Chatbot-Suche: Presseverlage verlangen Lizenzgebühren von Google und Microsoft

Demnächst könnten Suchmaschinen statt Linklisten ausformulierte Antworten von Chatbots liefern. Presseverlage wehren sich dagegen und wollen Gebühren verlangen.

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(Bild: Photo Kozyr/Shutterstock.com)

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Verlage in Deutschland verlangen von Firmen wie Google und Microsoft Lizenzgebühren, wenn deren Suchmaschinen Chatbots auf die Presseinhalte loslassen und daraus etwa Zusammenfassungen erzeugen, die den Nutzern statt der herkömmlichen Links präsentiert werden. Wer mithilfe von KI-Sprachmodulen (künstliche Intelligenz; etwa der derzeit populäre Chatbot ChatGPT) die Verlagsangebote für eigene Zwecke verwerte und damit konkurrierende, eigene Inhalte erstelle, dürfe dies nur mit einer Lizenz des jeweiligen Verlags tun. Das teilten der Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und der Medienverband der freien Presse (MVFP) in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber dem Tagesspiegel mit.

Die Zeitung zitiert außerdem einen Sprecher der Verwertungsgesellschaft Corint Media: "Sollten Presseinhalte von Chatbots genutzt werden, muss eine angemessene Vergütung an die Rechteinhaber gezahlt werden", heißt es in dem Tagesspiegel-Bericht. Vor allem wollen die Verlegerverbände sicherstellen, dass nicht eine KI die von den Verlagen und ihren Redaktionen erbrachten Leistungen "ausbeuten" kann.

Diese relativ neue Anwendung für KI-gestützte Chatbots, Web-Inhalte zusammenzufassen, könnte unter das seit 2021 geltende Presseleistungsschutzrecht fallen – doch ganz sicher sind sich die Verbände da nicht: Möglicherweise müsse der Gesetzgeber entsprechend der technischen Entwicklungen rechtzeitig nachschärfen, sagte ein Sprecher von Corint Media dem Tagesspiegel.

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Zusätzlich zur Forderung nach einer Lizenzierung ihrer Inhalte betrachten die Vertreter der deutschen Medienhäuser die Neuerungen bei den Suchmaschinen auch als einen möglichen Wettbewerbsverstoß. Denn die Google-Suche könnte die von ihrer eigenen KI erzeugten Kurzinhalte gegenüber den konkurrierenden Verlagsinhalten bevorzugen, mutmaßen die Verbände; eigene Suchergebnisse könnten etwa bei der Reihenfolge der Ergebnisse weiter vorn landen, ausführlicher ausfallen oder besser sichtbar sein, so die Befürchtung. Darin erkennen BDZV und MVFP eine Selbstbegünstigung sowie eine Diskriminierung durch einen Monopolisten; diese müssten wie bei der Bevorzugung des nationalen Gesundheitsportals oder des eigenen Shopping-Dienstes untersagt werden, zitiert der Tagesspiegel die Stellungnahmen.

Microsoft und Google haben vor Kurzem angekündigt, unter anderem ihre Suchmaschinen (Bing bei Microsoft) mit KI-Chatbots aufzurüsten. Dafür plant Microsoft den Einsatz von ChatGPT, Google will eine eigene KI namens Bard einsetzen. Statt wie bisher als Liste von Links und manchmal Anrissen des Inhalts von Webseiten soll künftig die KI eine spontan formulierte Antwort auf die Suchanfrage als kurzen Text darstellen.

Siehe auch:

(tiw)