Bundestag: "Open-Source-Strategie nicht gefährdet"

Die Vorsitzende der Kommission des Ältestenrates für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken im Parlament, Susanne Kastner, hat die Entscheidung für MS Exchange und Outlook verteidigt.

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Die Vorsitzende der Kommission des Ältestenrates für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken im Bundestag, Susanne Kastner, hat die Entscheidung für MS Exchange und Outlook als Groupware-Lösung für die Abgeordneten verteidigt. Die Open-Source-Strategie für die Informationstechnik des Parlaments werde durch den Einsatz einer propietären Applikation "nicht gefährdet", meint die SPD-Abgeordnete in einer Stellungnahme zu dem Beschluss vom vergangenen Donnerstag. Der 2002 abgesegnete Richtungsentscheid für Linux und freie Software im Serverbereich sei weiter "das erklärte Ziel unserer Arbeit". Zur Zeit werde aber kein "adäquates" Groupware-Produkt auf Open-Source-Basis angeboten, sodass eine Wahl nicht möglich gewesen sei. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen könne man den Parlamentariern nun endlich eine Adress- und Terminverwaltung zur Verfügung stellen, "die den Anforderungskatalog erfüllt".

Kastner sperrt sich zugleich gegen die Interpretation ihres Parteigenossen Uwe Küster, der die Entscheidung für die beiden Microsoft-Produkte auf Client- und Serverseite als bedauerlichen "Roll-Back" bei den Bemühungen für mehr Offenheit und Wettbewerb in der IT-Landschaft des Bundestags bezeichnet hatte. "Wo es um vernünftige Integration und Interoperabilität der jeweils nutzerfreundlichsten IT-Lösung geht, sind militärische Kategorien fehl am Platz", betonte die Bundestagsvizepräsidentin.

Bei der zunächst in einem Pilotprojekt getesteten und dann für den Gesamteinsatz ausgewählten Variante sei gewährleistet, dass das vorhandene Mailsystem auf Open-Source-Basis und der LDAP-Verzeichnisdienst ihre zentralen Funktionen in der IT-Infrastruktur des Bundestags behalten würden. Zudem hätten konkrete Nutzerbedürfnisse wie die Integration mit den vorhandenen Office-Programmen und die Synchronisation mit PDAs oder Smartphones berücksichtig werden können. Frühere Ausschreibungen seien an diesen komplexen Rahmenbedingungen gescheitert. Auch eine Evaluation der frei verfügbaren Alternative OpenXchange habe "keine nutzergerechte Lösung" ergeben.

Der Linux-Verband hatte im April Schmu bei der Durchführung des Exchange-Tests gewittert und die Vergabepraxis der Bundestagsverwaltung scharf kritisiert. Es dränge "sich der Verdacht auf, dass an den Fachabteilungen vorbei mit dem Gremium des Ältestenrates die IT-Strategie der Bundestagsverwaltung manipuliert wird", hatte es damals geheißen. Ein Verwaltungssprecher hielt dagegen, dass alle Beschaffungsvorgänge bei dem Pilotprojekt vergaberechtskonform erfolgt seien.

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(Stefan Krempl) / (jk)