China geht gegen Intellektuelle wegen Internet-Artikeln vor

Drei führende Intellektuelle sind in China wegen staatsgefährdender Aktivitäten und Online-Veröffentlichungen vorübergehend festgenommen worden.

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  • dpa

Drei führende Intellektuelle sind in China vorübergehend festgenommen worden. Der Autor und Bürgerrechtler Liu Xiabo, der Schriftsteller Yu Jie sowie der Regimekritiker Zhang Zuhua wurden am Montag von der Polizei abgeholt, befragt und am Dienstag wieder freigelassen. Liu Xiaobo und Yu Jie sind Gründungsmitglieder der chinesischen PEN-Vereinigung, die für verfolgte Journalisten, Schriftsteller und Dichter eintritt. Dem 31-Jährigen Yu Jie wurden "staatsgefährdende Aktivitäten" vorgeworfen, während Liu Xiaobo nach eigenen Angaben der Computer weggenommen wurde.

Als Grund für seine Festnahme seien seine Artikel im Internet genannt worden, berichtete der 49-Jährige PEN-Präsident nach seiner Freilassung. Er stehe jetzt unter Hausarrest, da Polizisten vor seinen Tür stünden. "Ich kann das Haus nicht verlassen." Auch sei er gewarnt worden, weitere Artikel zu schreiben, sagte Liu Xiaobo, der seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 schon insgesamt viereinhalb Jahre im Gefängnis und Arbeitslager gesessen hatte.

Die koordinierte Aktion gegen die drei Intellektuellen dient nach Einschätzung von Bürgerrechtlern der Abschreckung. Sie sei Teil einer Serie von Festnahmen und der Verschärfung der Kontrolle über die Medien, die unter dem neuen Staats- und Parteichef Hu Jintao eingesetzt habe, der im September die letzten Machtbefugnisse von seinem Vorgänger Jiang Zemin übernommen hatte. Auch Journalisten beklagen zunehmende Zensur. Die verschärfte Ideologisierung bezeichnete ein Bürgerrechtler als Rückfall in vergangene Zeiten. "Selbst zu Jiang Zemins Zeiten war so etwas eher selten zu sehen." (dpa) / (jk)