Buchhandel plant eigene Online-Volltextsuche für deutschsprachige Bücher
Die Plattform "Volltextsuche online" des Börsenvereins soll einen zentralen Zugang zu digitalen Volltextdateien von Büchern in deutscher Sprache ermöglichen.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, in dem rund 6500 Verlage, Buchhandlungen und Antiquariate, Zwischenbuchhändler und Verlagsvertreter zusammengeschlossen sind, bereitet den Aufbau einer eigenen Plattform zur Volltextsuche im Internet vor. Als Antwort auf existierende Angebote wie Google Print, Amazons "Look Inside the Book" oder die Digitalisierungs- und Vernetzungsbestrebungen europäischer Bibliotheken soll die geplante Plattform "Volltextsuche online" einen zentralen Zugang zu digitalen Volltextdateien von Büchern in deutscher Sprache ermöglichen.
"Der Aufbau und der Betrieb einer gemeinsamen Plattform liegen im Interesse der gesamten Branche", begründet Matthias Ulmer, Verleger des Eugen Ulmer-Verlags in Stuttgart und Initiator der Arbeitsgruppe "Volltextsuche online", das Engagement des Börsenvereins. "Wir haben das Potenzial, die Erfahrungen und das technische Know-how für eine solche Lösung, sollten das gegenüber branchenfremden Anbietern in unserem eigenen Interesse nutzen und dabei die Kontrolle über unsere Titel behalten."
Die Daten sollen dezentral auf Servern der mitwirkenden Verlage oder auf der Datenbank von "Volltextsuche online" bereitgestellt werden. In einem zweiten Schritt könnte dann ein Vermarktungssystem als Standardlösung beispielsweise für interessierte Buchhändler oder Suchmaschinenbetreiber angeboten werden. Eine Zusammenarbeit mit Internet-Anbietern, die ihre Angebote zur Volltextsuche in Büchern ebenfalls ausweiten, sei dabei durchaus denkbar, teilte der Börsenverein weiter mit. Einen ersten Plattform-Entwurf will die Arbeitsgruppe auf den Buchhändlertagen im Juni in Berlin vorstellen.
Auslöser der Aktivitäten des Börsenvereins dürfte nicht zuletzt die Ankündigung Googles gewesen sein, den bislang nur für englischsprachige Werke angebotenen Digitalisierungsdienst Google Print auch auf andere Sprachen auszuweiten. Die hohen Anlaufkosten des noch im Beta-Stadium befindlichen Dienstes sollen über die Einblendung kontextsensitiver Werbung refinanziert werden. Für Verleger und Google-Nutzer ist das Angebot kostenlos.
Ärger gibt es unterdessen bei der Aufnahme von Beständen einiger großer US-amerikanischer Universitätsbibliotheken in den Google-Suchmaschinenindex. Die Association of American University Presses (AAUP), der 125 nichtkommerzielle Universitäts- und Lehrbuchverlage angehören, befürchtet, dass ihren Mitgliedern die Existenzgrundlage entzogen wird, wenn Google im Rahmen des "Libraries for Print"-Projekts das Recht eingeräumt bekommt, von Universitätsverlagen produzierte Werke einzuscannen und online zur Verfügung zu stellen. Ein Großteil ihrer Unkosten decken die Universitätsverlage über den Verkauf und die Lizenzierung eigener Publikationen. (pmz)