Britische Regierung will Sexualstraftäter von Sozialnetzwerken aussperren
Innenministerin Smith schlägt vor, dass die Polizei E-Mail-Adressen Vorbestrafter an Online-Sozialnetze weiterreicht. Sexualstraftäter, die nicht ihre richtige Adresse übergeben, droht eine Gefängnisstrafe.
Die britische Regierung will dafür sorgen, dass vorbestrafte Sexualstraftäter künftig keinen Zugang mehr zu Online-Sozialnetzen wie MySpace oder Facebook haben. Innenministerin Jacqui Smith schlägt dafür vor, dass die Polizei E-Mail-Adressen von registrierten Straftätern an die Betreiber von Online-Sozialnetzen weiterreicht. Die Social Networks sollen anhand dieser Daten die Vorbestraften von der Nutzung ausschließen. Wenn ein Sexualstraftäter der Polizei seine E-Mail-Adresse nicht herausrücken will oder eine falsche Adresse übergibt, soll ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren drohen.
"Ich will erreichen, dass jedes Kind ohne Angst leben kann, ob es sich mit Freunden in einem Jugendclub oder in einem Chat trifft", begründet Smith ihren Vorschlag. Die Regierung arbeite mit der Privatwirtschaft und gemeinnützigen Organisationen zusammen, um es Sexualstraftätern schwer zu machen, im echten Leben und online zuzuschlagen. Die Aussperrungspläne soll das vor zwei Jahren gegründete Child Exploitation and Online Protection Centre (CEOP), das sich dem Schutz Minderjähriger widmet, zusammen mit den Website-Betreibern umsetzen.
Für die Industrie, Eltern und Kinder seien Ratschläge für eine sichere Online-Umgebung in Form der ersten "UK Social Networking Guidance" erarbeitet worden. Außerdem soll ein Logo geeignete Filtersoftware kennzeichnen, die "unabhängige" Mindeststandards für den Schutz von Minderjährigen erfüllt. Auf diese Software sollen Eltern vertrauen dürfen.
Die britische Regulierungsbehörde Office of Communications (Ofcom) hatte jüngst ermittelt, dass die Hälfte der britischen Minderjährigen im Alter von 8 bis 17 Jahren, die das Internet nutzen, bereits ein Profil auf einer Online-Sozialsite eingerichtet haben. Unter den 8- bis 11-Jährigen sind es 27 Prozent, obwohl viele Sozialnetze Nutzer im Alter unter 13 ausschließen.
In den USA konzentrierten sich Bestrebungen zum Schutz von Minderjährigen zunächst hauptsächlich auf MySpace. Dadurch soll offenbar ein Präzedenzfall geschaffen werden, der auf andere Sozialnetze angewendet werden könnte. Auf Druck von Bundesstaatsanwälten sperrte das Sozialnetz vergangenes Jahr tausende Sexualstraftäter aus. Im Januar einigte sich MySpace mit den Staatsanwälten auf Prinzipien zum Schutz minderjähriger Nutzer. (anw)