Bunt & kreativ: Indie-Games auf der Gamescom 2023

Mit kreativen Ideen erobern Indie-Games die Herzen der Spielenden. Die Indie Area der Gamescom ist größer denn je und bietet viele Gelegenheiten zum Anspielen.

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Indie Arena Booth

(Bild: c’t, Liane M. Dubowy)

Lesezeit: 12 Min.
Inhaltsverzeichnis

Auch in diesem Jahr kommen Indie-Fans auf der Gamescom auf ihre Kosten: Die Indie Area in Halle 10.2 ist noch größer als im Vorjahr und auch in den anderen Hallen sind immer wieder Indies zu sehen. Während aber an den großen Ständen von Microsoft, Bethesda & Co. oft lange Schlangen für ebenso lange Wartezeiten sorgen, sind diese an den vielen Spielstationen der Indie Area deutlich kürzer. Oft kommt man hier auch mit den Entwicklerinnen und Entwicklern ins Gespräch.

Dicht an dicht sind etwa in der Indie Arena Booth winzige, kleine und etwas größere Stände auf rund 1500 Quadratmetern untergebracht. Das Angebot ist kuratiert: Über 300 Bewerbungen sind laut Organisatorin Valentina Birke in diesem Jahr eingegangen. Eine Jury hat daraus 160 Spiele aus 33 Ländern ausgewählt, die sich mit Prototypen, Demoversionen oder spannenden Updates hier präsentieren. Zwar gibt es in diesem Jahr keine Online-Welt, doch Daheimgebliebene können im Rahmen des gleichzeitig stattfindenden Steam-Events viele Demos spielen oder die Streams der Indie Arena Booth auf Twitch verfolgen. Dort werden ebenfalls Spiele gezeigt und man will mit Entwicklerinnen und Entwicklern ins Gespräch kommen.

Neben der Indie Arena Booth bietet etwa das Home of Indies weiteren Titeln einen Platz: 42 Spiele stellt der 200 Quadratmeter große Gemeinschaftsstand vor. Auch 13 Publisher und genauso viele Länderdelegationen unterstützen die kleinen Studios mit Ständen. Steam-Betreiber Valve greift den Indie-Studios ebenfalls unter die Arme und hat der Indie Arena Booth 70 Steam Decks samt Kensington Locks als Leihgabe zur Verfügung gestellt, um weitere Spielstationen zu schaffen. Das zeigt dann außerdem gleich, dass die Indie-Games die mobile Spielkonsole unterstützen. Schon vorab hatte Valve außerdem Workshops für Indie-Entwicklerinnen und -Entwickler veranstaltet, um sie auf die Präsentation ihres Spiels vorzubereiten.

c't zockt: Gaming-Fans der c't

c't zockt besteht aus den Gaming-Fans des c't Magazins. Wir spielen Games quer Beet, vor allem Indie- und Early-Access-Spiele, haben ein Herz für Retro-Titel und wagen uns gelegentlich in die Virtual Reality. Wir streamen live aus unserem Videostudio auf YouTube und Twitch. Auf YouTube veröffentlichen wir außerdem veröffentlichen dort außerdem regelmäßig neue Videos rund um Spiele. Schaut doch mal rein!

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Die Anzahl der auf der diesjährigen Gamescom vorgestellten Indie-Games ist enorm, wir können daher nur ein paar herauspicken. Weitere wird sich das c't-zockt-Team in den nächsten Monaten ansehen. Für manche der gezeigten Spiele gibt es bereits eine Demoversion zum Anspielen auf Steam, andere kann man bisher nur zur Wunschliste hinzufügen.

Alles hinter sich lassen und einen kleinen, mobilen Buchladen am Meer betreiben. Diesen Traum wird man sich bald im Spiel "Tiny Bookshop" des Kölner Studios neoludic games erfüllen können. Die Idee geht auf einen realen Buchladen zurück, den die Entwickler auf einer Urlaubsreise entdeckt hatten, wie David Wildemann von neoludic Games im Gespräch mit c’t erzählt. Auf der Gamescom ist das Spiel gefragt, die kleine Warteschlange vor der Spielstation hält sich den ganzen Tag.

