Boeing erwägt Trennung von Internet-Sparte Connexion [Update]

Die defizitäre Unternehmenssparte Connexion by Boeing, die Internet-Zugänge in Flugzeugen und Schiffen entwickelte, soll aus dem Luftfahrtkonzern herausgelöst oder komplett eingestellt werden.

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In den sechs Jahren, seit der US-Luftfahrtkonzern mit Connexion by Boeing satellitengestützte Internetverbindungen in Flugzeugen und Schiffen vermarktet, konnte der Unternehmenszweig keine Gewinne einfahren. Wie das Wall Street Journal nun unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise meldet, sucht Boeing nach einem Käufer für die defizitäre Sparte, beispielsweise unter Anbietern von Satellitendienstleistungen wie SES Global und Inmarsat. Alternativ könnte Connexion auch komplett eingestellt werden. Boeing-Chef Jim McNerney hatte sich zuletzt zurückhaltend über die Zukunftschancen von Connexion innerhalb des Konzerns geäußert: Telekommunikation gehöre nicht zum Kerngeschäft von Boeing. McNerney verlagerte die Unternehmenssparte Connexion zudem in den Verantwortungsbereich der Abteilung Mergers & Acquisitions.

Boeing weist die Geschäftszahlen der Sparte zwar nicht separat aus, Insider schätzen jedoch, dass der Konzern seit dem operativen Start von Connexion im Jahr 2000 rund eine Milliarde US-Dollar investiert hat. Im Geschäftsjahresbericht für 2005 meldete Boeing für "andere Bereiche", zu denen neben Connexion noch Boeing Technology und die Shared Services Gruppe zählen, Umsätze in Höhe von 972 Millionen US-Dollar. Vertreter verschiedener Satelliten-Betreiber taxieren die Connexion-Sparte der US-Finanzzeitung zufolge auf einen aktuellen Marktwert von nur 150 Millionen US-Dollar.

Eine Hand voll Luftfahrtgesellschaften, darunter Lufthansa, Japan Airlines und Singapore Airlines, nutzen den Connexion-Service auf ihren Langstreckenflügen. Vor allem unter den regionalen Fluggesellschaften in den USA findet Boeing aber kaum Interessenten für seinen Telekommunikationsservice, der neben Internetzugang künftig auch Handytelefonate und TV im Flugzeug und auf Schiffen bieten soll.

Dem Connexion-System droht außerdem Konkurrenz durch eine neue Breitbandversorgung in Flugzeugen, die auf direkte Luft-Boden-Datenübertragung setzt. Anfang Mai 2006 startete die US-Regulierungsbehörde FCC mit der Versteigerung entsprechender Frequenzen. Neun zugelassene Bewerber, darunter auch der US-Billigfluganbieter JetBlue Airways, boten für die Frequenzblöcke. [Das auf Kommunikationsanlagen für Privat-Jets spezialisierte Unternehmen AirCell sicherte sich für rund 31 Millionen US-Dollar zwei 3-MHz-Blöcke im 800-MHz-Frequenzspektrum. Der Billigflieger JetBlue zahlte rund 7 Millionen US-Dollar für einen 1-MHz-Block.] Das neue System verspricht aufgrund einer preiswerteren technischen Infrastruktur insgesamt niedrigere Kosten als Connexion. (map)