Britische Pornofilter blocken auch Sexualkunde-Webseiten
Die Filter sollen vor pornographischen Inhalten schützen, blockieren aber auch Hilfeseiten für Gewaltopfer oder Aufklärungsportale. Ein betroffener Webseitenbetreiber stellt infrage, wer darüber entscheidet, was erlaubt ist und was nicht.
Laut der BBC blocken die in den letzten Wochen eingeführten britischen Pornofilter nicht nur Pornowebseiten, sondern auch Web-Angebote zur Sexualkunde oder Hilfeseiten für Fälle von Missbrauch. Die Bürgerrechtsgruppe Open Rights Group hatte bereits im Sommer darauf aufmerksam gemacht, dass die Filter über das Ziel hinausschießen könnten.
Wie gut die Filter funktionieren, war in den Tests der BBC abhängig von den Anbietern. Die vier großen in Großbritannien ansässigen Internetfirmen (Virgin, BT, Sky und TalkTalk) schalten ihre individuellen Filter nach und nach ein - so hat Sky schon vor einem Monat damit begonnen, BT hat seine letzte Woche gestartet und Virgin will Anfang 2014 nachziehen. Der älteste Filter von der Firma TalkTalk ging schon 2011 an den Start.
Unter den von TalkTalk geblockten Seiten befindet sich nun unter anderem die preisgekrönte Aufklärungswebseite "BishUK" oder auch die Informationsseite "Edinburgh Women's Rape and Sexual Abuse Centre". Gleichzeitig blockierten die TalkTalk-Filter im BBC-Test nur sieben Prozent von 68 angesteuerten pornographischen Webseiten. Skys Filter blockierten hingegen etwa rund 99 Prozent der Seiten. BT blockierte dafür "Sexual Health Scotland", "Doncaster Domestic Abuse Helpline" oder "Reduce The Risk", eine Webseite gegen häusliche Gewalt. Der Betreiber der Webseite "BishUK" stellte gegenüber der BBC infrage, wer TalkTalk sei, darüber zu entscheiden "was erlaubt ist und was nicht?".
2014 wollen die Anbieter in einer Kampagne die Funktionsweise der Filter erklären. Kunden können diese individuell einstellen, denn neben pornograpgischen können auch gewalttätige oder terroristische Inhalte blockiert werden. Die Filter werden ab 2014 standardmäßig eingesetzt. Wer sie nicht nutzen möchte, muss dem Provider Bescheid sagen, dass er die von den Filtern blockierten Inhalte lieber doch sehen möchte.
Wie die BBC erklärte, begrüßte Premierminister David Cameron die Filter im letzten Monat. Sie seien wichtig, um Kinder davor zu schützen über Hardcore-Pornographie zu stolpern.
Der CSU-Politiker Norbert Geis, der dem Bundestag mittlerweile nicht mehr angehört, hatte im August ein ähnliches Modell auch für Deutschland vorgeschlagen. Auch hier sollten "spezielle Filter und verbindliche Altersbeschränkungen" im Netz eingerichtet und festgesetzt werden. (kbe)