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Blümchen gegen Atompilze: Welche Blüten Amerikas Misstrauen gegen China treibt

Amerikanische Sicherheitsbehörden ermitteln wegen Mobilfunkmasten mit Huawei-Technik. Angeblich könnte China damit das Atomarsenal der USA empfindlich stören.

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(Bild: danielo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das Trojanische Pferd kam in Gestalt eines chinesischen Blumengartens: Die Spionageabwehr der USA hat laut einem Bericht des US-Nachrichtensenders CNN im Jahr 2017 den Aufbau eines Geschenks der chinesischen Regierung für die US-Hauptstadt Washington D.C. vereitelt, das offenbar einigen Anlass zur Skepsis gab. Es ist eine der seltsamsten Blüten, die das schwierige Miteinander der USA und Chinas in diesen Tagen treibt.

So wollte China angeblich dem nationalen Arboretum der USA einen 100 Millionen US-Dollar teuren chinesischen Garten schenken. Was die Sicherheitsbehörden skeptisch machte, war, dass China die Teile dafür als Diplomatenpost schicken wollte. Damit hätten der Zoll und andere Behörden nicht reingucken dürfen, was sich in den Sendungen befindet. Da der Aufbau zudem an einem der höchsten Punkte der Hauptstadt, in Funkreichweite des US-Kapitols geplant war, wurde das Projekt dem Bericht zufolge kurzerhand gestoppt.

Es ist nicht der einzige Bauchschmerz, den Amerikas Sicherheitsbehörden aktuell mit Blick auf China plagt. Auch Grundstückskäufe nahe sensibler Einrichtungen und die Verwendung chinesischer Technik in Mobilfunkmasten nahe strategischer militärischer Einrichtungen sorgen für ein Grollen in der Magengegend der amerikanischen Spionageabwehr.

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Die Amerikaner befürchten, dass Mobilfunkmasten mit Huawei-Technik in der Nähe der Atom-Raketensilos im Inland dazu missbraucht werden könnten, um Militärfrequenzen abzuhören und im schlimmsten Fall sogar die Einsatzfähigkeit des Atomarsenals zu stören. Im Falle des chinesischen Gartens hätten damit überspitzt gesagt Blümchen gegen Atompilze eingesetzt werden können.

Der Bann der Huawei-Technik und anderer chinesischer Ausrüster in den USA hat wohl maßgeblich mit den Ermittlungen rund um die Mobilfunkmasten zu tun, die bereits seit mehreren Jahren im Gange sind. Neben der Sorge vor Abhöraktionen und Frequenzstörungen geht es auch um Überwachungskameras, die teilweise an Masten hängen, um Verkehrsströme auf Autobahnen und das Wetter zu beobachten. Sie könnten aber – so die Behörden – auch zum Überwachen von Militärbewegungen verwendet werden.

Allerdings tun die USA sich offenbar trotz Zuschüssen für die Wirtschaft schwer, die Technik auszutauschen. So gehe es um 24.000 Geräte, die ersetzt werden müssen. Das zur Verfügung gestellte Geld reiche dafür offenbar nicht aus. "Wir sind besorgt darüber, dass ein Unternehmen, das einem Nationalstaat verpflichtet ist, der unsere Werte nicht teilt, die Möglichkeit erhält, sich in unsere Telekommunikationsinfrastruktur einzuschleichen", sagte FBI-Direktor Christopher Wray zu CNN. Der Anfangsverdacht der Fahnder entstand mancherorts beim Betrachten der Wirtschaftlichkeit von Chinas Angeboten. Zahlten chinesische Anbieter erkennbar drauf, sehen die Behörden genauer hin.

Huawei beruft sich indessen darauf, dass die importierte Mobilfunktechnik den Vorgaben der US-Telekommunikationsbehörde FCC entspreche und für die vorgeworfenen Zwecke gar nicht so einfach missbraucht werden könnte. In den USA gibt es auch kritische Stimmen, die davor warnen, nicht alles Chinesische als Gefahr anzusehen. Schließlich wolle China einfach auch nur Handel treiben. Das mag sein, sagen die Bedenkenträger. Gleichzeitig könne den USA aber jeweils auch etwas Gefährliches blühen, wenn China mit einem Blumenstrauß in der Tür steht.

(mki)