BlackBerry 10: Mehr Geräte, mehr Apps, mehr Kommunikation

Auf dem Backberry Experience Forum verkündete der Hersteller, der Tastatur-BlackBerry Q10 komme bereits in der 2. April-Hälfte nach Deutschland. Vier weitere Geräte seien geplant. Smartphones mit BlackBerry 10 benötigen keinen speziellen Datentarif mehr.

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BlackBerry 10 ist in Deutschland angekommen und wird aktuell gerade in USA gestartet. Zeit für BlackBerry, die Firma, ihren Kunden die neue Lösung zu präsentieren. Dazu veranstalteten die Kanadier in Frankfurt das BlackBerry Experience Forum, das viele kleine Neuigkeiten brachte, die man in großen Ankündigungen nicht findet.

BlackBerry Q10

(Bild: BlackBerry)

So soll das Tastaturgerät Q10 in Deutschland bereits in der zweiten Aprilhälfte an den Start gehen. BlackBerry hatte erwartet, dass viele Kunden auf dieses Gerät warten. Nun ist man ein wenig über den Erfolg des Z10 überrascht. Viele Tester finden die Bildschirmtastatur weit besser als erwartet. Nach kurzer Eingewöhnung lernt BlackBerry 10 schnell das Vokabular des Benutzers und bietet passende Wortvorschläge an, die man in den Text schnipsen kann. Erst nach der Einführung des Q10 wird man sehen, ob BlackBerry eher Tastaturgeräte oder reine Touch-Geräte verkaufen wird. Einen Vorteil wird das Q10 jedenfalls haben: Ein größerer Akku (2100 statt 1800 mAh) und ein kleinerer Bildschirm werden die Batterielaufzeit verbessern. Das Z10 wird aktuell in kurzen Zyklen mit neuen Betriebssystemversionen aufgerüstet, die Optimierungen in diesem Bereich versprechen. So verteilt BlackBerry nunmehr die Version 10.0.10.99, die Vodafone-Kunden OTA (over the air) angeboten bekommen.

BlackBerry wird dieses Jahr sechs neue Geräte mit BlackBerry 10 anbieten, erklärte Hervé Liboureau, Managing Director Central Europe. Man wolle drei Preis-Segmente anpeilen: Highend und mittleres Segment dieses Jahr, Einstiegsgeräte nächstes Jahr. Q10 und Z10 zählt er dabei zum Highend. BlackBerry arbeite dabei an Modellen mit und ohne Tastatur. Aus diesen Aussagen darf man schließen, dass BlackBerry den Markt von oben nach unten mit zwei verschiedenen Lösungen angehen will.

Markus Müller, der nach der Übernahme seines Unternehmens Ubitexx bei BlackBerry blieb und mittlerweile als Senior Director Enterprise Partnerships arbeitet, meint: "Die Trennung zwischen Business und Privat existiert nicht mehr." Die Unternehmens-IT entscheide nicht mehr, was die Anwender einsetzen müssen, sondern biete Alternativen an. Auch wenn BlackBerry ihre eigene Architektur leicht an die IT verkaufen kann, so hängt alles davon ab, dass die Anwender so ein Gerät auch haben wollen. Entsprechend richtet sich die Werbung von BlackBerry auch eher am Anwender aus.

Entscheidend für die Akzeptanz der Geräte ist neben der "Coolness" vor allem das Ökosystem mit Apps und Zubehör. Auch wenn die Kanadier stolz verkünden, dass sie mit 70.000 Apps den besten Start hingelegt haben, den je ein Smartphone hatte, und es mittlerweile bereits 100.000 Apps gebe, so findet man auch in dieser Masse reichlich Lücken. In Deutschland fehlt aktuell vor allem der DB-Navigator. Laut BlackBerry gibt es diese App bereits, sie werde aber noch getestet und stehe deshalb leider noch nicht zur Verfügung.

