Breitband in Deutschland: Regulierer sieht "gutes Versorgungsniveau"

Die Bundesnetzagentur sieht in ihrem Tätigkeitsbericht erheblichen Nachholbedarf beim Glasfaser-Ausbau. Über dessen Rahmenbedingungen wird noch diskutiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 43 Kommentare lesen

(Bild: SHARKstock/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Bundesnetzagentur sieht Deutschland bei der Breitbandversorgung auf einem guten Weg. In den Jahren 2019 und 2020 hat sich das Investitionsvolumen in Festnetzinfrastruktur um knapp ein Fünftel auf 10,8 Milliarden Euro erhöht, teilte die Regulierungsbehörde mit. "In der Breite hat Deutschland durchaus ein gutes Versorgungsniveau", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, anlässlich der Vorstellung des Tätigkeitsberichts seiner Behörde am Donnerstag in Bonn.

Die steigenden Investitionen hätten dazu geführt, dass sich die Breitbandversorgung in Deutschland verbessert hat. "Für rund zwei Drittel der Haushalte stehen Gigabitgeschwindigkeiten zur Verfügung", sagte Homann. Der Großteil dieser Anschlüsse entfällt auf die Kabelnetzbetreiber, auch wenn Homann dem umstrittenen Vectoring-Ausbau "erhebliche Bandbreitengewinne" attestiert. Fast 90 Prozent der deutschen Haushalte haben laut der Behörde aber mindestens Zugang zu Anschlüssen mit 100 Mbit/s.

Von den rund 36,5 Millionen aktiven Breitbandanschlüssen im Land waren Mitte des Jahres 25,4 Millionen DSL-Anschlüsse und 11,1 Millionen Anschlüsse mit einer anderen Zugangstechnologie. Den Großteil davon bilden laut dem Tätigkeitsbericht der Bundesnetzagentur rund 8,8 Millionen Kabelanschlüsse, nur 2,3 Millionen direkte Glasfaseranschlüsse (FTTH/FTTB) gibt es bisher. Mit kaum 100.000 Anschlüssen spielen Satelliten-Internet und andere Funktechnologien kaum eine Rolle.

Beim Glasfaserausbau in die Wohnungen und Häuser sieht auch Homann noch einen "erheblichen Nachholbedarf". Von den 7,5 Millionen erschlossenen Haushalten hat sich nur ein Drittel für den Glasfaseranschluss entschieden. Der Präsident der Monopolkommission, Jürgen Kühling, spricht von einem "Take-up-Problem": "Bei der Glasfaser haben wir eher das Problem, dass die vorhandene Infrastruktur nicht genutzt wird."

Im Zuge der Entwicklung weg von Kupfernetzen zu mehr Glasfaser will die Bundesnetzagentur ihren Regulierungsansatz anpassen. "Wir setzen auf einen Paradigmenwechsel hin zur Regulierung light", sagte Homann. Das hieße etwa, dass die Regulierungsbehörde bei der Glasfaser auf Markteingriffe wie Preisvorgaben oder klar definierte Zugangsverpflichtungen verzichten könnte. Die Monopolkommission begrüßt das grundsätzlich, will dabei aber genau hinsehen.

"Wir beobachten die Migration von Kupfernetzen zu Glasfaser", sagte Kühling. Bei Glasfasernetzen könne von einer Vorab-Regulierung abgesehen werden, wenn die Teilnehmer dazu verpflichtet werden, andere Wettbewerber nicht zu diskriminieren. In dieser Hinsicht sieht die Monopolkommission vor allem die langfristigen Abnahmeverträge der Telekom mit den großen Vorleistungskunden 1&1, Telefónica und Vodafone kritisch. "Dieses Commitment-Modell kann den Migrationsprozess insgesamt zulasten kleinerer Glasfasernetzbetreiber wettbewerbsverzerrend verlangsamen", sagte Kühling.

Auch die geltenden Regeln für den Zugang zum Kupfernetz haben weiter Bedeutung für den Wettbewerb. "Das Entgelt für die Kupferzugangsleistung bleibt wichtig", sagte der Präsident der Monopolkommission. "Es sollte stabil bleiben. Ist es zu niedrig, haben die Wettbewerber keine Anreize, in Glasfaser zu investieren." Zu hohe Entgelte wiederum könnten die Telekom beim Wechsel auf Glas bremsen.

In der Branche wird das gern gehört. Die Wettbewerber befürchten, dass die Telekom ihre Vormachtstellung vom Kupfernetz auch auf die Glasfaser übertragen könnte. "Die Monopolkommission zeigt aus unserer Sicht zutreffenderweise insbesondere auf, dass dem strategischen Missbrauchspotenzial des Migrationsprozesses durch die Telekom und einer potenziellen Marktmachtübertragung wirksam begegnet werden muss", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands Glasfaser (Buglas), Wolfgang Heer.

Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) begrüßt den Vorschlag der Monopolkommission, dass die Bundesnetzagentur gemeinsam mit den Marktteilnehmern einen verbindlichen Migrationsplan festlegen soll. "Zu Recht fordert die Monopolkommission die Bundesnetzagentur zu einer kritischen Prüfung des Commitment-Modells auf, um eine Marktmachtübertragung der Telekom vom Kupfer- auf den Glasfasermarkt zu verhindern", erklärte Breko-Chef Stephan Albers. (vbr)