Branchenverband deutet Ausstellerzahl optimistisch
BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters sieht die morgen beginnende Spielemesse in Köln trotz keineswegs gewachsener Ausstellerzahlen auf einem "guten Weg".
Die am morgigen Mittwoch, dem 19. August, beginnende erste Gamescom in Köln erwartet nach Aussagen der Verantwortlichen über 420 Aussteller. Damit wird das Niveau der Vorgängerveranstaltung Games Convention (GC), die 2008 in Leipzig 547 Aussteller verzeichnete, nicht erreicht.
Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU), der als Branchenverband der Spielepublisher in Deutschland die größten Aussteller zu seinen Mitgliedern zählt und nach Auslaufen des Vertrags mit der Leipziger Messe GmbH den Wechsel zur Gamescom vollzog, wertet die in Köln bislang abzusehenden Zahlen dennoch als Erfolg. Zudem hofft man auf kräftig steigende Besucherzahlen in den kommenden Jahren.
Als sich der BIU als ideeller Träger der GC gegen das weitere Engagement in Leipzig entschied, argumentierte der Verband unter anderem damit, dass Köln ein besseres Wachstumspotenzial biete. Mit zuletzt 203.000 Besuchern liegt die Messlatte hierfür allerdings ausgesprochen hoch.
Im Gespräch mit heise online relativierte BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters die Bedeutung der gegenüber dem Leipziger Rekordjahr 2008 deutlich geringere angegebene Ausstellerzahl: In Köln zähle man anders als in Leipzig nur die Aussteller und nicht deren Repräsentanzen. Wenn man die Zahlen entsprechend bereinige, lägen sie dann doch auf dem Niveau der Messe vom Vorjahr.
Auf den Einwand hin, man habe doch aber sogar eine Steigerung erwartet, verweist Wolters auf die weltweite wirtschaftliche Entwicklung des letzten Jahres: "Dass aufgrund der Wirtschaftskrise einige Unternehmen nicht dabei sind, ĂĽberrascht uns nicht."
Ein Abwandern der Aussteller zur wieder erstarkten Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles schließt Wolters aus. "Wir haben nicht den Eindruck, dass Publisher nicht in Köln dabei sind, weil sie auf der E3 waren." Vielmehr würden einige Aussteller jetzt noch mal richtig investieren. Trotz Wirtschaftsflaute habe man beispielsweise auch Nintendo für die Gamescom gewinnen können; Im Vorjahr waren die japanischen Konsolenpioniere nicht nach Leipzig gereist.
Bekannte Namen sollen auch das Themenfeld Online-, Browser- und Mobile-Games beleben. Als Games Convention Online (GCO) hatte sich die Leipziger Spielemesse mit genau diesem Themenschwerpunkt in diesem Jahr neu erfunden. Wie in Leipzig werden auch in Köln Branchengrößen wie Bigpoint, Gameforge oder koreanische Spieleschmieden vertreten sein. Anders als Leipzig kann Köln aber auch im Bereich der Onlinespiele mit dem durch das Ausnahmephänomen "World of Warcraft" besonders zugkräftigen Riesen Activision Blizzard aufwarten.
Die großen Namen sollen für wachsende Zuschauerzahlen sorgen. Mit konkreten Schätzungen hält sich Wolters zurück und nennt als Ziel "200.000 plus x". Die Vorverkäufe liefen vielversprechend und lägen bereits 20 Prozent über den Vorjahreswerten.
Die Messebesucher sollen insgesamt 100 Premieren sehen. Leipzig konnte 2008 noch mit 300 Neuvorstellungen zur Messe locken. Wolters sieht die Gamescom dennoch auf einem guten Weg und verweist auf Produktionszyklen, die einen direkten Vergleich erschwerten. Zudem könnte die Zahl der Premieren auch noch steigen: "Das sind nur die uns bekannten Neuvorstellungen."
Revolutionäre Trends erwartet aber selbst der BIU-Geschäftsführer von der Gamescom nicht. Obwohl zukunftsträchtige Themen wie Augmented Reality durchaus vorkommen, schreiben die Aussteller im Wesentlichen die Entwicklungen der Vorjahre fort. Schwerpunkte sieht Wolters dabei im "Casual Gaming", also Angeboten für Gelegenheitsspieler oder ältere Zielgruppen. Zudem erwartet der Branchenverband weitere Online-Angebote für Konsolen. Nachdem Microsoft mit Xbox live eine Vorlage geliefert habe, werde Sony "sicher nachlegen und etwas vorstellen".
Die Online-Plattformen werden das klassische Softwaregeschäft in naher Zukunft nicht verdrängen, meint der BIU-Geschäftsführer. Der Online-Vertrieb sei zwar interessant und entwickle sich auch positiv, stelle momentan aber noch eher einen Nischenbereich dar. Dieser Seitenhieb auf das neue Leipziger Konzept ist gerade so dosiert, dass er die in Köln ja sehr erwünschten Anbieter der äußerst lukrativen Free-to-Play-Spiele nicht zu sehr verärgern kann. Die Gamescom stelle sich jedenfalls "breit auf" und wolle die "gesamte Welt der interaktiven Unterhaltung abbilden". (Dirk Srocke) / (psz)