Bit-Rauschen: Spekulationen über eine Intel-Übernahme machen die Runde

Qualcomm will Teile von Intel kaufen. Intel wiederum will sich mit Prozessoren retten. Oracle kauft von Ampere Computing nicht nur Server-CPUs.

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Es war zu erwarten, dass Intels Schwäche Spekulationen um eine Übernahme ins Kraut schießen lässt. Als Kaufinteressent wurde der bei Smartphone-Prozessoren und Mobilfunkmodems führende Hersteller Qualcomm genannt. Dessen Börsenwert liegt um 90 Prozent über dem von Intel, auch wenn der Intel-Aktienkurs zuletzt wieder stieg. Eine Übernahme wäre für Qualcomm ein gewaltiger Brocken. Einige Intel-Produkte würden das Qualcomm-Angebot durchaus ergänzen. So landete Qualcomm mit dem ARM-Chip Snapdragon X zwar erste Erfolge bei Windows-Notebooks, hat aber für Desktop-PCs und Server bisher nichts im Programm. Auch die israelische Firma Mobileye, an der Intel die Mehrheit hält, würde mit Chips für autonomes Fahren gut zu Qualcomm passen. Denn Qualcomm verkauft schon relativ viele Chips für Autos.

Doch Qualcomm wäre wohl höchstens an Intels CPU-Sparte interessiert und nicht an der im Aufbau befindlichen Fertigungssparte Intel Foundry. Denn schon Intel selbst tut sich ja mit der neuen Rolle als Chip-Auftragsfertiger schwer, trotz mehr als 50 Jahren Erfahrung in der Halbleiterproduktion. Für Qualcomm wäre das Neuland und ein Deal mit Intel würde daher wohl voraussetzen, dass sich für Intels Foundry-Sparte ein anderer Käufer findet. Da sind die üblichen Verdächtigen im Spiel: TSMC, Samsung oder auch Globalfoundries. Das sind aber alles Spekulationen und Gerüchte.

Ins Server-Barebone Gigabyte R183-P92-AAE1 passen zwei AmpereOne-Prozessoren mit zusammen 384 ARM-Kernen. Der CPU-Hersteller Ampere ist eng mit Oracle verbandelt.

(Bild: Gigabyte)

Mit drei neuen CPU-Familien will sich Intel aus der Krise kämpfen: mit dem Core Ultra 200V "Lunar Lake" für Notebooks, dem 128-Kerner Xeon 6900P "Granite Rapids" für Server und dem kommenden Core Ultra 200 "Arrow Lake-S" für Desktop-PCs. 2025 folgen auch Mobilversionen von Arrow Lake. Vor allem aber soll Panther Lake mit viel höherer Effizienz 2025 beweisen, dass die Fertigungstechnik Intel 18A hält, was Intel verspricht. Für Desktop-PCs soll Nova Lake direkt auf Arrow Lake folgen; ein bislang erwarteter "Arrow Lake Refresh" ist anscheinend vom Tisch.

In den nächsten Wochen startet AMD die jüngste Epyc-Generation für Server, vermutlich als Epyc 9005 "Turin" mit 128 Zen-5-Kernen. Bei der CPU-Kernzahl herrscht dann wieder Gleichstand zu Intels Xeon 6980P. Ende 2025 könnte die Xeon-7-Familie ebenfalls aus der 18A-Fertigung starten, und zwar in Form von Diamond Rapids (P-Kerne) und Clearwater Forest (E-Kerne). Auf der Intel-Website tauchten erste Test-Tools für eine gigantische Server-Prozessorfassung mit 9324 Kontakten (LGA9324) auf.

Die Cloud-Riesen Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud entwickeln jeweils eigene ARM-Prozessoren für Server beziehungsweise setzen sie längst ein (AWS Graviton). Oracles Cloudsparte Oracle Cloud Infrastructure (OCI) verwendet hingegen ARM-Chips von Ampere Computing, die bisher auch andere Firmen kaufen können. Nun wurde bekannt, dass Oracle bereits 29 Prozent an Ampere hält und die Option hat, die Firma komplett zu übernehmen. Dann wäre der einzige unabhängige Konkurrent gegen Server-CPUs von AMD und Intel wieder Geschichte.

Der Serverhersteller Supermicro steht unter Druck: Sein im Zuge des KI-Hypes enorm gestiegener Aktienkurs brach Ende August ein. Denn der US-Anlageberater Hindenburg Research behauptet, Supermicro habe die Verkaufszahlen geschönt und ein undurchsichtiges Firmengeflecht aufgebaut. Schon 2020 hatte die US-Börsenaufsicht SEC hohe Strafzahlungen gegen Supermicro wegen unzulässiger Manipulationen verhängt. Das war allerdings ebenso schon zuvor bekannt wie die familiären Verflechtungen mit den taiwanischen Supermicro-Zulieferern Ablecom und Compuware Technologies, deren CEOs Brüder des Supermicro-Gründers Charles Liang sind. Supermicro prüft die Bücher und konnte deshalb den Bericht für das zweite Geschäftsquartal 2024 nicht fristgerecht offenlegen.

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(ciw)