Bill Gates: "Ich werde nie verstehen, warum ich der Sündenbock sein soll"

Der Milliardär äußert sich in einem Interview über Desinformation und dazu, wie die Menschen vor den nächsten Pandemien besser geschützt werden könnten.

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Bill Gates

(Bild: gatesfoundation.org)

Lesezeit: 3 Min.

Microsoft-Milliardär und Philantrop Bill Gates findet die Vorstellung skurril, dass er die Coronavirus-Pandemie steuere, die Menschen manipuliere, 5G-Aufpasser in den Impfstoff gemischt haben könne, um ihren Aufenthaltsort zu kennen. "Ich werde nie verstehen, warum gerade ich rausgepickt wurde für die Rolle des Sündenbocks", sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

"Über Desinformation werden wir noch eine Weile reden", sagte Gates. Die Desinformation habe Menschen in die Irre geführt und eine ohnehin polarisierte Gesellschaft aufeinandergehetzt. Dabei habe er gehofft, dass eine Pandemie die Menschen zusammenbringe. Die Masken- oder Impfpflicht werde wesentlich kontroverser diskutiert, als er es erwartet habe.

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Als eine Erklärung für die Basis der Desinformation sieht Gates, dass Impfungen nicht besonders intuitiv seien. "Jemand sticht einem mit einer Nadel in den Arm und drückt eine fremde Substanz in den Körper", sagte Gates. Widerstand gegen Impfstoffe habe es schon immer gegeben, auch gegen die Polio-Impfung. Während einer außergewöhnlichen Krise suchten die Menschen nach einfachen Erklärungen und eine böse Person. Auch diese Sicht sei stärker präsent, als er gedacht habe.

Gates sorgt sich darum, dass die Pandemie bald aus der Erinnerung verschwinden könne. Sie sei eine Tragödie für jeden, sie hätte aber zehnmal so tödlich sein können. Daher sollten die Gesellschaften sich besser vorbereiten, durch eine bessere Analyse von Krankheitsausbrüchen und einer Investition von einer Milliarde US-Dollar pro Jahr pro Team. 15 Milliarden US-Dollar jährlich sollte auf Forschung in vielen Ländern verteilt werden, um bessere Impfstoffe und Therapien zu erhalten und es müsse mehr in das Gesundheitssystem investiert werden, ein WHO-Team regelmäßig Pandemie-Übungen abhalten.

Bei der Herstellung von Impfstoffen helfe auch Geld aus seiner Stiftung, wie Gates voriges Jahr der Süddeutschen Zeitung erklärte. Zu einer anderen Gelegenheit räumte der Milliardär sein Bedauern ein, nicht früher vor einer Pandemie gewarnt zu haben.

Er freue sich über die Fortschritte, die erzielt wurden, sagte Gates nun. Allerdings sei zu den Therapiemöglichkeiten noch keine gute Arbeit abgeliefert worden. Die reichen Länder seien nicht gut darin, die Impfstoffe zu den Risikopatienten zu bringen, zum Beispiel zu den älteren Menschen in ärmeren Ländern. Es gebe junge Menschen in Europa und Nordamerika, die eher geimpft worden seien als ältere Menschen in Südafrika oder Südamerika. In armen Ländern sei zwar das Gesundheitsniveau gestiegen, aber auf Kosten höherer Verschuldung. Nun sei ein neuer Schuldenschnitt nötig.

(anw)