Die Buchladensimulation Tiny Bookshop verwalten Spielende einen kleinen, mobilen Buchladen. Dabei lernen sie allmählich die Menschen vor Ort und ihre Lesegewohnheiten kennen und passen das Sortiment an deren Vorlieben an. Durch die Interaktion mit den Menschen wird man dabei allmählich selbst Teil der Community. Das Spielkonzept verspricht jede Menge Entspannung: Lesestoff auswählen, Bücher sammeln, den Buchladen dekorieren, einen Schwatz mit einer Leseratte halten und dabei die idyllische Landschaft um Bookstonbury kennenlernen.

In Tiny Bookshop eröffnet man einen mobilen Buchladen am Meer.

"Tiny Bookshop" soll auf Steam für Linux, macOS und Windows erscheinen und auch auf dem Steam Deck laufen. Ein Veröffentlichungstermin steht noch nicht fest.

Nicht alles ist vergessen: In der Nachkriegszeit versucht der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer mit einem Team aus jungen, nicht vorbelasteten Staatsanwälten und -anwältinnen Verbrechen vor Gericht zu bringen, die während des Nationalsozialismus unter den Teppich gekehrt wurden. In "The Darkest Files" schlüpfen Spielende in die Rolle von Esther Katz. Die junge Staatsanwältin versucht nun, in Gesprächen und aus Dokumenten das Geschehen zu rekonstruieren. In einem Storyboard zeichnet sie den Tathergang akribisch nach, um Widersprüche offenzulegen und eine tragfähige Theorie zu entwerfen, mit der sie das Vergehen vor Gericht bringen kann. In der aktuellen Demoversion des Spiels lassen sich Beweise nun auch zusammenführen und Schlussfolgerungen ziehen.

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"The Darkest Files" ist das neueste Spiel des Berliner Studios Paintbucket Games, das sich mit "Through the Darkest of Times" bereits einen Namen gemacht hat. Das Spiel beeindruckt mit schön gezeichneter Grafik, die überwiegend in Graustufen mit nur wenigen Akzentfarben gehalten ist.

Erscheinen soll "The Darkest Files" voraussichtlich 2024, bereits jetzt gibt es eine Demoversion auf Steam in der man das Storyboard ausprobieren und die ersten Zeuginnen und Zeugen befragen kann. Das fertige Spiel soll vier Fälle enthalten, die rund 12 bis 15 Stunden Gameplay dauern.

Die Spielstation von Viewfinder in der Indie Arena Booth 2023.

(Bild: c’t, Liane M. Dubowy)

Das Indie-Game "Viewfinder" – englisch für Kamerasucher – spielt mit wechselnden Perspektiven. Die wichtigste Spielmechanik im Rätsel-Erkundungsspiel des schottischen Sad Owl Studios ist die optische Täuschung. Zunächst zweidimensionale Bilder werden in der dreidimensionalen Welt begehbar und schaffen so neue Wege in einer kuriosen virtuellen Welt. Um sich den Weg von einer schwebenden Plattform zu bahnen, hält man ein Bild ins Sichtfeld, pinnt es an und kann dann direkt hineinschreiten.

Das simple Spielprinzip wird allmählich komplexer, wenn die Wege nicht mehr so einfach zu erkennen sind. Dann müssen mehrere Bilder gedreht und kombiniert, Brücken gebaut, Gegenstände mit Hilfe der Fotos vervielfältigt und so kleine Rätsel gelöst werden. Zunächst sind es Fotografien, die Wege aufzeigen. Dann kombiniert man diese mit Fotokopien. Aber auch Pixelgrafiken oder Handgemaltes auf Kindergartenniveau werden plötzlich begehbar. Eine Kamera oder ein Kopierer können dabei helfen, kreative Lösungen zu finden. Teleportationsstationen eröffnen neue Level und transportieren zu entfernteren Orten. Die Entdeckungsreise gibt zunächst nur lose Hinweise auf zwei Menschen, erst ein Systemfehler offenbart ein größeres Stück der Hintergrundgeschichte. Weitere Informationen liefern Aufnahmen von Stimmen und hinterlassene Notizen.

