Britische Virgin-Kunden fürchten um ihre E-Mail-Archive

Seit 19. Juni hat Virgin Media Probleme mit seinen E-Mail-Servern. Kommen die gespeicherten Mails je zurück?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Weiße Mailbox mit Aufschriften "Mail", "4 Sunrise" und "Lawrence", dahinter eine grüne Landschaftsszene mit Bäumen und einem See

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Viele Briten fürchten, dass ihre E-Mail-Archive für immer verloren sind. Betroffen sind Kunden des Telekommunikationsanbieters Virgin Media, sofern sie dessen E-Mail-Konten nutzen. Virgin Media ist der größte Kabel-Provider Großbritanniens, der zudem mehrere Millionen Mobilfunkkunden hat. Am 19. Juni sind die E-Mail-Server ausgefallen. Virgin Media betont, die davor gespeicherten E-Mails seien sicher. Am Zugriff darauf werde noch gearbeitet.

Das berichtet die BBC. Nach zwei Wochen Störung können Virgin-Kunden jetzt immerhin wieder E-Mails empfangen und senden. Der Ausfall ist laut dem Internet Service Provider (ISP) auf einen Hardwareschaden zurückzuführen. Warum die Wiederherstellung des Normalbetriebs so lange dauert, ist unklar. Für solche Vorfälle haben professionelle ISP eigentlich Pläne für Betriebskontinuität in der Schublade.

"Unglücklicherweise ist ein kleiner Teil der betroffenen Kunden derzeit nicht in der Lage, historische E-Mails in ihren Posteingangsfächern zu sehen", zitiert die BBC einen Sprecher Virgin Medias. Das Unternehmen, das je zur Hälfte Liberty Global und der Telefónica gehört, entschuldigt sich. Mitarbeiter arbeiteten daran, die E-Mail-Postfächer "so schnell wie möglich" wiederherzustellen. Das dauere "länger als vorhergesehen". Die gute Nachricht: Auch Dritte hätten keinen Zugriff auf die Daten, niemand sei in die Server eingebrochen. Neukunden bot Virgin Media schon vor der Störung keine E-Mail-Konten mehr an.

Strategisch ist es für die meisten Verbraucher vorteilhafter, Provider-unabhängige E-Mail-Konten zu nutzen. Das erspart die aufwändige Änderung der E-Mail-Adresse, wenn man seinen ISP wechselt. Aus Sicht der Provider waren E-Mail-Konten unter einer Internet-Domain des Providers seit jeher ein hervorragendes Mittel zur Kundenbindung: Der Anbieter konnte langfristig höhere Preise für Bestandskunden durchsetzen, weil diese ihre etablierte Provider-E-Mail-Adressen nicht verlieren wollten.

Wer auf kontinuierliche Erreichbarkeit Wert legt, sollte seine eigene Internet-Domain nutzen. Das geht auch mit zahlreichen unabhängigen E-Mail-Diensten wie GMX und Gmail. Im Falle einer längeren Störung, Preiserhöhung oder nachteiligen Änderung der Datenschutzbestimmungen kann man dann sein E-Mail-Postfach schnell umziehen, ohne seine E-Mail-Adressen ändern zu müssen.

Ratsam ist außerdem, statt Webmail ein E-Mail-Programm zu nutzen, das auf den eigenen Endgeräten eine Kopie des Archivs gesendeter und empfangener E-Mails vorhält. Das gewährt Zugriff auf die eigenen Daten, selbst wenn die Cloud verdampft.

(ds)