Bitkom-Umfrage: In jedem zehnten IT-Unternehmen keine einzige Frau

Eine repräsentative Umfrage des Bitkom zeigt: Je kleiner die IT-Unternehmen sind, desto geringer der Frauenanteil – bei 10 Prozent liegt der Anteil bei null.

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(Bild: MT-R/Shutterstock.com)

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Der Frauenanteil in der Informations- und Kommunikationstechnologie (ITK) mit derzeit 1,25 Millionen Beschäftigten stagniert nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit seit mehr als einer Dekade bei ungefähr 30 Prozent. Um herauszufinden, warum das so ist, hat Bitkom Research über 500 Unternehmen der Branche mit mindestens zehn Beschäftigten befragt. Die positive Nachricht: 24 Prozent der Unternehmen wollen ihren Frauenanteil erhöhen. Allerdings zeigte sich auch: Je kleiner die Unternehmen, desto geringer ist der Frauenanteil. In 11 Prozent der Unternehmen seien keine Frauen angestellt, bei 76 Prozent liegt der Frauenanteil bei einem bis 25 Prozent und bei sieben Prozent der Unternehmen zwischen 26 und 50 Prozent.

Frauenanteil steigt mit Unternehmensgröße

(Bild: Bitkom Research)

Frauen sind in IT-Unternehmen weiterhin nur selten in Führungspositionen vertreten. 66 Prozent der Unternehmen denken, dass "Traditionelle Rollenbilder" in Unternehmen für einen geringen Frauenanteil sorgen würden. 62 Prozent sehen die ITK-Branche als wenig attraktiv an und für mehr als die Hälfte sind laut Umfrage die Hürden beim Wiedereinstieg von Frauen nach der Elternzeit verantwortlich. Die Politik sei aufgrund einer nicht ausreichenden Betreuungsinfrastruktur für Kinder zu 78 Prozent verantwortlich.

Mögliche Gründe für geringen Frauenanteil in Führungspositionen

(Bild: Bitkom Research)

Über die Hälfte der Unternehmen sind überzeugt, dass es für Führungspositionen zu wenig qualifizierte Frauen gebe [-] fast fünfzig Prozent machen die schlechtere Selbstvermarktung von Frauen für einen geringen Anteil in Führungspositionen verantwortlich. Weitere 38 Prozent sehen fehlende Netzwerke für Frauen als Ursache.

Fast ein Drittel der Unternehmen hätten sich keine Ziele gesetzt, um den Frauenanteil im mittleren oder Top-Management zu erhöhen. Als Gründe gaben 64 Prozent der Unternehmen an, nicht über genügend Bewerberinnen zu verfügen und 30 Prozent würden Frauen in diesen Positionen ablehnen. 21 Prozent würden andere Prioritäten setzen, 15 Prozent sehen keinen Handlungsbedarf und 14 Prozent lehnen Frauen ab, da sie aufgrund von Kindern ungeeignet sind.

In jedem zweiten Unternehmen fehle der Bitkom-Umfrage zufolge die Zuständigkeit für die Gleichstellung der Geschlechter. Lediglich zwei beziehungsweise drei Prozent der befragten Firmen verfügen über eine Person, die sich für die Gleichstellung einsetzt. Bei einem Viertel der Unternehmen würde die Personalabteilung diese Aufgabe übernehmen und bei 22 Prozent die Geschäftsführung. Betroffen sind demnach fast ausschließlich Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten.

Als Maßnahmen, um die Karrieren von Frauen zu fördern, unterstützen 40 Prozent der befragten Unternehmen Frauen mit Weiterbildungsprogrammen. 34 Prozent setzen auf familienfreundlichere Arbeitsbedingungen und fast ein Viertel rekrutiere neue Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit Hochschulen. Rollenvorbilder in der Kommunikation, Mentoring und Jobsharing würden ungefähr 20 Prozent der befragten Unternehmen einsetzen – die Möglichkeit für eine Führungsposition in Teilzeit gibt es der Umfrage zufolge bei 8 Prozent.

Flexibilität und Weiterbildung für Frauen

(Bild: Bitkom Research)

Bei 76 Prozent der Unternehmen sei die Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation bisher noch kein Thema.

Die meisten Unternehmen (93 Prozent) sind der Ansicht, dass gemischte Teams zu einem besseren Betriebsklima beitragen, 73 Prozent berichten von einer höheren Produktivität in diesen Teams. 85 Prozent finden, dass Frauen neue Ideen und andere Sichtweisen ins Unternehmen einbringen und 83 Prozent sehen Frauen als Mittel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Stärken gemischter Teams in der IT-Branche

(Bild: Bitkom Research)

Um sich für mehr Frauen in der IT einzusetzen, unterstützt der Bitkom die 2020 zum Digitalgipfel der Bundesregierung gegründete Initiative #SheTransformsIT, die sich "für mehr Frauen in der Digitalisierung stark" macht. "Wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um Frauen in der Digitalbranche zu stärken [...] Die erste Bestandsaufnahme macht deutlich, wie dringend unsere Initiative gebraucht wird. Wir wollen, dass zukünftig alle IT-Unternehmen sehen, wie wichtig gemischte Teams sind und was sie für die Gewinnung von Frauen tun können", äußert die Bundestagsabgeordnete Anna Christmann (Bündnis 90/Die Grünen) auf der zur Umfrage zugehörigen Bitkom-Pressekonferenz äußerte.

„Es braucht Role Models und die gezielte Ansprache von Frauen in der Personalgewinnung, starke Frauen mit Führungsverantwortung, leistungsfähige Netzwerke und ganz konkrete Maßnahmen wie die Verankerung von Frauenförderung in Zielvereinbarungen von Führungskräften“, so Bitkom-Vizepräsidentin Sabine Bendiek.

(mack)