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Viewfinder gibt es seit dem 28. Juli für rund 25 Euro auf Steam für Windows, mit Proton 8 läuft es wie im Video unten zu sehen auch unter Linux.

Ein Hingucker: Ein Cosplayer in der Rolle des Finley aus Fall of Porcupine

(Bild: c’t, Liane M. Dubowy)

Bereits Mitte Juni ist das narrative Adventure-Spiel "Fall of Porcupine" aus der Feder des Kölner Studios Critical Rabbit erschienen. Der Spieler oder die Spielerin übernimmt die Rolle von Finley, der erst seit kurzem als Assistenzarzt in St. Ursula arbeitet, dem Krankenhaus der Kleinstadt Porcupine. Nicht nur Finley mit seinem Taubenkopf auch alle anderen Charaktere sind antropomorphe Tiere.

Im Spiel begleiten wir Finley durch seinen Alltag, der neben der Arbeit im Krankenhaus auch Ausflüge mit Freunden und Kneipenbesuche mit seinen Kolleginnen und Kollegen umfasst. Dabei muss der engagierte Finley sein stressiges Arbeitsleben mit seiner Freizeit unter einen Hut bringen. Die schroffe Chefärztin macht ihm zusätzlich das Leben schwer.

Für die Therapie hat sich Critical Rabbit kleine Mini-Spiele einfallen lassen, beispielsweise muss man schnell die angezeigten Tastenkombinationen gedrückt halten. In den Schuhen von Finley lernt man allmählich die Stadt und ihre Bewohner kennen und stellt fest, dass längst nicht alle ehrlich sind und das Gesundheitssystem so seine Tücken hat. Verpackt ist das Ganze in eine farbenfrohe, handgezeichnete Grafik.

"Fall of Porcupine" ist für rund 20 Euro auf GOG.com und Steam für Windows verfügbar, mit Proton 8 läuft es auch unter Linux und auf dem Steam Deck. Der Prolog ist kostenlos spielbar.

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Auf einem abgelegenen Asteroidengürtel betreibt Wilbur in "Uncle Chop's Rocket Shop" eine Raumschiff-Werkstatt. Mit kleinen und größeren Reparaturaufträgen muss der Mechaniker Geld erwirtschaften, um seinem Chef Uncle Chop die Miete zahlen zu können. Gleichzeitig braucht er das Geld, um Werkzeug und Werkstatt zu verbessern. Und so tankt Wilbur, der wie eine Mischung aus Mensch und Fuchs erscheint, Raumschiffe auf und repariert kaputte Module oder komplette Schrotthaufen. Scheitert er dabei, verdient zu wenig und kann die Miete nicht zahlen, macht ihn sein Chef platt und das Spiel beginnt von vorn.

Wenn Wilbur (rechts) die Miete nicht zahlt, gibts Ärger mit Uncle Chop.

(Bild: Beard Envy)

Das Spiel startet mit einfachen Aufträgen, die allmählich komplizierter werden. Glücklicherweise kann Wilbur für die Diagnose und eine Reparaturanleitung in einem Handbuch nachschlagen, was zu tun ist. Am Ende des Tages wird abgerechnet und man sieht, wie viel Wilbur erwirtschaftet hat. Charmant sind die merkwürdigen Figuren und Events, denen Wilbur im Alltag begegnet und die die Story vorantreiben. Wilbur kann sich Freunde und Feinde machen und auf diese Weise eines von mehreren Enden erreichen.

Zu den zu defekten Raumschiffmodulen kann schon auch mal das Klo gehören, das Wilbur dann durchspülen muss.

