Betrugsanrufe in Deutschland: Polizei hebt kriminelles Callcenter im Libanon aus
Von einem Callcenter in Beirut aus haben angebliche Polizeibeamte betrügerische Anrufe nach Deutschland getätigt. Nun sind Strafverfolger eingeschritten.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut hat die Polizei ein Callcenter zerschlagen, von dem aus betrügerische Anrufe nach Deutschland ausgingen. In einer Kooperation mit der Münchner Polizei haben Mitte September dieses Jahres libanesische Sicherheitsbehörden neun Personen festgenommen, wie nun bekannt wurde. Sieben von ihnen befinden sich dort seitdem in Haft.
Das zerschlagene Callcenter gilt den Ermittlern als zentraler Knotenpunkt für betrügerische Anrufe. Dabei gaben sich die mutmaßlichen Täter am Telefon als Polizeibeamte aus und verunsicherten ihre meist älteren Opfer mit erfundenen Geschichten über vermeintliche Verbrechen in ihrem Umfeld. Die Angerufenen in verschiedenen deutschen Städten wurden massiv unter Druck gesetzt und dazu gebracht, Wertgegenständen oder hohe Bargeldbeträge an völlig fremde Personen zu übergeben.
"Schrecklicher Autounfall"
Eine von Betrügern erfundene Geschichte zitiert die Polizei folgendermaßen: "Ich hat' nen schrecklichen Autounfall […] Ich bin eben grad bei der Polizei. Ich wurd grad festgenommen. Ich hab' ne Frau überfahren […] bitte hol mich hier raus – es tut mir leid!" Die Kriminellen imitieren Polizei- oder Kriminalbeamte, aber auch andere angebliche Amtspersonen wie Richter oder Staatsanwälte und verwenden häufig den Trick, dass ein Familienmitglied oder ein Angehöriger einen schweren Unfall verursacht hat. Um eine Haft abzuwenden, sei eine Kaution fällig.
Die Ermittlungen der "AG Phänomene" lief über mehrere Jahre und mündete nun zu den Festnahmen im Libanon, die die Münchner Polizei als bedeutend bezeichnet. Dabei wurden zahlreiche Computer und Büroausstattungsgegenstände sichergestellt. Diese werden nun digitalforensisch ausgewertet. Für Oberstaatsanwalt Kai Gräber, der bei der Staatsanwaltschaft München I für die Bekämpfung Organisierter Kriminalität verantwortlich ist, unterstreicht die Aktion "die Entschlossenheit der deutschen Justiz, gegen kriminelle Organisationen vorzugehen, die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gezielt täuschen und ausbeuten". Die Strafverfolgungsbehörden arbeiteten eng zusammen, um solche Verbrechen aufzudecken und die Täter vor Gericht zu bringen.
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Die Münchner Polizei hat nach eigenen Angaben im Februar 2014 eine "phänomenspezifische Ermittlungseinheit" gegen den organisierten Callcenterbetrug eingesetzt. Seit 2017 heißt sie "AG Phänomene".
(anw)