Brainshare: Pinguin mit einer Klatsche

Auch wenn Novells Ausrichtung auf Linux bei den Technikern und Administratoren gut ankommt, bleiben genug Fragen für die Zukunft, da die Verschmelzung von Netware und Linux erst an ihrem Anfang steht.

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Von
  • Detlef Borchers

Unter den ca. 6000 Teilnehmern der Novell-Hausmesse Brainshare gab es klare Präferenzen. Zum guten Schluss der einwöchigen Veranstaltung voller Tutorien, Labor-Demonstrationen und Keynotes entschied sich die Mehrheit für ein Werbevideo, das Brehms Tierleben arg strapaziert: Im Stil einer Comic-Geschichte vom kleinen Maulwurf gehalten, spaziert ein Pinguin über eine grüne Wiese. Ein Schmetterling naht, der Pinguin zückt die Fliegenklatsche und zermatscht den Falter an einem Pfosten: Aus dem Blutfleck wird ein rotes N, das Firmenlogo von Novell. Die Botschaft des Videos, das als DVD auf der Abschlusssitzung allen Teilnehmern geschenkt wurde, ist eindeutig: Aus Schmetterlingseiern werden Würmer, und die gilt es zu eliminieren. Mit Groupwise als sicherer Mail-Plattform, mit Zenworks und Red Carpet zur Verwaltung der Rechner sowie Linux und Netware als Betriebssystem sei man auf dem besten Weg zur momentan sichersten IT-Plattform der Welt, erklärte Novells Chefstratege Chris Stone.

Die Stimmung unter den Technikern brachte ein deutscher Administrator auf den Punkt, der bei der Lufthansa arbeitet: "Zum ersten Mal seit drei, vier Jahren habe ich das Gefühl, nicht umsonst nach Salt Lake City geflogen zu sein." Als wichtigstes Produkt stand für ihn jedoch nicht die Verschmelzung von Netware und Linux im Vordergrund, sondern "Rosalind". Die nächste Version des eDirectory -- der Codename erinnert an die in der Öffentlichkeit weit gehend unbekannte Mitentdeckerin der DNA-Struktur -- ist in der Lage, in mehreren Instanzen auf einem Server zu laufen und damit seine Leistung besser auszunutzen. Außerdem laufe die Replikation der eDirectories nunmehr über verschlüsselte Kanäle und sei wesentlich sicherer. Die Lufthansa unterhält auf Basis der Novell-Technik eines der größten Verzeichnissysteme der Welt.

Die quälende Ungewissheit der vergangenen Jahre ist verflogen, die Stimmung auf dem roten Kontinent gut, selbst das übliche Rotrocker-Konzert des Novell-Dauergastes Sammy Hagar soll um Klassen besser gewesen sein als früher. Dennoch bleiben genug Fragen für die Zukunft, weil die Verschmelzung von Netware und Linux erst an ihrem Anfang steht. Ximians Wartungssoftware Red Carpet als das am meisten gefeierte Tool der Brainshare ist sicherlich ein Glanzstück der Möglichkeiten, doch eben auch eine von außerhalb zugekaufte Technologie.

Mit IBM, Hewlett-Packard und Dell hat Novell drei wichtige Firmen versammelt, die bei der Umsetzung der eigenen Strategie helfen können. Um was es geht, verdeutlichte Martin Fink, der Linux-Manager von Hewlett-Packard, in seiner Rede: Wenn alles gut läuft, wird Novell-Software im Jahre 2006 10 Prozent des Server-Marktes aufgerollt haben und die angeschlossenen Desktops von Windows befreien können. Bis die Wiese voller Pinguine ist, wird es danach nicht mehr lange dauern, glaubt man bei Novell.

Zur Brainshare und den Vorhaben Novells rund um Linux siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)