Bit-Rauschen: AMD verpatzt den Start des Ryzen 9000

Wer suchet, der findet – nur nicht immer das Gewünschte, stellt Intel derzeit fest. AMD bringt erste Anti-Snapdragon-Notebooks und verschiebt den Ryzen 9000.

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Gerne hätten wir Ihnen in c’t 18/2024 schon einen ausführlichen Test der neuen AMD Ryzen 9000 mit Zen-5-Technik präsentiert. Die konnte man bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe aber noch nicht kaufen. Wir hofften daher auf eigentlich zugesagte Testmuster von AMD. Vier Werktage vor dem angekündigten Verkaufsstart verschob AMD diesen jedoch um rund zwei Wochen. Schade, dann folgt der Test hoffentlich in c’t 20/2024 – und falls möglich schon früher auf ct.de.

Gehalten hat AMD hingegen das Versprechen, dass noch im Juli erste Notebooks mit Ryzen AI 300 erscheinen – auch in Deutschland: Es ist zwar nur eines, aber das Asus ZenBook S16 OLED mit Ryzen AI 9 365 und 24 GByte LPDDR5X-RAM ist für 1700 Euro lieferbar. Dank stärkerer KI-Einheit taugt der "Strix Point"-Ryzen für Microsofts "Copilot+"-Etikett und tritt gegen die ARMada mit Snapdragon X Elite an. Im Ryzen AI 300 steckt ebenfalls Zen-5-Technik und erste Geekbench-6-Ergebnisse deuten darauf hin, dass AMD die Singlethreading-Performance erheblich steigern konnte. Es sind auch schon Geekbench-6-Werte eines Ryzen 9 9950X zu finden, die die Tendenz bestätigen.

Intels Lunar Lake alias Core Ultra 200V taucht ebenfalls schon in der Geekbench-6-Datenbank auf. Demnach leisten auch dessen neue P-Kerne vom Typ Lion Cove pro Taktzyklus erheblich mehr als ihre Vorgänger. Dieselben Lion Coves werden in den kommenden LGA1851-Prozessoren codenamens Arrow Lake stecken. Das sind gute Vorboten für einen spannenden Hardware-Herbst.

Schick gewandet in "skandinavischem Weiß" rechnet der AMD Ryzen AI 9 365 mit zehn Zen-5-Kernen im Asus ZenBook S16.

(Bild: Asus)

Je tiefer man bohrt, desto mehr Murks kommt ans Licht – merkt Intel gerade. Seit Monaten sucht Intel nach der Ursache für Abstürze bei Desktop-PCs mit Prozessoren der Baureihen Core i-13000 und i-14000. Es geht vor allem um besonders hoch getaktete K-Prozessoren. Statt eines Problems tauchten aber mittlerweile mindestens vier auf. Zuerst stellte sich heraus, dass es doch keine gute Idee war, Grenzwerte für Betriebsspannung und Leistungsaufnahme zu ignorieren. Darauf wiesen wir in c’t schon oft und seit Jahren hin: Die Mainboard-Hersteller liefern viele Boards mit hirnrissig hohen Voreinstellungen für diese Grenzwerte aus. Intel duldete das, um im Wettkampf gegen AMD besser dazustehen – nun kommt die Quittung. In Zukunft macht Intel strengere Vorgaben für die BIOS-Voreinstellungen (BIOS Setup Defaults).

Als zweites und drittes Problem meldete Intel, dass die Prozessoren ihre internen Vorgaben für die je nach Lastzustand dynamisch wechselnde Betriebsspannung falsch berechnen. Als Abhilfe sollen BIOS-Updates kommen. Das vierte Problem hat Intel noch nicht über die Pressestelle verraten, aber ein Intel-Mitarbeiter in einem Supportforum. Demnach gab es bei einem Teil der Chips Qualitätsmängel in der Fertigung, die zu Instabilitäten führen können.

Zwischen Nvidia-Boss Jensen Huang und dem ebenfalls superreichen Chef der koreanischen SK Group dürfte es kürzlich klärende Gespräche gegeben haben. Denn Chey Tae-won, zu dessen SK Group auch der wichtige Nvidia-Zulieferer SK Hynix gehört, dämpfte den hochfliegenden Nvidia-Börsenkurs kurzzeitig. Der Firmenkapitän sprach aus, was auch im Bit-Rauschen schon zu lesen war: Bisher ist es schwierig, mit KI-Anwendungen Geld zu verdienen. Wenn nicht bald profitable Geschäftsmodelle auftauchen, könnten die astronomischen Nvidia-Einnahmen sinken. Und große Nvidia-Kunden wie Amazon, Microsoft und Google arbeiten mit Hochdruck an billigeren KI-Beschleunigern. Doch Chey Tae-won erwartet auch, dass Nvidia noch mindestens drei Jahre lang den Markt anführen wird.

Für die Speicherchipfirma SK Hynix ist es nicht so wichtig, welche Firma bei KI-Prozessoren vorne liegt – alle brauchen schnellen lokalen Speicher mit hoher Kapazität. Und an Ankündigungen neuer KI-Chips herrscht kein Mangel: Auf der Konferenz Hot Chips HC'24 in Stanford Ende August wollen unter anderem Broadcom, Furiosa, Meta, Microsoft und Preferred Networks neue Chips vorstellen. Einige davon nutzen schnelle optische Datenverbindungen. Auf der HC'24 geht es aber auch um AMDs Zen 5, Intels Lunar Lake, Qualcomms Oryon-Kerne des Snapdragon X Elite und IBM-Serverprozessoren.

Bei AMD und Intel verabschieden sich einige prominente Managerinnen und Manager. Der mit dem Xilinx-Kauf zu AMD gewechselte Xilinix-CEO Victor Peng geht mit 64 Jahren in den Ruhestand. Die deutlich jüngere Lisa Spelman verlässt nach mehr als 20 Jahren Intel, um Chefin von Cornelis Networks zu werden. Sie leitete zuletzt die Xeon-Sparte, die seit einigen Jahren mit epy(c)schem Gegenwind kämpft.

Zum Bit-Rauschen gibt es regelmäßig auch einen Podcast.

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(ciw)