Börsenstart von Transmeta nicht ohne Missklänge (Update)

Der Preis für die Aktien des Prozessor-Herstellers Transmeta, die heute in den Handel an der Nasdaq kommen, wurde auf 21 US-Dollar pro Stück festgelegt.

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Von
  • Christian Rabanus

Die Aktien des Prozessor-Herstellers Transmeta werden für 21 US-Dollar pro Stück ausgegeben. Mit dieser Preisfindung endete gestern das Bookbuilding-Verfahren. Am heutigen Dienstag kommen die Wertpapiere des der Firma erstmalig in den Handel an der US-Börse Nasdaq.

Eine mehrfache Erhöhung der Preisspanne für das Bookbuilding spiegelt die starke Nachfrage nach Wertpapieren von Transmeta wieder. Erst am vergangenen Freitag erhöhten die den Börsengang begleitenden Konsortialbanken die ursprüngliche Preisspanne von 11 bis 13 US-Dollar auf 16 bis 18 US-Dollar. Die endgültige Bewertung der Aktien mit 21 US-Dollar bedeutet fast eine Verdopplung des Unternehmenswerts gegenüber den ursprünglichen Schätzungen: Mit dem jetzt festgelegten Preis beträgt der Aktienwert des gesamten Unternehmens rund 2,65 Milliarden US-Dollar.

Transmeta will zehn Prozent seines Aktienkapitals, das sind 13 Millionen Aktien, an die Börse bringen. Inklusive der Mehrzuteilungsoption über 1,95 Millionen Aktien, die angesichts der starken Überzeichnung wohl auch wahrgenommen werden wird, bringt der Börsengang der 1995 gegründeten Firma, die auf Mobil-Prozessoren spezialisiert ist, 313,95 Millionen US-Dollar in die Kasse.

Nach Meinung vieler Analysten könnte der Börsenstart von Transmeta das Klima für Börsengänge deutlich verbessern. Das gerade für High-Tech-Werte sehr schwierige Marktumfeld hatte nämlich dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen ihren Börsengang verschoben oder abgeblasen hatten. Ursprünglich wollen im Oktober beispielsweise 61 Firmen an die Börse gehen, nur 26 führten diesen Plan dann aber auch tatsächlich durch.

Erstaunlich ist das Vertrauen, das die Investoren Transmeta und dem Markterfolg seiner Prozessoren entgegen bringen. Als das Unternehmen im Frühjahr nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit ihren Crusoe-Prozessor vorstellte, erntete es überwiegend positive Kritik. Eine Reihe namhafter Unternehmen kündigte an, Produkte mit Crusoe-Prozessor vertreiben zu wollen. Transmeta-Chef David Ditzel konnte es dann auch nicht lassen, die eine oder andere Spitze gegen die Branchen-Riesen Intel und AMD auszufahren.

Was aber in der Theorie Begeisterungsstürme hervorrief, scheint in der Praxis nicht so gut zu klappen. IBM auf jeden Fall gab letzte Woche bekannt, die Entwicklung eines neuen Notebooks der ThinkPad-Serie mit Crusoe-Prozessor vorerst auf Eis zu legen. Allerdings fügte Big Blue hinzu, dass man weiterhin mit Transmeta zusammenarbeiten wolle.

Seit kurzem kursieren zudem Gerüchte, dass auch Compaq zunächst keine Produkte mit Transmeta-Prozessoren herstellen werde. Compaq gehört genauso wie Sony, Hitachi, Fujitsu and NEC zu den Firmen neben IBM, die den Crusoe in ihren Geräten verbauen wollten. In Branchenkreisen munkelt man, dass Compaqs Crusoe-Notebook im geschlossenen Labortest sowohl bei der Leistungsfähigkeit als auch beim Stromverbrauch weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass die Idee des Crusoe zwar gut, aber noch nicht marktreif entwickelt sei. Messungen im c't-Labor mit einem Sony Vaio C1VE ergaben eine mittlere Leistungsaufnahme von 3,2 W im Vergleich zu 5,4 W eines auf 500 MHz getakteten Mobile Pentium III (c't 22/2000, S. 112), wobei die Rechenleistung des Crusoe eher auf unterem Pentium-Niveau lag.

Transmeta selbst darf aufgrund des bevorstehenden Börsengangs momentan nicht zu diesen Vorgängen Stellung beziehen – was die Anleger offensichtlich auch nicht stört. IBMs Entscheidung, das Crusoe-Notebook vorerst nicht produzieren zu lassen, führte jedenfalls nicht dazu, dass die Nachfrage nach Transmeta-Aktien zurückging. Ob der Handelsbeginn von den Gerüchten über die Probleme mit Compaq negativ beeinflusst wird, wird sich in Kürze zeigen. Bislang rechneten die Analysten damit, dass die Aktien des Prozessor-Herstellers zu einem Preis von bis zu 80 US-Dollar in den Handel kommen. (chr)