Bossland vs. Blizzard: Zwickauer Cheater-Firma muss keinen Schadensersatz zahlen

Blizzard verlangte von der Zwickauer Cheater-Firma Bossland nach einer US-Gerichtsentscheidung Schadensersatz in Höhe von knapp 8,6 Millionen US-Dollar. Das Landgericht Leipzig wies die Forderung nun jedoch ab.

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Bossland vs. Blizzard: Zwickauer Cheater-Firma muss keinen Schadensersatz zahlen

Blizzard vs. Bossland

(Bild: Blizzard)

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Der Zwickauer Cheat-Entwickler Bossland muss zunächst keinen Schadensersatz gegenüber dem US-Spieleentwickler Blizzard leisten. Einen entsprechenden Beschluss erließ die 5. Zivilkammer des Landgerichts Leipzig. Nach einer Entscheidung des kalifornischen United States Disctrict Court vom 31. März 2017 sollte Bossland dem US-Publisher Blizzard einen Schadensersatz in Höhe von 8,56 Millionen US-Dollar leisten. Bossland-Boss Zwetan Letschew erklärte aber bereits Anfang April 2017 gegenüber dem Techmagazin Motherboard, dass er die Forderung nicht begleichen wolle, da das US-Gericht für deutsche Unternehmen nicht zuständig sei. Zudem basiere die Schadenssumme nur aus einer Schätzung eines erstandenen Schadens in Höhe von 200 US-Dollar pro Verstoß.

Das Bossland-Cheat-Tool Watchover Tyrant ermöglichte es Nutzern, etwa Lebenspunkte von weit entfernten Gegnern zu sehen.

(Bild: The Buddy Forum)

Das Landgericht Leipzig lehnte es nun ab, das US-amerikanische Urteil zu vollstrecken. Die Aggregation der einzelnen Bossland zur Last gelegten Verstöße zu jeweils 200 US-Dollar führt laut dem Gericht "zu einer in der Höhe nicht begründbaren Schadensersatzleistung, die derart exorbitant ist, dass sie mit dem System des zivilen Schadensersatzes nicht mehr zu vereinbaren ist". Außerdem können Vollstreckungsgericht und Arrestgericht "nicht überprüfen, ob die Anzahl der angenommenen Verstöße zutreffend ist, noch kann methodisch die Aggregation aus diesem Grunde überprüft werden". Überdies dürfe das Vollstreckungsgericht die Richtigkeit der ausländischen Entscheidung grundsätzlich nicht überprüfen.

Bossland-Anwalt Härtel erklärte in einer Stellungnahme: "Reines 'Raten' von Schaden, ohne jede Beweise oder zumindest nachvollziehbare Begründungen, ist in der Bundesrepublik Deutschland nicht möglich. Das gilt insbesondere, wenn, wie vorliegend, entsprechend krasse Schadensersatzsummen entstehen, und wenn diese, wie auch in anderen Fällen, regelmäßig für Kopfschütteln sorgen.".

Bossland hat laut Blizzard ohne Zustimmung der Entwickler Spiele über Reverse-Engineering für eigene Zwecke verändert, dadurch die Spielmechanik beeinflusst und so für Nachteile rechtmäßiger Spieler gesorgt. Die Nutzer von Bosslands kostenpflichtigen Schummel-Tools konnten Positionen, Gesundheitspunkte und weitere Informationen von gegnerischen Spielern aus großer Entfernung einsehen, beispielsweise in World of Warcraft und Overwatch. (mfi)