Mittlerweile hat sich auch geklärt, dass die neue BlackBerry-Gerneration keinen speziellen Datentarif mehr benötigt. Das gilt für sämtliche Dienste inklusive BBM (BlackBerry Messenger) und BlackBerry Enterprise Service. BlackBerry will diese Einnahmen durch den Verkauf von BES-10-Lizenzen (BlackBerry Enterprise Service) substituieren. Bestehende Lizenzen für den BES 5 tauscht BlackBerry kostenlos in BES 10 CALs (Client Access Licenses) um, für jedermann bis Ende 2013, für Service-Kunden auch darüber hinaus.

SAP Apps fĂĽr BlackBerry 10 (4 Bilder)

SAP RealSpend

Für den Enterprise-Bereich präsentierte BlackBerry-Partner SAP in Frankfurt drei Lösungen, die im Mai erscheinen sollen: “SAP RealSpend”, “SAP Customer Financial FactSheet” und “SAP CFO Vantage”. RealSpend wurde ursprünglich vom SAP AppHaus in Palo Alto für das iPad konzipiert, Customer Financial Fact Sheet ist eine Portierung der iPhone-App. CFO Vantage ist vollständig neu und aggregiert Daten bzw. vorgenerierte Reports, Analytics usw. verschiedener Quellen. Es nutzt dabei Back Ends im Intranet und öffentlich vefügbare Dienste im Internet.

BlackBerry arbeitet bereits an Clients für IBM Sametime und Microsoft Lync, zeigte diese aber in Frankfurt nicht. Dafür gab es während der Keynote erstmals eine Demo des vor wenigen Tagen angekündigten Secure Work Space für Android und iOS, mit dem die Kanadier BlackBerry Balance auch auf diese Plattformen bringen wollen. Die iOS-Version ist als Container-App ausgeführt, wie man sie auch von Good Technologies oder Excitor DME kennt. Die Android-Lösung präsentiert eine eigene Homepage mit Widgets, in der sich die Geschäftsanwendungen zeigen. Isoliert werden die Daten auf beiden Plattformen durch eine Sandbox mit verschlüsselter Datenablage. So verhindert BlackBerry, das Geschäftsdaten in den privaten Bereich sickern. Der Secure Work Space nutzt die gleiche Datenverbindung zum BES 10 (BlackBerry Enterprise Service) wie auch die BlackBerry-Geräte.

BlackBerry 10 wird von IBM Notes & Domino 9 "Social Edition" unterstützt, das ab heute von IBM als Download in englischer Sprache angeboten wird. Anders als die alten BlackBerry-Handhelds benutzt BlackBerry 10 das Exchange ActiveSync-Protokoll, um an Lotus Traveler anzudocken. Und dort gibt es noch einen Showstopper-Bug, der nicht mehr rechtzeitig behoben wurde: es ist nicht möglich, am BlackBerry eine Termineinladung anzunehmen. Dieser Bug wird mit BlackBerry 10.1 behoben sein. Das Q10 wird als erstes Gerät mit dieser Version ausgeliefert, das Z10 erhält ein Update.

Auch die Synchronisierung von Aufgaben mit IBM Notes ist aktuell nicht möglich, da Lotus Traveler dort SyncML statt ActiveSync nutzt. BlackBerry baut derzeit SyncML für BlackBerry 10 und wird diese Lücke mit der Version 10.2 schließen. Ebenfalls avisiert ist für dieses Release die Fähigkeit verschlüsselte Notes-Mails zu bearbeiten. Das gab es bereits bei den alten BlackBerrys, fiel jedoch in der neuen Architektur unter den Tisch, weil BES 10 keinen Zugriff mehr auf Domino hat und nur den Datenstrom durchleitet. BlackBerry 10.2 wird aktuell auf "Herbst 2013" terminiert.

Update: Ursprünglich stand in diesem Beitrag, BlackBerry zähle CALs per Benutzer. Das ist falsch. Für jedes Gerät am BES10 ist eine eigene CAL erforderlich.
(vowe)