Braucht es eine Pflicht zum Homeoffice? – Pro und Contra
Reicht es, dass die Bundesregierung Arbeitgeber bittet, ihre Angestellten ins Homeoffice zu schicken? Wäre eine Pflicht nicht hilfreicher in der Pandemie?
Wie der Bund und die Länder mit Corona umgehen, ist widersinnig. Während Kindergärten und Schulen geschlossen und private Treffen auf ein Mindestmaß reduziert werden, läuft der Betrieb in den meisten Unternehmen weiter. Die Politik bittet die Firmen lediglich darum, Homeoffice-Möglichkeiten zu schaffen – mit anscheinend nachlassendem Erfolg: Trotz hoher Corona-Infektionszahlen und mutierter Varianten des Virus arbeiten im aktuellen zweiten Shutdown laut jüngsten Zahlen nur halb so viele Beschäftigte von zu Hause wie im Frühjahr 2020.
Ein Recht auf Homeoffice?
Die Grünen-Fraktionschefin Kathrin Göring-Eckardt fordert nun ein Recht auf Homeoffice für Arbeitnehmer samt Bußgeld für Firmen, in denen diese Arbeitsform zwar machbar ist, diese Möglichkeit aber nicht geboten wird. Die Idee mit dem gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice ist nicht neu, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil von der SPD hat seine Forderung danach im letzten November zurückgezogen und setzt weiterhin auf Freiwilligkeit. Derweil wehrt sich die Wirtschaft und widerspricht den Forderungen.
Reicht das als ein Baustein, um die Pandemie zu bekämpfen? Oder sollte Homeoffice während Corona besser verpflichtend sein? Wir haben dazu zwei gegensätzliche Meinungen eingeholt. Dr. Oliver Stettes leitet das Kompetenzfeld Arbeitsmarkt und Arbeitswelt am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln und hält eine Pflicht für Homeoffice für falsch, „weil diese Arbeitsform für die Mehrzahl der Beschäftigten eh nicht möglich ist“. Harald Fadinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, plädiert für die Homeoffice-Pflicht, weil „mehr Homeoffice, weniger Ansteckung bedeutet“.