CES: Netflix streamt HDR-Videos an LG- und Sony-Fernseher
LG und Sony haben angekündigt, auf einigen ihrer TVs künftig die Wiedergabe von Netflix-Videos mit High Dynamic Range bieten zu wollen. heise online hatte die Möglichkeit, dazu den Technikchef des Streamingdienstes zu befragen.
Einfach nur hohe oder ultrahohe Auflösung war gestern. Die TV-Hersteller LG und Sony haben daher auf der CES bekanntgegeben, Käufern künftig auf ausgewählten Fernsehern Videos mit hohem Kontrastumfang (High Dynamic Range) bieten zu wollen. HDR kennt man bislang vor allem aus der Fotografie. Angeliefert werden die HDR-Videos vom Videosteamingdienst Netflix, als Demomaterial kommen am Sony-Stand Ausschnitte aus der Netflix-eigenen Serien "Marco Polo" zum Einsatz. Über einen Fernsehkanal lassen sich HDR-Produktionen aktuell nicht übertragen, da es bislang an entsprechenden Spezifikationen mangelt.
Da sich LG und Sony mit Details etwas zurückhielten, sprach heise online in Las Vegas mit dem Netflix-Technikchef Neil Hunt über diese Entwicklung. Der stellte zunächst einmal klar, dass sich HDR nicht auf ultrahochaufgelöste "4K"-Videos beschränke, sondern bei Full-HD-Videos ebenso realisierbar sei. Dass die TV-Hersteller HDR gerne in einem Atemzug mit ihren 4K-Modellen nennen, ist somit also eher dem Marketing geschuldet. Netflix würde auch gerne beide Auflösungen mit HDR ausspielen. Laut Netflix werde durch HDR das emotionale Erlebnis eines Videos so oder so spürbar verstärkt.
Produktionsseitig gäbe es bei HDR vergleichweise wenig Hindernisse. So würden die aktuellen Produktionen des Dienstes sowieso im Raw-Format aufgenommen. Es sei also lediglich ein Remastering notwendig, um den höheren Kontrastumfang aus dem Material herauszuholen. Und der Aufwand würde sich im Vergleich zur sowieso nötigen generellen Bearbeitung in der Post-Produktion sehr stark in Grenzen halten. Probleme habe es lediglich bei einer Serie gegeben, bei der Innenaufnahmen am Tag und in der Nacht gedreht worden seien, und bei der die Nachaufnahmen künstlich bearbeitet wurden, um sie den Shootings am Tag anzupassen. Da man dieses Problem nun kenne, achte man darauf schon bei der Produktion.
Mit dem höheren Kontrastumfang steigt die benötigte Bitrate bei der Ausspielung laut Hunt jeweils um rund 20 Prozent. Für die HDR-Fassung eines 4K-Films, der ansonsten in bester Qualität etwa mit 15,3 MBit/s übertragen werde, benötigt man folglich rund 18,3 MBit/s. Dieser Wert bewegt sich aber noch im Rahmen der sowieso empfohlenen verfügbaren Bandbreite der Internetanbindung für 4K von 25 MBit/s. HDR-Videos kann es somit auch für deutsche Kunden geben, dies einen entsprechend potenten Internetzugang vorweisen können. Laut Hunt würde Streaming bei HDR hier eine seiner Stärken beweisen. Beim klassischen Broadcasting müsste gleich ein ganzer HDR-TV-Kanal eingerichtet werden, für den es Anfangs noch kaum Kunden gäbe.
Ebenso interessant wie die heutigen Ankündigungen ist nach Angaben des Technikchefs, dass Netflix heute mit TV-Herstellern und Studios wie Dolby, LG, Panasonic, Samsung, Sharp, Sony, Technicolor, Walt Disney Studios, Twentieth Century Fox and Warner die Gründung der Ultra High Definition Alliance (UHDA) bekanntgegeben habe. Die habe sich die Schaffung eines offenen Standard für die Übertragung von 4K-Videos – auch mit HDR – verschrieben. (nij)