China lässt vier taiwanische Foxconn-Mitarbeiter in Apple-Fabrik verhaften

Angst vor "Corporate Detentions": In Zhengzhou kam es zu einer Verhaftungswelle von Foxconn-Mitarbeitern mit taiwanischem Pass. Die Hintergründe seien "bizarr".

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Tim Cook bei Foxconn in China

Hier noch lachend: Tim Cook bei Foxconn in China vor einigen Jahren.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

In der größten iPhone-Fabrik der Welt im chinesischen Zhengzhou in der Provinz Henan ist es zu einem Vorfall mit chinesischem Sicherheitspersonal gekommen. Insgesamt vier Mitarbeiter des taiwanischen Apple-Fertigers Foxconn sollen verhaftet worden sein, berichten übereinstimmend das Wall Street Journal sowie die New York Times. Alle vier Personen hätten einen taiwanischen Pass. Der Mainland Affairs Council, eine Einrichtung in Taipeh, die sich um die Beziehungen zwischen Taiwan und Peking kümmert, teilte mit, die den Personen gegenüber erhobenen Vorwürfe seien "bizarr" und solche "unzulässigen Freiheitsentziehungen" könnten das Vertrauen von Investoren in China "schwer schädigen".

Offenbar hat der Vorgang mit neuen Maßnahmen Pekings gegen sogenannte Taiwan-Unabhängigkeitsfanatiker zu tun, gegen die die chinesische Regierung nun sogar die Todesstrafe vorsehen soll. Aus taiwanischen Regierungskreisen heißt es, die neuen Maßnahmen bedrohten "viele Menschen aus Taiwan, die in der Volksrepublik arbeiten". Die halbstaatliche Organisation Straits Exchange Foundation, die sich um geschäftliche Partnerschaften zwischen Taiwan und der Volksrepublik kümmert, teilte mit, sie habe sich mit Foxconn und den Angehörigen der vier Personen getroffen, um diesen zu helfen.

Die Polizei in Zhengzhou teilte in der vergangenen Woche laut dem Mainland Affairs Council mit, die Straftat der Mitarbeiter entspreche dem "Verbrechen des Vertrauensbruchs". Dabei sieht ihr Arbeitgeber das nicht so. Weder habe Foxconn einen Verlust erlitten, noch seien dessen Interessen verletzt worden. Die taiwanische Regierung vermute, dass die Verhaftungen mit "Korruption oder Machtmissbrauch" bei den Polizeibehörden zu tun haben könnten. Bislang ist unklar, welche Positionen die Verhafteten bei Foxconn bekleidet haben, also ob es sich um normale Mitarbeiter oder Teile des Managements handelte.

Ebenfalls ist unbekannt, wann genau die Verhaftungen stattgefunden haben und wie lange sie bereits andauern. Neu sind solche Vorfälle allerdings nicht. Bereits seit Januar sollen 77 taiwanische Staatsbürger in Festland-China "verloren" gegangen sein, wie es von der Straits Exhange Foundation heißt. Dabei geht es oftmals um Betrugsfälle, teilweise seien die Taiwaner von Kriminellen in China "angelockt" worden. Weder Foxconn noch Apple noch die Polizei in Zhengzhou reagierten in der vergangenen Woche auf Anfragen des Wall Street Journal oder der New York Times.

China fährt gegenüber ausländischen Investoren einen zunehmend harten Kurs. Dabei kommt es zu Betrugs- und Steuerprüfungen inklusive Verhaftungen und Anklagen. Foxconn hat für China allerdings enorme Bedeutung. So sind allein in Zhengzhou in der iPhone-Hauptproduktionsphase mehrere Hunderttausend Menschen beschäftigt. Apple versucht seit Längerem, Teile seiner Produktion nach Indien und anderswo zu verlagern, um weniger abhängig von China als Fertigungsstandort zu sein.

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(bsc)