Brainshare: Novell auf dem Linux-Weg

"Novell ist auf dem Weg zu einer Linux-Firma, doch noch nicht ganz angekommen", verkündete Novell-Chef Jack Messman zur Eröffnung der Novell-Hausmesse, auf der unter anderem ein Linux-Paket für Mittelständler angekündigt wurde.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit einer nüchtern gehaltenen Keynote eröffnete Novell-Chef Jack Messman die Entwicklerkonferenz Brainshare 2005 in Salt Lake City, die heuer etwa 6100 Besucher zählt. Eine Woche lang werden Systemadministratoren und Entwickler geschult, belehrt und geprüft, wobei der Schwerpunkt in diesem Jahr eindeutig auf Linux liegt: Von insgesamt 290 Tutorien beschäftigen sich ganze zwei mit Netware, dem alten Flaggschiff von Novell.

"Novell ist auf dem Weg zu einer Linux-Firma, doch noch nicht ganz angekommen", verkündete Messman zur Eröffnung. Doch im Gegensatz zu früheren Jahren, wo Messman über Microsoft lästern konnte und Stars wie Linus Torvalds auftraten und bejubelt wurden, war der Start der Brainshare nüchtern gehalten. Chris Stone, der energische Novell-Manager, der mit Schwung den Umbau zur Linux-Firma einleitete, ist nicht mehr dabei; Alan Nugent, der Cheftechniker, gab unmittelbar vor Beginn der Hausmesse bekannt, die Firma zum Monatsende zu verlassen.

Die Neuigkeiten, die im Mittelpunkt der Brainshare stehen, passten sich der verhaltenen Stimmung zu Beginn an. Das schon auf der CeBIT kurz gezeigte ZENworks 7 als Management Suite, mit der von Linux aus nunmehr sämtliche Windows-Workstations gewartet werden können, erhielt noch den größten Applaus. Das zweite neue Produkt ist die in sieben Sprachen aufgelegte Linux Small Business Suite 9, ein Komplettpaket aus Suse Enterprise Server, Novell Groupwise, eDirectory und iManager sowie dem entsprechenden Novell Linux Desktop für die angeschlossenen PCs. Die Suite, die Kleinbetrieben die Umstellung auf Linux erleichtern soll, kostet 475 Dollar für 5 Benutzer und soll ab dem 1. April in den Handel kommen. Mit der Vorstellung der Suite kündigten Dell und Hewlett-Packard an, besonders attraktive Angebote für kleine Firmen aufzulegen.

Weitere Ankündigungen zur Eröffnung der Brainshare waren eine Kooperation mit JBoss bei der Anwendungsentwicklung und der Beginn des "Market Start Program", mit dem Novell kleinen Firmen mit neuen Open-Source-Produkten helfen will, ihre Programme international schnell bekannt zu machen. Ein weiteres Programm mit dem Namen "Novell Validated Configuration" soll helfen, Standardkomponenten in Rechenzentren im Zusammenspiel mit Linux zu zertifizieren.

Wie ambivalent der Weg von Novell geworden ist, macht die Ankündigung eines erweiterten Produkt-Supports für Groupwise deutlich. Jack Messman feierte in seiner Rede das Versprechen, Groupwise auf 10 Jahre und NetMail bis 2010 mit Upgrades und Support zu unterstützen, als Beweis für die Zuverlässigkeit von Novell. Tatsächlich wurde die Ankündigung notwendig, nachdem das von Novell angestoßene Open-Source-Projekt Hula sich guten Zuspruchs erfreut und klassische Novell-Kunden davon verunsichert sind. Allein die Brainshare hat 10 Sitzungen rund um das Thema Hula.

Auf gutem Weg, doch noch nicht angekommen, ist Novell vor allem bei seiner neuen "Vision" vom Identity-Driven Computing. Gemeint ist, dass alle Beziehungen zwischen Anwendern und verfügbaren Ressourcen und Daten über die Identitätsinformationen von Anwendern definiert werden können. Mit der Application Services Foundation (ASF) und der Identity Services Foundation (ISF) will Novell zwei Plattformen etablieren, die zusammen einen völlig neuen "Software Application Stack" definieren. (Detlef Borchers) / (jk)