erklärt, Online-Dienste gehörten nicht mehr zum Kerngeschäft von Bertelsmann.

Gerüchte um den Verkauf der Bertelsmann-Beteiligung an AOL gab es schon länger. Nach der Fusion von AOL mit Time Warner stehen sich die beiden AOL-Europe-Partner teilweise als Konkurrenten bei den Medienangeboten im Internet gegenüber. So wird AOL USA auch ein verstärktes Interesse nachgesagt, die vollständige Kontrolle über AOL Europe zu erhalten. Zweifelhaft ist allerdings, ob die Amerikaner das europäische Geschäft dann vollständig alleine betreiben wollen -- eher ist anzunehmen, dass sie sich nach der Übernahme der Bertelsmann-Anteile auf die Suche nach neuen Partnern begeben würden.

So sind auch einige Interessenten für den europäischen Ableger des weltgrößten Online-Dienstes immer wieder im Gespräch. In der Übernahmeschlacht zwischen Vodafone und Mannesmann zeigten beide Firmen Interesse an AOL Europe. Nach der Kooperation zwischen Vodafone und Vivendi sprachen die beiden neuen Partner schon von AOL als idealer Ergänzung für die beabsichtigten Internet-Aktivitäten. Auch Mannesmann-Chef Esser hatte eine Beteiligung an AOL Europe als Maßnahme gegen die Übernahme durch Vodafone ins Spiel gebracht -- diesen damals gescheiterten Pläne könnte nun, nach dem Kauf von Mannesmann durch Vodafone, wieder neues Leben eingehaucht werden. (jk)