Bitcoin zeitweise unter 30.000 US-Dollar, Stablecoin TerraUSD wird instabil
Harte Zeiten an den Kryptowährungsbörsen – praktisch alle Coins sackten zum Dienstag ab. Der Stablecoin TerraUSD verlor darüber sogar seine Dollarbindung.
- Axel Kannenberg
- mit Material der dpa
Die jüngste Talfahrt von Kryptowährungen wie Bitcoin setzt sich fort. Am Dienstag fiel der Kurs des ältesten und bekanntesten Coins auf knapp unter die Marke von 30.000 US-Dollar. Mit 29.833 US-Dollar wurde in der Nacht auf Dienstag der niedrigste Stand seit Juli 2021 markiert. Aktuell stabilisiert sich der Preis auf etwas über 31.000 US-Dollar. Noch vor wenigen Tagen hat ein Bitcoin über 10.000 US-Dollar mehr gekostet. Im November markierte der Kurs seinen Rekord von über 67.000 US-Dollar.
Auch andere Digitalwerte wie Ether, XRP oder Dogecoin gaben weiter nach; manche Währungen wie Monero verloren über 10 Prozent an Wert. Der Marktwert aller derzeit rund 19.300 Kryptoanlagen fiel nach Angaben des Portals Coinmarketcap zeitweise auf die Marke von 1,44 Billionen US-Dollar, erholte sich inzwischen aber wieder etwas. Das im vergangenen November erreichte Rekordhoch von fast drei Billionen US-Dollar ist aktuell weit entfernt.
Der instabile Stablecoin
Besonders hart erwischte es den Coin Luna der Kryptoplattform Terra und den damit verbundenen Stablecoin TerraUSD. Luna sackte allein vom Montag zum Dienstag um fast 50 Prozent auf derzeit rund 33 US-Dollar ein, Anfang vergangener Woche lag der Kurs noch bei ĂĽber 80 US-Dollar. Die Lunatokens sollen neben Stimmrechten auch zur Stabilisierung des Stablecoins TerraUSD dienen. Dieser zeigt sich laut Bericht des Fachdienstes The Block im Zuge fallender Kryptokurse aber seit Wochenende als eher instabil und trug damit wohl erheblich zum Kursrutsch von Luna bei.
Stablecoins sind Kryptowährungen, die ihren Preis an einen Wert binden wie in diesem Fall etwa den US-Dollar. Eine Einheit muss dann immer einen US-Dollar wert sein; im Hintergrund stehen klassischerweise entsprechende Geldreserven, was bei Terra auch Kryptowährungen umfasst. Hauptsächlich soll Preisstabilität Terras Konzept nach aber durch Geldmengenanpassungen in Verbindung mit stetigem Tausch zwischen Einheiten von Luna und TerraUSD erreicht werden, bei dem sich Gelegenheiten für Arbitragehandel bieten.
Terra bezeichnet das als "algorithmische Bindung". Offenbar klappt das Konzept nicht mehr richtig: Der Preis eines TerraUSD liegt derzeit bei rund 0,92 US-Dollar; in den frĂĽhen Stunden des heutigen Dienstags fiel der Wert sogar auf bis zu 0,66 US-Dollar.
Um den Preis zu stabilisieren, versucht die Terra Foundation Mittel liquide zu machen. Unter anderem wurden die Bitcoinreserven an ungenannte Händler verliehen. Insgesamt soll das einen Finanzrahmen im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar schaffen, um TerraUSD wieder in die gewünschte Bahn zu bringen.
Die Zinswende ist da
Als Hauptgrund fĂĽr den Sinkflug am gesamten Kryptomarkt gilt die Zinswende vieler Zentralbanken. Nicht nur in den USA stemmen sich die Notenbanken mit teils deutlichen Zinsanhebungen gegen die hohe Inflation. Das macht auch den klassischen Anlageformen wie Aktien und Anleihen schwer zu schaffen. Insbesondere Aktien aus dem Tech-Bereich gaben zuletzt immer wieder deutlich nach.
Zusätzlich leiden die als besonders riskant geltenden Kryptowährungen unter dem ungewissen Fortgang des Ukraine-Kriegs. Dass der Bitcoin einen Schutz gegen Inflation oder Aktienmarktturbulenzen bieten könne, wie manche in der Kryptogeldcommunity behaupten, ist derzeit nicht zu beobachten.
[UPDATE: 10.05.2022, 17:00]
Die ursprĂĽngliche Fassung enthielt eine irrefĂĽhrende Beschreibung des Konzepts hinter dem TerraUSD-Coin. Das wurde korrigiert. (axk)