(Bild: Beard Envy)

Das dreiköpfige Team von Beard Envy stellt die Raumschiff-Reparatur-Simulation "Uncle Chop's Rocket Shop" mit der gelungenen Grafik derzeit auf der Gamescom in der Business Area vor, wo wir sie uns angesehen haben. Selbst spielen durften wir dabei noch nicht. "Uncle Chop's Rocket Shop" soll voraussichtlich Mitte 2024 erscheinen, für Anfang nächsten Jahres ist eine Demoversion geplant. Das Spiel soll dann für Windows, XBox Series X, Playstation 5 und Nintendo Switch erhältlich sein.

Im nur wenig gruseligen 2D-Point-&-Click-Adventure "Prim" spielt man die Tochter des Sensenmannes, der das Spiel auch seinen Namen verdankt. Die kleine Protagonistin will einem Menschenjungen helfen, doch ihr Vater hat sie zuhause eingeschlossen. So versucht Prim ihn zu überlisten und doch in die verbotene Welt der Lebenden einzutreten. Dabei kann man nicht nur Prim, sondern auch ihren Sidekick, ein putzig-widerliches Spinnenäuglein spielen.

Prim ist die Tochter des Sensenmanns und die Protagonistin dieses gleichnamigen Point-&-Click-Adventures.

Die handgezeichnete Schwarz-Weiß-Grafik erinnert an die Filme von Tim Burton. "PRIM" gibt es derzeit in einer kurzen Demoversion auf Steam für Linux und Windows, die nicht nur deutsche Untertitel, sondern neben der englischen auch eine deutsche Vertonung mitbringt. Das Spiel soll 2024 erscheinen und rund sechs bis acht Stunden Spielzeit umfassen.

Das Aufbaustrategiespiel "The Wandering Village" ist nicht zum ersten Mal auf der Gamescom: Im letzten Jahr startete das Spiel in den Early Access und verkaufte sich bereits in der ersten Woche über 100.000 Mal. Beim Deutschen Entwicklerpreis 2022 wurde es als bestes deutsches Spiel ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr hat das Team von Stray Fawn Studios weiter am Spiel gefeilt: Inzwischen kann man es auch mit einem Controller spielen sowie auf dem Steam Deck. Jede Menge neue Gebäude und -Upgrades und eine Option zur Anpassung der Feindseligkeit sind hinzugekommen.

Dem Aufbaugenre gibt "The Wandering Village" einen neuen Dreh: Überlebende einer postapokalyptischen Welt suchen Zuflucht auf dem Rücken einer riesigen Kreatur namens Onbu. Dort bauen sie nun allmählich eine Siedlung auf und ziehen mit dem Onbu durch die Lande. Dabei durchqueren sie gemeinsam sandige Wüsten, graues Ödland und mit giftigen Pilzsporen verseuchte Gebiete. Mit der Zeit wächst nicht nur die kleine Stadt, sondern auch eine symbiotische Beziehung zwischen Onbu und der Siedlung.

Jetzt präsentieren die Entwicklerinnen und Entwickler von Stray Fawn Studio auf der Gamescom das "Ocean Update", das dem Spiel unter anderem ein neues Biom beschert. Tapfer stapft der große Onbu darin durch Wassergebiete in der postapokalyptischen Welt. "The Wandering Village" ist auf Steam für Linux, macOS und Windows für rund 25 Euro erhältlich.

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Kreativ, divers und manchmal ein bisschen gegen den Strom: Die vielen Spiele der diesjährigen Indie Area auf der Gamescom versprechen mit ihren originellen Ideen ein spannendes Spielejahr. Während manche Titel bereits verfügbar sind oder man wenigstens schon in eine Demoversion hineinschnuppern kann, muss man sich bei anderen noch ein Jahr gedulden. Doch eins wird jetzt schon deutlich: Die diesjährigen Games der Indie Area präsentieren eine bunte Vielfalt aus kreativen Ideen quer durch alle Genres. (lmd)