China beschwert sich bei UN: Starlink-Satelliten Gefahr für eigene Raumstation

Chinas Raumstation ist noch nicht einmal ein Jahr im All und musste bereits zweimal einem Starlink-Satelliten ausweichen. Darüber informierte Peking die UN.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 99 Kommentare lesen

(Bild: Dotted Yeti/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

China hat die Vereinten Nationen Anfang des Monats darauf hingewiesen, dass die eigene Raumstation in diesem Jahr zweimal ein Ausweichmanöver durchführen musste, um eine mögliche Kollision mit einem Starlink-Satelliten von SpaceX auszuschließen. Der Brief an den Ausschuss für die friedliche Nutzung des Weltraums der UN hat aber erst jetzt breite Aufmerksamkeit erfahren, weil sich in sozialen Netzwerken Chinas eine massive Kritikwelle an SpaceX-Chef Elon Musk aufgebaut hatte.

China beruft sich in dem Dokument auf den Weltraumvertrag, der Teilnehmer verpflichtet, sich gegenseitig und die Vereinten Nationen über alles zu informieren, was im All eine Gefahr für Astronauten und Astronautinnen darstellen könnte. Die Vorgänge rund um die Satelliten für das Internetprojekt Starlink seien solch eine Gefahr gewesen.

Laut Chinas UN-Vertretung ereignete sich die erste Beinahe-Kollision am 1. Juli mit dem Satelliten Starlink-1095. Der habe sich zwischen Mitte Mai und Ende Juni langsam aus seinem Orbit in einer Höhe von 555 Kilometern herabbewegt und war schließlich nur noch in rund 382 Kilometern Entfernung von der Erdoberfläche unterwegs. Das ist wenige Kilometer unterhalb der Bahn von Chinas Raumstation. Die habe am 1. Juli ein Ausweichmanöver durchgeführt, um eine Kollision auszuschließen. Wie nahe sich die beiden Objekte gekommen sind, steht in dem Brief nicht. Schon vergleichsweise große Distanzen können aber als gefährlich eingeschätzt werden, wenn Bahnen nicht genau genug bekannt sind. Das nächste Ausweichmanöver wurde demnach am 21. Oktober nötig. Erschwerend sei hier hinzugekommen, dass sich Starlink-2305 kontinuierlich bewegt habe, ohne dass das Ziel dieser Manöver bekannt gewesen sei.

Die Vereinten Nationen sollten alle Teilnehmerstaaten des Weltraumvertrags an ihre Verpflichtungen erinnern, fordert China nun, hauptsächlich an ihre Verantwortlichkeit für jegliche Raumfahrtaktivitäten aus dem eigenen Land. Die äußerst diplomatisch ausgedrückte Kritik an SpaceX und der wachsenden Gefahr von Kollisionen im All ist dabei nicht die Erste ihrer Art. Im August hatten etwa Experten der Universität Southampton gewarnt, dass die rasant ansteigende Zahl von Starlink-Satelliten im Orbit bereits an rund 50 Prozent der Beinahezusammenstöße ("close encounter") beteiligt sind. Das antiquierte Vorgehen zur Vermeidung von Kollisionen und den Umgang von SpaceX damit hatte der Konkurrent OneWeb im Frühjahr angeprangert. Europas Weltraumagentur ESA musste bereits 2019 einem Starlink-Satelliten ausweichen und hatte deutliche Kritik an der Passivität von SpaceX geübt.

Welche Motive China für die jetzt an offizieller Stelle vorgetragene Kritik hat, darüber kann nur spekuliert werden. Auffällig ist jedenfalls, dass der Brief vom 6. Dezember zuerst keine öffentliche Reaktion hervorgerufen hat. Das änderte sich, als sich in sozialen Netzwerken chinesischen Beschwerden über Elon Musk zu häufen begannen. Die Vermutung, dass Chinas Regierung diese Reaktionen mindestens genehm sind, liegt nun nahe. Das Regime war im Frühjahr massiv dafür kritisiert worden, dass eine große Raketenstufe nach dem Start unkontrolliert abgestürzt war. Eine Gefahr für Menschen war bis zuletzt nicht auszuschließen. Die Rakete hatte das Kernmodul für die chinesische Raumstation ins All gebracht. China hatte sich damals jede Kritik verbeten, dabei ist es international längst üblich, den kontrollierten Absturz über unbewohntem Gebiet durch Vorkehrungen sicherzustellen. Eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen gab es damals aber nicht.

(mho)