China: Forscher für "Unterdrückung" von Starlink mit 13.000 eigenen Satelliten

Starlink wird in China als strategische Herausforderung gesehen. Mit 13.000 eigenen Satelliten könnte man den USA zuvorkommen, heißt es in einer Studie.

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(Bild: JL Images / Shutterstock)

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An einer Forschungseinrichtung des chinesischen Militärs sind Pläne erarbeitet worden, um mit einer eigenen Megakonstellation aus 13.000 Satelliten eine Alternative zu Starlink aufzubauen, die die Technik von SpaceX auch stören kann. Wie die South China Morning Post aus Hongkong berichtet, wurden die Pläne in einem Forschungspapier zusammengefasst. Nach diesem trägt das Projekt den Codenamen "GW" – ohne dass klar wird, wofür die Abkürzung steht. Die Satelliten sollten demnach ins All gebracht werden, bevor Starlink fertig ist, um eine Festsetzung des Konkurrenten zu verhindern. Möglich sei sogar die Mitführung von speziellen Instrumenten, um die Starlink-Satelliten gewissermaßen aus der Nähe zu überwachen. Die Studie unterstreicht, wie ernst die strategische Herausforderung durch das Satelliteninternet in China genommen wird.

Zusammengetragen sind die Gedanken in einem jetzt publik gemachten Fachartikel. Darin heißt es, dass das Starlink-Netz aus zu vielen Satelliten bestehen wird – die Weltraumüberwachungs- und Verteidigungsanlagen seien der Menge nicht gewachsen. Außerdem behaupte das Forschungsteam, dass die Starlink-Satelliten ihre Manövrierbarkeit sogar dazu nutzen könnten, aktiv andere Satelliten anzusteuern und zu zerstören. Auf Anweisung des US-Verteidigungsministeriums könnten sie ihre Positionen koordinieren und den Weltraum mit speziellen Sensoren überwachen. Mit diesen Behauptungen wird das Arbeiten an Gegenmaßnahmen begründet.

Der Bericht legt nahe, dass die Forscher vor allem verhindern wollen, dass die US-Firma SpaceX in der Erdumlaufbahn bestimmte Ebenen besetzt und andere Nutzungsmöglichkeiten verhindert. Von einer Alternative zur Versorgung der Erdoberfläche mit einem Internetzugang ist nicht primär die Rede. Chinesische Satelliten könnten unter anderem in Bahnebenen platziert werden, die SpaceX noch nicht besetzt hat: "Um Möglichkeiten und Vorteile zu erlangen, sowie Starlink zu unterdrücken", heißt es in dem Bericht. Eine vorgeschlagene Maßnahme ist, dass China sich mit anderen Staaten in einer "Anti-Starlink-Allianz" zusammentut, die etwa genaue Bahndaten von SpaceX verlangen könnte. Einmal mehr gehe es auch um militärische Abwehrmaßnahmen gegen die Satelliten, etwa mit Laser- oder Mikrowellenwaffen.

Die Studie aus der Universität für Raumfahrttechnik, die der Volksbefreiungsarmee unterstellt ist, ist nicht die erste, die sich durchaus rabiat mit der Herausforderung Starlink auseinandersetzt. Seit die Ukraine sich – auch unter Zuhilfenahme von Starlink – erfolgreich gegen den russischen Angriffskrieg zur Wehr setzt, sorgt die Technik sichtlich für Nervosität bei Militärs in aller Welt. Immerhin ist es damit nicht nur die Zivilbevölkerung möglich, online zu bleiben, auch Truppenteile können damit in Gebieten kommunizieren, die sonst von der Außenwelt abgeschnitten sind. Seit Monaten gibt es Berichte, denen zufolge in China die Zerstörung von Starlink geprüft wird. Sogar ein Atomwaffenangriff auf die Satelliten wurde bereits simuliert.

SpaceX baut Starlink seit 2019 auf und der Dienst hat insgesamt mehr als eine Million Nutzerinnen und Nutzer. Über 3.500 aktive Satelliten ermöglichen derzeit schnelle Internetverbindungen in Ländern auf allen Kontinenten. In Zukunft sollen 30.000 Satelliten vor allem Regionen anbinden, bei denen konventionelle Technik nicht wirtschaftlich ist. Im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, wie wertvoll die Technik für die Ukraine bei der Verteidigung ist. Inzwischen will SpaceX die militärische Nutzung aber einschränken. An der Technik gibt es aber auch Kritik wegen der mit den Satelliten verbundenen Lichtverschmutzung. Die hellen Lichtpunkte sind vor allem für die Astronomie problematisch. Auch für meteorologische Messungen könnte die Technik zu einem Problem werden.

(mho)