Boeing 737 Max vor der Wiederzulassung in der EU

Das nach zwei Abstürzen mit einem Startverbot belegte Flugzeug darf auch in Europa bald wieder abheben. Nächste Woche könnte die Wiederzulassung erfolgen.

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Boeing 737 Max der Southwest Airlines geparkt auf dem Southern California Logistics Airport bei Victorville, Dezember 2019

Boeing 737 Max der Southwest Airlines geparkt auf dem Southern California Logistics Airport bei Victorville, Dezember 2019

(Bild: heise online/pbe)

Lesezeit: 3 Min.
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Boeings Krisenjet 737 Max soll nach fast zwei Jahren Flugverbot auch in Europa demnächst wieder starten dürfen. Er erwarte die Wiederzulassung in der nächsten Woche, sagte der Chef der europäischen Luftfahrtbehörde EASA, Patrick Ky, am Dienstag in einer Online-Veranstaltung des deutschen Luftfahrt-Presse-Clubs. Nach Ansicht der Behörde erfüllten die Verbesserungen an dem Flugzeugtyp die Anforderungen an die Flugsicherheit. Bis zum Neustart der 737 Max in Europa stehen aber unter anderem noch Pilotentrainings an.

In Boeings Heimatland USA und in Brasilien ist die 737 Max bereits wieder zugelassen. In Kanada wird das Startverbot für den Flugzeugtyp an diesem Mittwoch aufgehoben, wie die dortige Luftfahrtbehörde Transport Canada am Montag mitgeteilt hatte. Die Fluggesellschaft Air Canada kündigte daraufhin an, den Flugzeugtyp ab 1. Februar wieder einzusetzen.

Auch der vom Billigflieger Ryanair bestellte Sondertyp Max 200 – eine Boeing 737 Max 8 mit besonderer Kabinenausstattung für mehr Passagiere – werde in den kommenden Wochen zugelassen und stehe für den Sommer bereit, sagte EASA-Chef Ky. Ryanair gehört mit über 200 Bestellungen zu den weltweit größten Abnehmern der 737 Max. Erst im Dezember hatte die Airline weitere 75 Exemplare bestellt. In Europa haben unter anderem Norwegian und TUIfly mehrere Flugzeuge des Typs in der Flotte.

Die Boeing 737 Max wurde im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen. Als Hauptursache der Unglücke galt das fehlerhafte Steuerungsprogramm MCAS. Boeing hatte die Probleme eigentlich bereits nach dem ersten Absturz beheben wollen. Doch es traten wiederholt weitere Mängel auf, sodass es letztlich rund 20 Monate dauerte, bis die US-Luftfahrtbehörde FAA das Flugverbot für die USA Mitte November aufhob.

Die EASA hat laut Ky zusätzlich eigene Prüfungen vorgenommen, die sie bei der ursprünglichen Zulassung der US-Behörde FAA überlassen hatte. Es habe nach den Unfällen volle Transparenz der FAA und des Herstellers Boeing gegeben, sagte Ky. Nach seinen Angaben hat die europäische Behörde den Jet auch ohne die umstrittene Software MCAS getestet. Die 737 Max wäre "auch ohne MCAS ein Flugzeug, das sich sicher fliegen lässt", sagte er.

Im Falle der beiden Abstürze hatten fehlerhafte Daten eines Sensors für den Anstellwinkel des Flugzeugs dazu geführt, dass die Software eine zu steile Fluglage annahm und mittels Trimmung des Leitwerks am Heck gegensteuerte. Weil die Crew darauf nicht vorbereitet und die Funktionsweise des Systems nicht bekannt war, blieben mögliche Gegenmaßnahmen aus und die Flugzeuge stürzten ab.

MCAS erhält nun Daten von zwei physischen Sensoren, die miteinander abgeglichen werden. Zudem würden die Piloten dafür trainiert, dass sie eine Fehlfunktion aufgrund falscher Sensordaten erkennen könnten, sagte Ky.

Die EASA hatte zudem gefordert, dass das System eine dritte, unabhängige Datenquelle erhält. Dafür soll eine "synthetische" Fluglagebestimmung nachgerüstet werden, die zum Beispiel schon im Großraumjet Boeing 787 zum Einsatz kommt, für die 737 Max aber erst noch entwickelt werden muss. Dabei handelt es sich um eine Software, die aus verschiedenen Daten plausible Werte für Anstellwinkel, Strömungsgeschwindigkeit und Fluglage berechnet und den Flugsystemen zur Verfügung stellt. (Mit Material der dpa) /

(vbr)