Bill Gates im Kreuzverhör

Der Microsoft-Gründer wiederholte seine dunklen Visionen vom Vortag und beteuerte, er wolle sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 360 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Im Kartellverfahren gegen Microsoft nahm Bill Gates gestern zum zweiten Mal Platz im Zeugenstand. Diesmal war er dem Kreuzverhör mit Steven Kuney, einem Anwalt der neun klagenden US-Bundesstaaten, ausgesetzt. Kuney war bemüht, Gates' apokalyptische Visionen zu entkräften, berichten US-amerikanische Medien. Der Chef-Softwareentwickler hatte am Vortag behauptet, ein modulares Windows würde das Betriebssystem um Jahre zurückwerfen.

Für Gates sind einige Forderungen der Kläger zu weit gefasst -- so weit, dass andere Unternehmen einen grundsätzlichen Anspruch auf Microsoft-Technologien hätten, selbst wenn sie keine Geschäfte mit dem Softwareriesen machten, malte der Microsoft-Gründer erneut den Teufel an die Wand. Außenstehende Entwickler über jede Änderung im Windows-Code zu informieren, damit sie gegenüber den Microsoft-Entwicklern nicht im Nachteil seien, würde sein Unternehmen zum Beispiel jedes Mal, wenn es einen Patch zur Fehlerbereinigung veröffentlicht, in Verlegenheit bringen. Auch der Einwand von Steven Kuney, es seien Ausnahmen vorgesehen, konnte Gates nicht besänftigen.

Im Gegenteil: Gates beharrte auf seinen dunklen Visionen. Ein modulares Windows sei nicht machbar, da zu viele Programme integriert seien, die voneinander abhingen. Wenn auch nur ein Programm entfernt werden würde, könnte das gesamte Betriebssystem versagen.

Kuney fragte Gates wiederholt, ob er seine Entwickler dazu veranlassen würde, ein von den Klägern gefordertes Betriebssystem zu entwickeln. Als Antwort bekam der Anwalt zu hören, Gates werde die Techniker bei einer Verurteilung dementsprechend anweisen. Der ehemalige Microsoft-Chef ergänzte aber: "Wir werden uns an jedes Gericht wenden, das uns anhört und von dem wir uns Hilfe versprechen."

Im Verlauf des Prozesstages musste die Klägerseite eine kleine Niederlage einstecken. Richterin Kollar-Kotelly wollte eine E-Mail von Bill Gates an Steve Ballmer, in der es um die Zusammenarbeit mit Intel geht, nicht als Beweis zulassen. Sie entsprach damit dem Einspruch des Microsoft-Anwalts Dan Webb. Er hatte eingewendet, die E-Mail sei nur als Beweismittel für ein erneutes Verfahren geeignet, nicht aber für die derzeitige Anhörung. Heute soll Bill Gates erneut als Zeuge aussagen. (anw)