Breitband-Studie: Einige EU-Länder verpassen den Anschluss

Nach jüngsten Zahlen des europäischen Telekommunikations-Verbandes ECTA geht die Schere zwischen Ländern mit guter Breitbandversorgung und den Schlusslichtern weiter auf. Jetzt seien die Regulierer gefordert.

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In den 25 Mitgliedsstaaten der EU haben 64 Millionen Bürger einen Breitbandzugang zum Internet, doch die Schere zwischen den Ländern mit guter und denen mit geringer Versorgung geht weiter auf. Das geht aus dem jüngsten Bericht zur Breitbandversorgung der Organisation der alternativen europäischen Telekommunikationsanbieter ECTA hervor.

Danach ist die Breitbandpenetration im ersten Quartal 2006 EU-weit zwar um 5,5 Millionen Anschlüsse oder 9 Prozent auf 14,1 Prozent gestiegen; die Diskrepanz zwischen führenden Ländern wie Dänemark mit nahezu 30 Prozent und den Schlusslichtern, die sich im unteren einstelligen Prozentbereich bewegen, wächst dagegen auch. DSL dominiert den Zugangsmarkt mit 82 Prozent der Anschlüsse, Kabel bleibt bei 16 Prozent, während Alternativen wie Satellit oder Funk mit gerade 2 Prozent kaum eine Rolle spielen.

Dänemark führt die Breitbandliga auch im ersten Quartal des laufenden Jahres an. Mit 26,8 Prozent und 24 Prozent folgen die Niederlande und Finnland. Am Ende der Tabelle finden sich die erstmals gelistete Türkei (3,1 Prozent), die Slowakei (2,9 Prozent) und Griechenland mit nur 2 Prozent. Gestandene EU-Mitglieder wie Deutschland, Spanien oder Italien liegen mit unter 15 Prozent im Mittelfeld. Der Anteil der Ex-Monopolisten sei in einigen Märkten wie Deutschland oder Großbritannien zwar rückläufig, liege aber vielfach noch über 50 Prozent.

Für Deutschland verzeichnet die ECTA 11,6 Millionen Breitbandanschlüsse und eine Versorgungsrate von 14,1 Prozent der Bevölkerung. Das sind 9 Prozent mehr als im vorangegangenen Quartal (Q4 2005). DSL stellt mit 11,3 Millionen den Löwenanteil der Anschlüsse, nur gut 284.000 Zugänge werden übers Fernsehkabel realisiert. Dazu kommen noch 76.000 Satellitenzugänge und 9600 nicht näher spezifizierte Anschlussarten. Von den deutschen DSL-Anschlüssen stellt 8,7 Millionen technisch die Deutsche Telekom, 6,5 Millionen vermarkten die Bonner selbst, die verbleibenden 2,2 Millionen sind Resale. Den Marktanteil des Ex-Monopolisten gibt ECTA leicht rückgängig mit 56 Prozent an.

Für ECTA reicht der Blick auf Europa, um Erfolgsmodelle für eine bessere Breitbandversorgung zu finden – man müsse da nicht nach Japan oder in die USA schauen, erklärte ECTAs Managing Director Steen Clausen. In Ländern, die mit regulatorischen Maßnahmen für mehr Wettbewerb gesorgt hätten, seien positive Effekte zu beobachten. So sei die Zahl der Anschlüsse in England nach einer Regulierung neuer Zugangsmodelle für Wettbewerber um 15 Prozent gestiegen.

"Wir sehen eine klare Verbindung zwischen Regulierung und der Vielfalt der Breitbandangebote auf dem Markt", führte Clausen aus. Breitband sei immer noch eine Frage von Haben oder Nichthaben, für viele Kunden gebe es zudem immer noch keine Wahlmöglichkeit. Die schwachen Länder verlören den Anschluss, das ließe Europa insgesamt weiter zurückfallen. ECTA fordert die staatlichen Regulierungsbehörden auf, sich auf eine europaweit einheitliche Regulierung zu verständigen. So könne der Abstand zwischen Dänemark und Griechenland im Sinne der Konsumenten und der europäischen Wirtschaft verringert werden. (vbr)