Neuer Chef für Blackberry, aber kein neuer Börsengang

Der bisherige Leiter der Blackberry-Abteilung für IT-Sicherheitsprodukte, John J. Giamatteo, übernimmt als Konzernchef. "Project Imperium" wird gestoppt.

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Graues Element mit Blackberry-Schriftzug

Blackberry Logo

(Bild: Ben Stassen CC BY 2.0)

Lesezeit: 3 Min.

John J. Giamatteo ist ab sofort Blackberrys neuer Chief Executive Officer (CEO). Er folgt seinem Namensvetter John Chen, der sich nach zehn Jahren als Blackberry-Chef zur Ruhe gesetzt hat. Blackberry (vormals Research in Motion, RIM) ist schon lange nicht mehr im Smartphone-Business, sondern hat zwei Geschäftsbereiche: Software für für das Internet der Dinge (IoT) samt vernetzten Kraftfahrzeugen sowie Software für IT-Sicherheit. Letzteren Bereich hat Giamatteo seit Oktober 2021 geleitet.

Davor war der Mann gut sechs Jahre lang Chief Revenue Officer bei der IT-Sicherheitsfirma McAfee. Seine längste Karrierephase hatte Giamatteo bei Nortel Networks von 1988 bis 2005 – das wie Blackberry ein kanadisches Unternehmen war. Es folgten fast fünf Jahren bei Real Networks, gut ein Jahr bei Solera, das Software zur Bearbeitung von Schadensmeldungen bei Kfz-Versicherungen vertreibt, dann gut zwei Jahren bei der tschechischen IT-Sicherheitsfirma AVG Technologies, und schließlich McAfee.

Erste Amtstat Giamatteos ist es, das letzte große Projekt seines Vorgängers Chen umzustoßen. Das war "Project Imperium", eine grundlegende Nabelschau mit Erwägung strategischer Möglichkeiten, mit dem Ziel, den Wert der Blackberry-Aktien zu steigern.

Erst vor neuneinhalb Wochen wurde das Resultat verlautbart: Blackberry werde seine IoT-Sparte samt Kfz-Software abspalten und an die Börse bringen. "Der Verwaltungsrat hat festgestellt, dass die Trennung der IoT- und IT-Sicherheits-Geschäftsbereiche (…) die optimale strategische Richtung für Blackberry ist", verlautete das Unternehmen am 4. Oktober. "Das oberste Ziel der Trennung ist ein Börsengang des IoT-Geschäfts" in Form des üblichen Initial Public Offering.

Mit Giamatteos Amtsantritt lässt Blackberry dieses "oberste Ziel" fallen. "Das Unternehmen wird keinen Börsengang seiner IoT-Abteilung mehr anstreben." Stattdessen sieht es so aus, als würde Blackberry einen Investor suchen, der die eine oder andere Firmenhälfte direkt kaufen möchte, ohne Börse.

Denn an der Trennung in eigenständig agierende Bereiche hält Blackberry fest. Beide Sparten sollen jeweils für sich sowohl profitabel sein als auch positiven Cashflow erwirtschaften. Bezeichnend ist der Plan, selbst jene Aufgaben, die in Konzernen üblicherweise zentral für alle Konzernsparten abgewickelt werden, in den beiden Geschäftsbereichen zu duplizieren. Zwar reduziert das die Konzernzentrale auf ein Minimum, aber effizient ist das nicht, weil gewisse Ausgaben nun zweimal anfallen und Skalenvorteile verlorengehen. So stellt man einen Unternehmensbereich auf, wenn man ihn möglichst schnell verkaufen möchte.

Offiziell hat der Verwaltungsrat entschieden, den Börsengang abzusagen. Sicher nicht ohne eingehende Erörterung mit dem neuen CEO. "Der Verwaltungsrat und ich sind komplett auf einer Linie, was die nächsten Schritte anbelangt, um den Wert in Blackberry zu erschließen" sagt der, und verspricht "full speed". Tatsächlich ist der nächste Schritt das erneute Anheuern einer externen Beratungsfirma, für eine "unabhängige Beurteilung von Grund auf."

Blackberry-Aktien reagierten an der NASDAQ auf die Bekanntgabe des neuen Chefs und des Kurswechsels zunächst mit einem Fall von über acht Prozent, erholten sich aber rasch und drehten geringfügig ins Plus. Am Ende des Handelstages stand ein kleines Minus von einem halben Prozent. Noch nicht bekannt ist, wer Giamatteo an der Spitze der IT-Sicherheitssparte Blackberrys folgt.

(ds)