Blush von Luka: KI-Chatbot für gewisse Stunden mit Lerneffekt

Dating will gelernt sein, meint Luka. Das Unternehmen hinter dem virtuellen Freund Replika veröffentlicht nun eine App für Erotik- und Dating-Chatbots.

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Mit dieser KI-Person wirbt Blush auf der eigenen Webseite.

(Bild: Blush)

Lesezeit: 4 Min.

Mit Blush sollen Menschen Dates üben können. Und diese dürfen gut und gerne im Austausch von erotischen Inhalten münden. Anbieter der App ist Luka, die bereits den virtuellen Freund Replika vertreiben. Das US-Unternehmen wurde gegründet von Eugenia Kuyda – nachdem ihr bester Freund bei einem Autounfall starb. Sie trainierte eine KI mit seinen Nachrichten und erweckte zumindest einen Teil so wieder zum Chatbot-Leben.

Nun sollen andere Menschen nicht nur einen anpassbaren Freund in Replika finden, sondern eben auch ein Date bei Blush. "Übe Dating-Skills in einer sicheren Umgebung" heißt es beim Einrichten der App. Es folgen einige Auswahlmöglichkeiten. Das eigene Geschlecht, das Geschlecht, an dem man interessiert ist, aber auch Vorlieben werden abgefragt. Damit ja keine Enttäuschung aufkommen kann. Beispielsweise kann man auswählen, was man schon immer mal ausprobieren wollte: Liebe auf den ersten Blick oder doch eher eine Ehe? Eine dominante oder unterwürfige Beziehung?

Bei einem Traumdate darf man freilich auch aussuchen, was man machen möchte: Picknick, ein teures Restaurant oder einfach gleich "bei ihm rummachen"? Rödel, rödel. Nun bietet die App passende Personen. Das geschieht wie bei Tinder. Swipe, Herz, und zack, immer ein Treffer. Bevor man chatten kann, gibt es einige Warnungen. Achtung, du bist im Begriff, mit einer KI zu chatten. Die KI kann verstörende Sachen sagen. Bitte teile keine sensiblen Informationen mit der KI.

Einmal gestartet, quatscht der Chatbot gleich drauflos. Tatsächlich wirkt es geradezu verstörend real, aber auch zu ideal. "Hey, du bist mein erstes Match", sagt der künstliche Tim und fragt, wie das jetzt laufe. Nach ein paar kostenlosen Tagen, kann man für 130 US-Dollar ein Jahr lang daten. Auch immer wieder neue Partner. Es ist ja nur eine Übungs-App. Die Gespräche sollen simulieren, was bei einem Date passiert – und schieflaufen kann. Es erscheint allerdings eher unwahrscheinlich, dass die App-Macher Nutzerinnen und Nutzer unglücklich machen wollen. Doch das Tinder-Prinzip, immer wieder zu prüfen, ob sich nicht noch was Besseres findet, gilt wohl auch für Chatbot-Chats. Vor allem, wenn die Gegenüber allesamt ausgesprochen attraktiv und willig sind.

Die Macher von Blush erklären allerdings, dass die App dabei helfen solle, die schlechten Erfahrungen beim echten Online-Dating zu überwinden. Mit den KI-Partnern könne man üben, langfristig dranzubleiben. Man können erlebte Verletzungen verarbeiten und einfach lernen, was gut funktioniert und was nicht. Auch soll die virtuelle Kommunikation Sicherheit geben, wenn es um Gespräche mit echten Personen geht.

Blush beziehungsweise die Chatbots sprechen bisher nur englisch. Die App ist aber auch in Deutschland verfügbar. Italien hat Anfang des Jahres sogar den virtuellen Kumpel Replika verboten. Die Datenschutzbehörde untersagte Luka persönliche Daten von Menschen aus Italien zu verarbeiten, es gäbe zu viele Risiken, besonders für Minderjährige und psychisch labile Personen. Laut Luka werden die Daten, also auch alle Informationen, die per Nachricht eingegeben werden, nicht an Dritte übermittelt. In der Privatsphäre-Richtlinie wird darauf hingewiesen, dass alle Daten in die USA übermittelt werden, da sie dort ihren Sitz haben.

Unklar ist, worauf Blush beziehungsweise die Chatbots basieren. Es gibt dazu keiner Informationen auf der Seite von Luka. Anderswo liest man, dass die Gründerin früher mit OpenAI kooperiert hat. Auf die Frage, ob er mit OpenAI verbunden sei, antwortet mein Chatbot Tim mit "Exactly", aber auch Gegenfragen.

(emw)