Bundesbanker Thiele: Sekundenschnelle Überweisungen setzen sich durch
Trotz blitzschneller digitaler Datenübertragung ist es für Otto-Normalbankkunde bislang kaum möglich, Zahlungen noch am Überweisungstag zu erhalten. Das wird sich möglicherweise bald ändern.
Zahlungen in Sekundenschnelle könnten nach Einschätzung der Bundesbank für viele Bankkunden in absehbarer Zeit Alltag werden. "Ich bin zuversichtlich, dass Echtzeitzahlungen auf mittlere Sicht ein Erfolg werden", sagte Carl-Ludwig Thiele, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Frankfurt. "Ich gehe aber nicht davon aus, dass sich das von heute auf morgen durchsetzen wird. Viel wird von Nutzerfreundlichkeit und Reichweite abhängen."
Beim "Instant Payment" soll der Überweisungsbetrag innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben sein. Der Auftrag erfolgt per Online-Banking vom Computer aus oder mithilfe einer Smartphone-App. Bisher werden Überweisungen in der Regel am folgenden Bankarbeitstag gutgeschrieben. Die Kreditwirtschaft reagiert mit dem von Thiele angesprochenen System unter anderem auf eine Reihe von Angeboten von Online-Bezahldiensten wie Paypal, die schon heute sekundenschnelle Geldtransfers ermöglichen.
"Heutzutage bekommt man alles in Echtzeit, dazu passen Zahlvorgänge mit langen Laufzeiten nicht mehr", so Thiele. "Früher hat es bis zu fünf Tage gedauert, bis eine Überweisung auf dem anderen Konto ankam, heute ist das mit Instant Payments in Sekunden möglich."
Als erste Bank in Deutschland startete die HypoVereinsbank im November ein Instant-Payment-Angebot. "Der Anfang ist gemacht: Seit dem 21. November bieten erste Banken in Europa Echtzeitzahlungen an. Weitere Banken und Sparkassen in Deutschland werden 2018 folgen", konstatierte Thiele. "Zunächst bedeutet das einen nicht unerheblichen Investitionsaufwand für die Kreditinstitute, aber die Bereitschaft, zu investieren, ist vorhanden."
Die gesamte Wirtschaft habe großes Interesse an der neuen Technik, weil sie dadurch mehr Transparenz im Zahlungsverkehr gewinne, sagte Thiele: "Wenn nicht gezahlt wird, wird nicht geliefert." Natürlich müssten Sicherheit und Datenschutz gewährleistet sein, betont der Bundesbanker. "Aber mögliche Missbrauchsfälle können nicht der Grund sein, Instant Payments erst gar nicht anzubieten."
(psz)