Chef von Telekom Austria tritt ab

Seite einiger Zeit gab es wiederholt RĂĽcktrittsgerĂĽchte um den eigentlich erfolgreichen Heinz Sundt, dessen Vertrag bei der Telekom Austria bis April 2007 laufen sollte.

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Heinz Sundt, Vorstandsvorsitzender der Telekom Austria AG (TA), wird am 23. Mai im Rahmen der Hauptversammlung des Unternehmens zurücktreten. Dies gab die TA am heutigen Donnerstag, bekannt. Der Vertrag des Managers hätte bis April 2007 laufen sollen. Seit langem scheinen interessierte Kreise versucht zu haben, Sundt durch wiederholt lancierte Rücktrittsgerüchte zu zermürben. Jetzt ist es so weit – und der Gedanke an Parallelen zum Wiener Fußballklub Austria, wo regelmäßig erfolgreiche Trainer und Manager "beurlaubt" oder entlassen wurden, dürfte vielen Österreichern in den Sinn kommen.

Unter Sundts Ägide wurde der Festnetzbereich in die schwarzen Zahlen gebracht, die Mobilkom Austria expandierte erfolgreich ins Ausland und liefert trotz härterem Wettbewerb auch im Inland glänzende Zahlen. Mobilkom-Chef Boris Nemsic ist auch der designierte Nachfolger, seine Funktion bei der Mobilkom soll Nemsic behalten.

Als Mann hinter dem Druck zum Rücktritt gilt Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Die österreichische Republik ist über die ÖIAG mit 25,2 Prozent an der TA beteiligt und damit der einzige Aktionär mit Sperrminorität. Weitere 5 Prozent sind bei der ÖIAG geparkt, aber durch eine Wandelanleihe gebunden. Sundt hatte sich im Jahr 2000 gegen den Börsengang der TA ausgesprochen, was ihm Grasser bis heute nicht verziehen haben soll. Die Ironie bei dem Konflikt ist die gute Entwicklung des Aktienkurses seit dem Tiefststand im April 2001 (5,70 Euro) und vor allem nach dem durch das Scheitern der Übernahmegespräche mit der Swisscom bedingten Kurseinbruch im August 2004 (11,25 Euro) auf heute über 20 Euro. Parallel wurden die Dividenden vervielfacht. Grasser war mitverantwortlich für das Scheitern der weit gediehenen Swisscom-Verhandlungen. Vergangenes Jahr sollen Differenzen über die neue Struktur der TA das Verhältnis zwischen dem Manager und dem Minister zusätzlich belastet haben.

Wo Licht ist, ist auch Schatten: Der abtretende Vorstandsvorsitzende musste den Personalstand der Festnetzsparte reduzieren und agierte glĂĽcklos bei der Wahl neuer Markennamen und Logos. Die Marktliberalisierung fĂĽhrte trotz aggressiven Abwehrkampfs der TA zu Marktanteilsverlusten, allerdings gelang 2005 wieder eine Steigerung auf ĂĽber 55 Prozent. Die Abwanderung von Festnetz-Kunden zum Mobilfunk schadete zwar der TA ebenso wie den Festnetz-Mitbewerbern, kam aber nur teilweise der Tochter Mobilkom Austria zugute. Heinz Sundt wird die Telekom Austria nach seinem RĂĽcktritt in Sachen Expansion nach Serbien beraten. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)