Bluetooth Smart ab 2016 mit Mesh Network

Um sich für den Smart-Home-Markt zu rüsten, erhöhen die Bluetooth-Macher im kommenden Jahr Reichweite und Ausfallsicherheit ihrer stromsparende Funkprotokoll-Variante.

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Bluetooth Smart ab 2016 mit Mesh Network

(Bild: Seed Labs)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Im Trendbereich "Internet der Dinge" liegt das stromsparende Funkprotokoll Bluetooth Smart alias Bluetooth 4.0 Low Energy zweifellos gut im Rennen: Vernetzte Leuchtmittel lassen sich darüber ebenso vom aktuellen Mobiltelefon oder Tablet aus ansprechen wie etwa smarte Zahnbürsten oder Spielzeug – egal, ob auf dem Mobilgerät Android, iOS, Windows Phone oder Blackberry als Betriebssystem läuft.

Beim Thema Smart Home hängt Bluetooth Smart bislang hingegen hinterher: Im Unterschied zu älteren Heimautomationsstandards wie ZigBee und Z-Wave mangelt es dem Newcomer an einem offiziell spezifizierten Mesh-Network-Protokoll. Bei einem vermaschten Netz sind alle Knoten untereinander verbunden, wodurch die Reichweite erhöht wird und blockierte Verbindungsstücke umgangen werden.

Diesen Mangel will die hinter Bluetooth stehende Bluetooth Special Interest Group (SIG) nun schnellstmöglich beheben: Auf einer offiziellen Präsentation zum Einsatz von Bluetooth in der Heimautomation erklärte die Vereinigung, dass eine spezielle Arbeitsgruppe mit Hochdruck an einer passenden Lösung arbeite und das "Smart Mesh" 2016 offizieller Bestandteil von Bluetooth Smart werden soll.

Aktuell haben bereits einige Entwickler proprietäre Mesh-Lösungen in der Schublade – darunter Seed Labs, das seinen Ansatz im Rahmen der Präsentation zeigte. Nach Angaben des CEO Szymon Slupik sind die Geräte bei der Seed-Labs-Lösung sowohl in der Lage, von einem Smartphone eintreffende Kommandos untereinander weiterzugeben und umzusetzen, als auch auf Wunsch Rückmeldungen an mehr als ein Handy gleichzeitig abzusetzen. Die klassische Punkt-zu-Punkt-Kommunikation wird damit aufgegeben, dennoch sei das Seed-Labs-System vollständig abwärtskompatibel zur Bluetooth-Spezifikation 4.0.

Slupik zeigte auch, wie eine kommende Smart-Home-Lösung mit Smart Mesh aussehen könnte: Demnach ließen sich etwa mehrere vernetzte Leuchtmittel direkt über ein Smartphone ansprechen und das komplette Beleuchtungssystem über das Mobilgerät konfigurieren. Zudem könnten in dem Verbund Sensoren zum Einsatz kommen, die ihrerseits die Birnen etwa bei Bewegungen im Raum aktivieren. Und schließlich könnten gewöhnliche Schalter die Nutzung der Lampen ohne Smartphone ermöglichen.

Letzteres erinnert an Philips' Hue-System, das mit dem "Tap"-Schalter auch eine "physische" Lichtsteuerung kennt. Allerdings würde bei der Seed-Lösung die Notwendigkeit einer WLAN-Bridge zur Einbindung des Smartphones wie beim intern mit ZigBee arbeitende Hue-System entfallen. Andererseits ermöglicht die Hue-Bridge aber eben auch, dass sich die Lampen aus der Ferne über das Internet ansprechen lassen. Tatsächlich arbeitet eine weitere Arbeitsgruppe der Bluetooth SIG, in der unter anderem auch Seed Labs vertreten ist, derzeit parallel an einem IP-Gateway für Bluetooth Smart.

Errett Kroeter, Senior Director der Bluetooth SIG, betonte, dass die Gruppe an der optimalen Mesh-Network-Lösung arbeite – und daher nicht einfach eine der vorhandenen Lösungen zum offiziellen "Smart Mash" ernannt werde. Ein weiterer Bluetooth-Mesh-Ansatz kommt etwa vom Chiphersteller CSR. Der kündigte gerade erst an, sein "CSRmesh"-Protokoll so weiterentwickelt zu haben, dass es künftig eine beliebige Anzahl von Geräten in einem Netzwerk ansprechen kann und praktisch jegliche Art von Gerätetypen einschließt. (nij)