Bisher erst eine Million Expo-Besucher

Die Expo hat am Wochenende ihren millionsten Besucher registriert und pendelt sich bei rund 100 000 Tagesgästen ein.

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Von
  • Christian Persson

Die Expo hat am Wochenende ihren millionsten Besucher registriert und pendelt sich bei rund 100 000 Tagesgästen ein. Für den Aufwärtstrend sorgt vor allem das auf zehn Mark verbilligte Abendticket, das am Freitag und Samstag je mehr als 40.000 Menschen nutzten. Damit liegt der Anteil der Abendbesucher bei rund 40 Prozent. Allerdings verfehlt die Expo ihr selbst gestecktes Ziel von durchschnittlich 150.000 Besuchern pro Tag im Juni weiter deutlich und bleibt in ihrem wirtschaftlichen Ergebnis weit hinter dem Plansoll zurück.

Der bisherige Expo-Berater Hans-Erich Bilges hat deshalb eine Preisoffensive gefordert. "Da muss die Expo ran. Dass das Erfolg bringt, zeigen die Verkaufszahlen des preiswerten Abendtickets", sagte Bilges der dpa. Außerdem brauche die Weltausstellung dringend hohe Millionenbeträge für Werbung. "Alles was jetzt verloren geht, bekommen wir nie wieder herein. Wenn die Weltausstellung jetzt nicht in die Gänge kommt, entstehen Schäden, die nicht mehr zu reparieren sind", sagte Bilges. Nachdem er in einem Zeitungs-Interview den Planern der Expo "massive strategische Fehler und populistische Taktik" vorgeworfen hatte, verlangte er im dpa-Gespräch Konsequenzen. "Die Politik muss endlich die Finanz-Fesseln für die Expo-Gesellschaft lösen." Bund und Land müssten bereit sein, auch ein "weitaus größeres Defizit als die jetzt vorgesehenen 400 Millionen Mark" zu tragen. Er werde im übrigen auf den Vorschlag von Expo-Chefin Birgit Breuel eingehen, seinen Beratervertrag einvernehmlich zu lösen. Vor Bilges hatte sich bereits der Bertelsmann-Konzern als Weltpartner für eine Ausweitung des Finanzspielraums der Expo-Gesellschaft ausgesprochen.

Auf der Expo selbst gab es am Wochenende ein umfangreiches Programm mit den Nationentagen der Nachbarländer Österreich und Slowenien sowie dem Tag der Weltweiten Projekte. Der Samstag war gleichzeitig der Tag der Weltweiten Projekte, einem der inhaltlichen Schwerpunkte der Weltausstellung. "Die Projekte waren in den letzten zehn Jahren das intellektuelle Rückgrat, das die Expo zusammengehalten hat", sagte der zuständige Expo-Planer Martin Roth. Für den Präsidenten des Club of Rome, Ricardo Diez-Hochleitner, ist die Weltausstellung erst mit dem Tag der Weltweiten Projekte "in vollen Schwung" gekommen: "Sie überwinden Egoismus und Intoleranz und geben Sicherheit für die Zukunft für uns und unsere Kinder." Mehr als 3000 Projekte hatten sich weltweit um die Auszeichnung beworben, 767 wurden schließlich Ende 1999 als Weltweites Projekt offiziell registriert. Sie orientieren sich an der Agenda 21 und sollen Lösungen für die Probleme der Zukunft aufzeigen. Ihr Erfolg hat alle Erwartungen übertroffen: Allein in die 280 deutschen Projekte sind nach Expo-Angaben 2,5 Milliarden Mark investiert worden. Dadurch wurden 25 000 Jobs gesichert oder geschaffen. Die Expo selbst hat die Gruppen – außer in Niedersachsen – finanziell nicht unterstützt.

Die ehrenamtlichen Expo-Botschafter haben unterdessen die Bundesbürger zu einem Besuch der Weltausstellung aufgerufen. Die gemeinsame Erklärung unterzeichneten nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" unter anderem der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), Steffi Graf, Franz Beckenbauer sowie die Schauspieler Uschi Glas und Mario Adorf. (dpa)

Einen guten Grund zum Besuch der Expo nennt Ihnen übrigens das Editorial der aktuellen c't-Ausgabe 13/00. (cp)