Blickkontakt: Die Bilder der Woche KW 8
In den Bildern dieser Woche dreht sich alles um die Augen des fotografierten Menschen oder Tiers und deren Wirkung auf den Betrachter.
- Tom Leon Zacharek
Blickkontakt sorgt für eine starke Bildaussage. Der Betrachter begegnet dem abgebildeten Menschen oder Tier direkt. Unbewusst findet ein Dialog statt. Manchmal bleibt es der eigenen Interpretation überlassen, was man daraus macht. Die Bildauswahl dieser Woche wirkt mal niedlich, dann wieder ernst oder erstaunt. Dennoch sieht jeder die Motive mit der Brille der eigenen Erfahrung und so können bereits Kleinigkeiten unterschiedliche Empfindungen hervorrufen.
Dieser kleine Vogel blickt direkt in die Kamera. Es scheint, als würde er den Fotografen genau beobachten – jederzeit bereit, wegzufliegen, sollte dieser ihm zu nahe kommen. Da er auf dem Boden sitzt, wurde auch die Kamera niedrig positioniert. Durch die offene Blende hebt er sich gut von Vorder- und Hintergrund ab.
Fotograf Zika schrieb uns zu seinem Foto Song Sparrow – Singammer: "Das Bild entstand auf einer Vogelwanderung im Staat New York, bei der ich im Wesentlichen Vögel gezählt habe. Der Song Sparrow saß auf einem Schotterweg, sah als Vogel interessant aus, aber im Stehen und selbst aus der Hocke ergab sich keine gute Perspektive. Ich musste etwas herumprobieren, bis ich den kleinen Vogel dann doch auf Augenhöhe fotografieren – und so auch den Schotterweg zum Verschwinden bringen konnte. Ganz selten saß der Vogel mal für einen Sekundenbruchteil frontal zu mir, und diese Momente vorherzusagen war schwierig. Es waren einige Bildserien mit insgesamt über 500 Bildern nötig, um den Singvogel aus der richtigen Perspektive und von vorn abzulichten."
Im Bild Fell auf Fell von Hendrik Nölle (Klicker3D) sieht man den scheuen Blick der Labradorhündin Lilo. Sie scheint etwas eingeschüchtert und nicht ganz sicher, was sie von der Kamera halten soll. Durch den Kontrast zwischen ihrem Fell und dem Teppich, auf dem sie liegt, kommt sie gut zur Geltung.
"Lilo, so heißt die Labrador-Hündin, war gerade frisch in der befreundeten Familie und beäugte die neue Umgebung noch recht skeptisch. Sie hatte schnell ihren Platz gefunden, ein kuscheliges Schafsfell in der Ecke. Der SW-Kontrast und der Hundeblick zwingen auf den Auslöser zu drücken, auch wenn man eine Weile warten muss, bis sie ruhig da liegt", schrieb Nölle zu seinem Bild.
Intensiver Blick, unterschwellige Aggression, der Betrachter begegnet dem Raubvogel im WeiĂźkopfseeadler-Portrait von bauermiba sehr direkt. Der Fokus und die Konzentration sind dem Tier anzusehen. Der Greif versprĂĽht eine leicht bedrohliche Stimmung.
Aufgenommen wurde das Foto bereits 2014 im Wildpark Hellenthal.
Die Katze im Bild Verträumt von JensonR, starrt in die Leere – so scheint es zumindest. Der Fotograf erklärt jedoch: "Diese Katze ist ein Sonnenschein, wenn ich sie nur ansehe, geht mir das Herz auf. Nach ihren Spaziergängen liegt sie gerne auf dem Stuhl und schaut durch das Terrassenfenster auf die Wiese. Als das Foto entstand, tummelte sich gerade ein Taubenpaar auf der Wiese." Also doch kein zielloser Blick, eher einer mit beginnendem Jagdfieber. Die zusätzliche Information hilft, die Aufnahme korrekt zu interpretieren.
Das Bild Follow your inner moonlight, don't hide the madness von Ivan im Abstrakten zeigt einen ungewöhnlichen Blickwinkel, zu dem er uns beschreibt: "Das Bild entstand bei einem Shooting bei mir im Home-Studio. Das Model stand in der Hocke auf einem kleinen Hocker und ich fotografierte von einer kurzen Leiter nach unten mit einem Extrem-Weitwinkel Objektiv (14 mm)."
Durch den Blick des Models entsteht zusätzlich eine leichte Verwirrung und man kann erkennen, was der Fotograf mit dem Wort Madness (Wahnsinn oder Verrücktheit) im Titel aussagen will.
Im Bild Just ... von Pham Nuwem ist nicht der Blick eines Subjekts wichtig, sondern der des Betrachters. Durch den Nebel, der den Turm verdeckt und die leicht erkennbaren Umrisse der Bäume, erzeugt die Aufnahme eine geheimnisvolle Stimmung.
Zur Entstehung schrieb uns der Fotograf: "Die Idee war bei Inversionswetterlage auf dem Herzogenhorn zu sein und zu schauen welche Licht-/Wolkenstimmungen sich mit Blick auf die Alpen und umliegenden Höhen ergeben. Nur war die Inversionswetterlage leider etwas zu schwach, somit waren die Wolken zu hoch und man selber stand zum Teil im Nebel. Das erlaubte trotzdem ein paar nette Bilder, u.a. dieses vom Turm auf dem Seebuck, wie er gerade aus den Wolken schaute."
In der Aufnahme Krokusse von Daborius war vor allem der Blick des Fotografen entscheidend: "Die Aufnahme entstand bei einem Spaziergang (die Kamera kommt immer mit). Man muss sich nur einen (Krokus) aussuchen, der etwas anders ist, als die anderen. Meine Wahl fiel auf den einen mit Spinnweben. FĂĽr meinen Geschmack gab es zu viel Grass im Vordergrund. Um die Szene etwas ruhiger zu gestalten, habe ich die Kamera so ausgerichtet, dass andere Krokusse unscharf erscheinen."
Alle "Bilder des Tages" der vergangenen Woche finden Sie in unserer Bilderstrecke:
Bilder der Woche KW 8 (7 Bilder)
(Bild: Zika)
(cbr)