Bitcoin: Kursrutsch nach anhaltenden Problemen bei Mt. Gox
Die Bitcoin-Börse Mt. Gox hat es mal wieder geschafft, den Kurs auf Talfahrt zu schicken. Dabei sehen die Börsenbetreiber den Grund für ihre technischen Schwierigkeiten in einem Fehler im Bitcoinprotokoll.
Die einstmals wichtigste Bitcoin-Börse Mt. Gox kämpft offenbar immer noch mit Problemen bei der Abwicklung von Bitcoin-Abhebungen. In einer Mitteilung vom Montag machen die Börsenbetreiber eine Schwachstelle im Bitcoinsystem verantwortlich. Darauf folgte ein erneuter Kursrutsch.
Bereits vergangenen Freitag hatten die Betreiber von Mt. Gox verlauten lassen, alle Bitcoin-Abhebungen bis auf Weiteres zu sperren. Bis vor der Sperre sollen Abhebungen im Wert von bis zu 70.000 Bitcoins im System der Börse hängengeblieben sein. Grund dafür seien technische Probleme, deren Art am heutigen Montag in der Pressemitteilung beschrieben wurde: So handele es sich um ein "größtenteils ignoriertes“ Problem des Bitcoin-Protokolls, mit dem die Börsen-Betreiber zu kämpfen haben. Der Defekt ermögliche es, die Hashwerte einer Transaktion zu ändern, so dass es scheint, als habe sie nie stattgefunden. Dadurch wirke die gesamte Transaktion im System als fehlerhaft.
Liegt das Problem doch bei Mt. Gox?
Gavin Andreesen, einer der Kern-Entwickler des Bitcoin-Systems, widerspricht der Darstellung der Börsen-Betreiber entschieden. Das genannte Problem sei laut seit seinem Beitrag im Blog des Lobby-Verbands Bitcoinfoundation eigentlich schon seit 2011 bekannt und dokumentiert. Tatsächlich sei es in einem kurzem Zeitfenster vor der Bestätigung einer Transaktion in der Blockchain möglich, die ID der Transaktion zu ändern, was zu unklaren Zuordnungen führen könne. In der Standard-Wallet-Anwendung sei das allerdings längst berücksichtigt, weshalb sich Nutzer darum nicht zu sorgen brauchten.
Jede Bitcoin-Börse, die eine veränderte Version der Wallet-Software benutzt, sollte mit diesem technischen Detail umgehen können, betonte Andreesen. Seiner Ansicht nach liegt das Problem eher in der hochgradig modifizierten Wallet von Mt. Gox und den internen Prozeduren, die dieser Anforderung nicht gewachsen sind. Ob auch andere Handelspätze wie etwa Bitstamp, die längst ein größeres Volumen als Mt. Gox stemmen, mit dem Problem zu kämpfen haben, ist aktuell nicht bekannt. Andreesen hob in jedem Fall hervor, dass Bitcoin trotz der nunmehr fünf Jahre seiner Existenz immer noch ein sehr experimentelles Währungs- und Transaktionssystem sei.
Kurs im Keller
In jedem Fall haben die Schwierigkeiten von Mt. Gox die Kurse zum wiederholten Male in den Keller getrieben. Hatte der Bitcoinpreis in US-Dollar bereits Ende vergangener Woche nachgegeben, rutschte er diesmal unter die Marke von 600 US-Dollar. Anfang vergangener Woche lag der Kurs noch bei über 900 US-Dollar. An anderen Handelsplätzen kam es ebenfalls zu Turbulenzen, wenn auch nicht im gleichen Maße.
Bereits im April hatten technische Probleme bei Mt. Gox den Bitcoinpreis von einem Allzeithoch tief abstürzen lassen. Die schnelle und reibungslose Abwicklung von Abhebungen ist ebenfalls schon länger ein Problem für Mt. Gox, was immer wieder Spekulationen über die finanzielle Lage der Börse befeuert.
[Update: 11.02.2014, 8:05]
Der deutsche Bundesverband Bitcoin widersprach auf Anfrage von heise online ebenfalls der Darstellung von Mt. Gox. Der "Bug" sei seit drei Jahren bekannt und habe noch nie bei jemandem zu Problemen geführt. Mit einer "sauber implementierten" Wallet gebe es die Schwierigkeiten nicht, sagte der Sprecher. Zudem wies er darauf hin, dass der Fehler nicht nur seit 2011 bekannt, sondern sogar im Bitcoin-Wiki dokumentiert sei, das auf Servern im Besitz von Mark Karpeles laufe – dem Inhaber von Mt. Gox. (axk)