China: Forscher haben KI für 24 Stunden die Kontrolle über Satelliten gegeben

Ein chinesischer Experimentalsatellit zur Erdbeobachtung wurde 24 Stunden lang von einer KI kontrolliert. Das hat eine Forschungsgruppe jetzt publik gemacht.

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(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

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Eine Forschungsgruppe der Universität Wuhan in China hat angeblich einer KI-Technik für 24 Stunden volle Kontrolle über einen Erdbeobachtungssatelliten gegeben, um herauszufinden, was die Algorithmen damit anstellen würden. Das berichtet die South China Morning Post unter Berufung auf die Vorstellung des Experiments in einem chinesischen Wissenschaftsmagazin. Die Künstliche Intelligenz hat demnach mehrere Orte auf der Erde ausgewählt, die der Satellit namens Qimingxing 1 dann genauer in den Blick nehmen sollte. Über die Gründe dafür konnte das Team um Wang Mi aber offenbar jeweils nur spekulieren. Mit dem Vorgehen hätten sie gegen die bestehenden Regeln zur Missionsplanung verstoßen, zitiert die Zeitung aus Hongkong den Forscher. Denn eigentlich bekommen Satelliten immer ganz genaue Aufgaben und KI sei bislang höchstens für die Planung eingesetzt, aber nicht direkt ans Steuer gesetzt worden.

Qimingxing 1 ist ein Experimentalsatellit der Universität Wuhan, er wurde im Februar 2022 gestartet. Wie die South China Morning Post schreibt, ist er einer von mehr als 260 Erdbeobachtungssatelliten aus China, die häufig in einer Art Wartestellung im Orbit kreisen und nur wenig wertvolle Daten sammeln, ohne eine spezifische Mission zu haben. Angesichts der begrenzten Lebensdauer sei es aber wichtig, sie bestmöglich zu nutzen, immerhin war ihre Entwicklung und ihr Transport ins All teuer. Ein von einer KI gesteuerter Satellit könnte eine begrenzte Auswahl von Menschen – beispielsweise aus dem Militär – alarmieren, wenn "ungewöhnliche Objekte oder Aktivitäten" entdeckt würden, begründet das Forschungsteam dem Bericht zufolge ihren Versuch.

Trainiert wurde der KI demnach mit einer "enormen Bibliothek an geschriebenen Daten zum gesamten Globus", zitiert die Zeitung. Sie könne auf Basis dieser Vorbereitung die Initiative ergreifen und habe ein "wachsendes Verständnis" von natürlichen und menschlichen Prozessen auf der Erdoberfläche. Die Entscheidungsfindung sei äußerst komplex, weil viele Faktoren einbezogen werden müssten. Dazu gehören etwa Bewölkung, die Kameraperspektive und die Fähigkeiten des Satelliten. Bei dem eintägigen Versuch hat die KI demnach die indische Großstadt Patna ins Visier genommen, wo eine Militäreinheit stationiert ist, die an einem tödlichen Gefecht mit chinesischen Truppen im Hochland von Tibet beteiligt war. Außerdem sei Osaka beobachtet worden, eine japanische Hafenstadt, in der "bisweilen US-Kriegsschiffe vor Anker gehen".

(mho)