Bilderbuchstart von Venus Express

Die europäische Raumsonde Venus Express ist am heutigen Mittwochmorgen um kurz nach halb fünf planmäßig vom kasachischen Kosmodrom Baikonur aus ins All gestartet. Bislang verläuft die Mission ohne Probleme.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die europäische Raumsonde Venus Express ist am heutigen Mittwochmorgen um kurz nach halb fünf planmäßig vom kasachischen Kosmodrom Baikonur aus ins All gestartet. Mehr als 300 geladene Gäste erlebten den Bilderbuchstart der Sonde, die unseren Schwesterplaneten im Frühjahr 2006 erreichen soll, live im European Space Operations Centre (ESOC) der ESA in Darmstadt mit. Erste Bilder aus Baikonur übertrug die ESA via Satellitenfernsehen eine Viertelstunde vor dem Lift-Off ins ESOC.

Bei bedecktem Himmel und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt hatte die Trägerrakete mit ihrer 1,2 Tonnen schweren Fracht die Nacht über im Freien verbracht. Während des Countdowns versorgte Flight Operations Director Paolo Ferri die Besucher im Zuschauerraum mit letzten Informationen aus dem ESOC-Hauptkontrollraum, wo den Verantwortlichen der enorme Druck – vor einem Monat hatte die ESA den Forschungssatelliten Cryosat wegen eines Software-Fehlers in der oberen Raketenstufe einer umgebauten russischen Atomrakete vom Typ SS-19 verloren – kaum anzumerken war.

Um 4:33 Uhr erfolgte dann die Zündung der vier Booster-Raketen, die den Launcher insgesamt 118 Sekunden mit dem nötigen Schub für das Abheben von der Startplattform versorgten. Auch die drei Raketenstufen der vom russischen Unternehmen Starsem gebauten Sojus-Fregat-Rakete funktionierten einwandfrei und konnten ebenso wie die Booster nach dem Ausbrennen ohne Probleme abgesprengt werden. Mittels der vierten Stufe (Fregat) schwenkte Venus Express anschließend in eine Umlaufbahn (Parking Position) um die Erde ein, bevor sie ein zweiter Fregat-Burn schließlich Richtung Venus beschleunigte.

Ein spannender Moment war noch gegen 6:30 Uhr zu überstehen, als das Mission Control Team (MCT) im ESOC erstmals Funkkontakt zur Sonde herstellen und damit selbst die Kontrolle über den Flug übernehmen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Schicksal von Venus Express noch in den Händen der für die Startphase verantwortlichen russischen Kollegen gelegen. Den ersten Starttermin von Venus Express am 26. Oktober hatten Starsem und die ESA abgesagt, nachdem Verunreinigungen in der Schutzhülle der Trägerrakete entdeckt worden waren.

Venus Express soll nach rund fünfmonatiger Reise in eine polare Umlaufbahn um unseren Schwesterplaneten einschwenken und seine Atmosphäre, die Ionosphäre sowie die Planetenoberfläche erforschen. Von den Erkenntnissen erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Hinweise zur Entstehung unseres Sonnensystems und ein besseres Verständnis der klimatischen Veränderungsprozesse auf der Erde. Angelegt ist die Forschungsmission auf mindestens 500 Erdentage, oder zwei komplette Eigenrotationen der Venus. Der Treibstoff an Bord reicht laut ESA aber auch für eine doppelt so lange Mission.

Zu Venus Express siehe auch:

Siehe dazu auch in Telepolis: (pmz)