Bonpflicht: Frankreich will keine Kassenzettel bei niedrigen Beträgen mehr
Während Deutschland die Bonpflicht einführt, gilt sie in Frankreich schon länger. Nun soll sie dort etwas entschärft werden.
![Bonpflicht: Frankreich will keine Kassenzettel bei niedrigen Beträgen mehr](https://heise.cloudimg.io/width/610/q85.png-lossy-85.webp-lossy-85.foil1/_www-heise-de_/imgs/18/2/8/3/4/6/2/0/shutterstock_1429315328-5a30d75dc05c61fc.jpeg)
(Bild: YAKOBCHUK VIACHESLAV/Shutterstock.com)
Frankreich will den Kassenzettel für kleine Beträge abschaffen. Das Parlament verabschiedete am Donnerstag mit einem abschließenden Votum im Senat ein Gesetz gegen Verschwendung. Das sieht auch vor, dass Kassenzettel für Beträge bis 30 Euro ab 2022 nicht mehr automatisch ausgedruckt werden sollen – es sei denn, die Kundin oder der Kunde wünscht dies. Das Ganze soll schrittweise eingeführt werden – ab September 2020 soll die Regelung für Beträge bis 10 Euro gelten, ab Januar 2021 dann bis 20 Euro.
Heftige Debatte in Deutschland
In Deutschland hatte es eine große Debatte über die Bonpflicht gegeben. Denn seit Jahresbeginn müssen Händler mit elektronischen Kassensystemen ihren Kunden bei jedem Kauf unaufgefordert einen Beleg aushändigen. So will der Gesetzgeber den seit Jahren grassierenden Steuerbetrug eindämmen. Frankreich orientiere sich eher an seinen englischen oder dänischen Nachbarn, heißt es bei den Abgeordneten.
"In Frankreich werden jedes Jahr mehrere Milliarden einfacher Kaufnachweise, die keine Rechnung darstellen, herausgeben", schreiben sie. In einem Supermarkt würden jährlich 10.600 Rollen Papier verbraucht. Das entspreche in etwa der Entfernung zwischen Paris und Montpellier. "Diese von den Kunden oft unerwünschten Belege haben oft eine Lebensdauer von weniger als einigen Sekunden, da sie vom Händler selbst weggeworfen werden." Die Bonpflicht sei "bürokratisch und irrsinnig", moniert FDP-Fraktionsvize Christian Dürr. "Union und SPD sollten sich ein Beispiel an der französischen Regierung nehmen." Seine Partei hatte schon vorher Kritik geübt.
Schluss mit Plastikverpackungen
Das Gesetz in Frankreich sieht weitere Maßnahmen zur Bekämpfung von Abfällen vor. So sollen Elektroprodukte Informationen darüber enthalten, wie leicht sie zu reparieren sind und wie lange Ersatzteile zu bekommen sind. Supermärkte und Onlineplattformen dürfen ihre unverkauften Hygiene- und Textilprodukte ab 2022 nicht mehr einfach vernichten. Bis 2040 will Frankreich den Verkauf von Einwegverpackungen aus Kunststoff beenden. Plastikbecher sollen schon vorher in Restaurants und öffentlichen Einrichtungen verboten werden.
Lesen Sie zur deutschen Bonpflicht auch einen Schwerpunkt auf heise online:
- Streit über Bonpflicht: Was das neue Gesetz überhaupt soll
- Streit über Bonpflicht: Wozu ein Bon? – Die technischen Vorgaben des Gesetzes
- Streit über Bonpflicht: Warum die Bons gar nicht ausgedruckt werden müssen
- Streit über Bonpflicht: Die wichtigsten Fragen und Antworten
(mho)