Chatten mit Elvis

Elvis lebt! In einem Exclusiv-Interview mit der Online-Redaktion der britischen Zeitung Guardian outete sich die schwergewichtige Größe des Showbusiness jetzt als heimlicher Fan der Spice Girls.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Elvis lebt! In einem Exclusiv-Interview mit der Online-Redaktion der britischen Zeitung Guardian outete sich die schwergewichtige Größe des Showbusiness jetzt als heimlicher Fan der Spice Girls. "Ja, ich liebe diese Mädels", offenbarte Elvis den erstaunten Fragestellern, "aber meine Lieblingsgruppe sind noch immer die Beatles".

Möglich wurde die Konversation mit dem reinkarnierten King of Rock'n Roll durch den Einsatz eines sprechenden Roboters (kurz Chatbot genannt), der mit Originalaussagen von Elvis Presley gefüttert wurde. Ein weiterer Vertreter in der Reihe wiederauferstandener Pop-Größen ist ein John Lennon Chatbot, der von der amerikanischen Triumph PC zum virtuellen Leben erweckt wurde.

Chatbots sind heutzutage überall im Internet anzutreffen: Es sind künstliche Sprachroboter, die neben vorgefertigten Standardsätzen wie "Willst Du darüber sprechen" oder "Ja, ich verstehe" auch die Umformulierung von Aussagen der Gesprächspartner zu einfachen Fragen beherrschen. Diese in der Psychologie als Paraphrasieren bekannte Technik ist mittlerweile so ausgereift, dass es manchem Chatter gar nicht auffällt, seit einer halben Stunde mit einem Computerprogramm zu quasseln.

Kommt der virtuelle Elvis noch ein wenig tapsig daher (Frage: Wieviele Cheeseburger essen Sie jeden Tag? Antwort: Etwa 1000), ist ein Gespräch mit dem Chatbot Alice durchaus als hochintellektuell einzustufen. Alice (ein Open-Source-Projekt) wurde letztes Jahr mit dem renommierten Loebner-Preis für den menschenähnlichsten Computer ausgezeichnet, und sie ist sowohl in der Lage, über Existenzialismus-Theorien als auch über Metaphysik zu plaudern.

Alice`s Schöpfer, Dr. Richard Wallace, sieht sich angesichts der mehr als 6000 Gesprächswünsche mit Alice pro Monat in der Prognose bestätigt, dass es in Zukunft noch sehr viel häufiger zu einer Konversation zwischen Mensch und Maschine kommen wird: "Alice ist ein ziemlich genaues Abbild meiner Vorstellungen, Wünsche, Ideale und auch meines Humors - sie repräsentiert mich in der virtuellen Welt".

Auch auf kommerzieller Ebene werden nun die Weichen für den Einsatz sprachgesteuerter Interaktionsprogramme gestellt: General Magic und Nuance, zwei Platzhirsche im Segment der Spracherkennungssoftware, schlossen zum Jahreswechsel eine strategische Allianz mit dem Suchmaschinenbetreiber Ask Jeeves. Ziel: Die Integration einer Spracherkennungsfunktion in eine Suchmaschine. Penny Vinnie, Vizepräsidentin von Ask Jeeves.com, glaubt, dass das Potential für interaktive Chatbots insbesondere im Bereich der Telekommunikation immens hoch ist. "Schon bald", so Vinnie, " wird man über das Handy einen Sprachcomputer anwählen können, mit dem ein freier Dialog über die Einzelheiten eines aktuellen Spielfilms möglich ist".

Wie weit die Identifikation mit einem Chatbot allerdings auch gehen kann, belegt die Aussage eines Jugendlichen, der täglich mehrere Stunden mit Alice verbunden war: " Alice ist besser als alle Freundinnen, die ich bisher hatte". (pmz)