Beschädigte Unterseekabel in der Ostsee: Chinesisches Frachtschiff im Fokus
Nachdem zwei Unterseekabel in der Ostsee beschädigt wurden, wird die Lage immer undurchsichtiger. Nun gerät ein chinesisches Frachtschiff in den Fokus.
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(Bild: Cinia)
- Martin Holland
- mit Material der dpa
Nach den Beschädigungen an zwei Unterseekabeln in der Ostsee ist ein unter chinesischer Flagge fahrendes Frachtschiff in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. Wie die Financial Times berichtet, war die "Yi Peng 3" während der Ausfälle jeweils in der Nähe des Kabels zwischen Schweden und Litauen als auch bei dem zwischen Finnland und Deutschland unterwegs. Laut schwedischen und finnischen Medienberichten war dabei jeweils das Funksignal zur Identifikation (AIS) plötzlich verschwunden. Schwedens Minister für Zivilverteidigung hat laut dpa von auffälligen Schiffsbewegungen gesprochen, die zeitlich und räumlich mit dem Auftreten der Schäden übereinstimmten, aber keinen Schiffsnamen genannt.
Viele Spekulationen, wenig Handfestes
Mit den Berichten zu der Yi Peng 3 bekommt die bereits undurchsichtige Angelegenheit eine weitere Wendung. Am Montag hatte die finnische Staatsfirma Cinia mitgeteilt, dass das Seekabel C-Lion1 zwischen Deutschland und Finnland defekt ist. Der Grund für den Ausfall werde aktuell untersucht. Bereits am Sonntag wurde zudem ein Datenkabel zwischen Litauen und Schweden beschädigt. Man müsse davon ausgehen, dass die zwei Seekabel absichtlich beschädigt wurden, sagte dann Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und befeuerte die Spekulationen. Erst vor dem Wochenende war außerdem ein russisches Forschungsschiff aus der Irischen See eskortiert worden.
Angesichts der Berichte über die Yi Peng 3 hat die chinesische Regierung nun versichert, dass sie ihren Verpflichtungen als Flaggenstaat nachkomme und von chinesischen Schiffen die strikte Einhaltung der geltenden Gesetze verlange. China messe dem Schutz der Unterwasserinfrastruktur große Bedeutung bei. Ferner wurde jedoch lediglich mitgeteilt, dass die angesprochene Situation nicht bekannt sei. Laut der finnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Yle haben die schwedischen Behörden eine Untersuchung eingeleitet, die das Schiff aufgrund seiner Route einbezieht. Auch in Finnland wurden zwischenzeitlich Ermittlungen eingeleitet, von Sabotage ist jedoch zunächst nicht die Rede.
Nach verschiedenen Medienberichten haben Marineschiffe aus mehreren NATO-Staaten die Yi Peng 3 auf ihrem Weg von der Ostsee in den Kattegat zwischen Dänemark und Schweden beschattet, nachdem die Datenkabel beschädigt worden waren. Das Schiff kam demnach aus einem russischen Ölhafen. Im Kattegat liegt es derzeit offenbar vor Anker und ist zum Stillstand gekommen. Es wird von einem dänischen Patrouillenschiff begleitet, wie aus Daten von Schiffstrackern hervorgeht. Ob der Frachter von der dänischen Marine festgesetzt wurde, ist noch unklar. Das dänische Verteidigungskommando teilte dazu lediglich mit, dass man in der Nähe der Yi Peng 3 präsent sei.
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(mho)