Bluesky social: Exakt wie Twitter nur in blau, ja genau, blau
Das soziale Netzwerk von Jack Dorsey sieht einfach exakt aus wie Twitter. Ist aber offen – zumindest das Protokol, nicht die App selbst, die ist Invite-only.
Der nächste im Rennen um die Nachfolge von Twitter steht parat... Moment, den Satz hab ich doch schonmal geschrieben. Habe ich jetzt ein Déjà-vu? Oder schicken sich etwa seit Monaten, gar Jahren, immer neue soziale Netzwerke an, um der neue heiße ihr wisst schon was zu werden. Ja. Wen haben wir also diesmal? Bluesky social. Und was macht das so toll? Jack Dorsey, Gründer von Twitter, steckt mit drin. Dass es kein Erfolgsgarant ist, bereits einen anderen Dienst groß gemacht zu haben, zeigt allerdings beispielsweise das WT Social von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales.
Bluesky also. Überall wird berichtet, denn die App ist seit Dienstag in Apples App Store verfügbar. Als Betaversion. Und auch nur als invite-only. Moment. Was daran so toll ist, können wir also alle noch gar nicht sehen? Dass eine mehr oder weniger künstliche Verknappung auch bei sozialen Netzwerken, die eigentlich auf dem Netzwerkeffekt, also vielen Mitgliedern, aufbauen, funktioniert, haben wir damals bei Clubhouse erlebt. Die Podcast-App, die solange sie exklusiv war, trendete, dann aber einen satten Abklang samt Datenschutzstrafe hinlegte. Immerhin deutet die erste Öffnung von Bluesky darauf hin, dass bald mehr Menschen Zugang bekommen. Ich habe mich in die Warteliste eingetragen. Mal sehen, welche der drölfhundert Listen, auf denen ich stehe, mir als nächstes Eintritt gewährt.
Twitter in blau und offen
Was wissen wir denn über Bluesky? Es sollte ursprünglich ein "dezentralisiertes soziales Netzwerk" werden, nach wie vor wird ein "soziales Protokoll" entwickelt – das Authenticated Transfer (AT) Protocol. Man kann es als Pendant zum ActivityPub Protocol sehen, auf dem etwa Mastodon aufsetzt. Dieses entspricht dem W3C Standard, das AT Protocol noch nicht. Warum man nun also das gleiche in grün neu entwickelt, erschließt sich nicht nur mir nicht ganz.
Schon 2019 hatte Dorsey erklärt, dass Bluesky eine Art Erweiterung für Twitter werden solle. Allerdings kam es bereits vor Elon Musks Übernahme vergangenes Jahr zu der Abspaltung. Bluesky sollte doch ein eigenständiges Netzwerk werden, das Unternehmen wurde ausgelagert. Auf der Webseite zum Unternehmen gibt es im Blog einige Beiträge, in denen beispielsweise das Protokoll erklärt wird, aber auch die nun folgende Öffnung. Da heißt es beispielsweise, dass derzeit an den Moderationsmechanismen gearbeitet werde. Für ein soziales Netzwerk ist das wohl, hm, vielleicht nicht das Rückgrat, aber doch zumindest ein ganzes Bein. Vögel brauchen beim Fliegen am blauen Himmel ja auch keine Beine.
Aber nun zum eigentlich wichtigsten Part einer solchen App: Wie soll sie denn für den Anwender funktionieren? Das lässt sich nur anhand der im App Store gezeigten Bilder erraten. Ist aber gar nicht so schwer: Exakt wie Twitter. Sogar in derselben Farbe. Nur dass Bluesky drüber steht.
Noch nicht genug neue soziale Netzwerke: Kennen Sie schon Artifact? Ein Nachrichten-Aggregator, der bald mehr Züge eines sozialen Netzwerks bekommen soll. Immerhin ist die Warteliste bereits offen. Jeder kann mitmachen.
(emw)