China komplettiert Raumstation Tiangong, banger Blick auf große Raketenstufe

Das chinesische Wissenschaftsmodul Mengtian wurde an die Raumstation Tiangong angedockt. Die dafür benutzte Raketenhauptstufe rast unkontrolliert um die Erde.

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Künstlerische Darstellung der fertigen chinesischen Raumstation

(Bild: CMS)

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Das Modul Mengtian wurde erfolgreich an die chinesische Raumstation Tiangong angedockt, deren Ausbau ist damit weitgehend abgeschlossen. Das berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua und erklärt, dass das Prozedere insgesamt etwa 13 Stunden gedauert hat. Wenige Stunden zuvor war das Modul vom Kosmodrom Wenchang ganz im Süden Chinas aus mit einer Rakete des Typs "Langer Marsch 5B Y4" gestartet worden. In dem etwa 18 m langen und 4 m breiten Wissenschaftsmodul sollen unter anderem Experimente zu Fluidmechanik, Materialwissenschaft, Verbrennungskunde und Grundlagenphysik durchgeführt werden. An Bord der Raumstation Tiangong arbeiten aktuell die Taikonauten Chen Dong und Cai Xuzhe sowie die Taikonautin Liu Yang.

Für Chinas bemanntes Raumfahrtprogramm ist der Start und die erfolgreiche Verbindung zur Raumstation ein weiterer Meilenstein, schreibt Xinhua. Die dafür zuständige Raumfahrtagentur hat den Start demnach als vollen Erfolg bezeichnet. Durch das Andocken an Tiangong habe die Raumstation jetzt ihre geplanten T-förmigen Aufbau erhalten, vorher habe sie eher wie ein großes L ausgesehen. Für das Andocken habe wegen des ungünstigen Winkels zur Sonne nur begrenzt Zeit zur Verfügung gestanden. Hätte es nicht schnell genug abgeschlossen werden können, wäre eine Pause und eine Neuausrichtung der Sonnenkollektoren nötig geworden. Zusätzlich sei das Manöver durch die asymmetrische Struktur der halb fertigen Raumstation erschwert worden.

Mengtian (etwa "Traumhimmel") ist das zweite Modul, das an das Kernmodul angedockt wurde. Es hat ein für die Crew nutzbares Volumen von etwa 32 m³, schreibt Xinhua. Die kommen zu den bisherigen etwa 80 m³ hinzu. Zusammen bilden die drei Module Tianhe ("Himmlische Harmonie"), Wentian ("Himmelsbefragung") und Mengtian die komplette Raumstation Tiangong ("Himmelspalast"). Ende 2023 will China noch das Weltraumteleskop Xuntian zur Raumstation fliegen. Es soll in deren Nähe um die Erde kreisen und von dort aus gewartet werden können.

Die Hauptstufe der Rakete kreist jetzt unkontrolliert um die Erde. Anders als international für solch große Raketen üblich, kann sie nicht kontrolliert über unbewohntem Gebiet zum Absturz gebracht werden. Wann und wo das etwa 20 t wiegende Objekt abstürzen wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Es wird in den kommenden Tagen langsam absinken und dann immer stärker von der Atmosphäre abgebremst werden. Erst unmittelbar vor dem Absturz wird klar werden, wo das passiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Raketenstufe dann in den Ozean stürzt, ist vergleichsweise groß – weil die Erdoberfläche vor allem aus Ozean besteht. Nach dem ersten Start einer Rakete dieses Typs im Mai 2020 war die Hauptstufe in der Elfenbeinküste aber über bewohntem Gebiet abgestürzt und hatte mehrere Häuser beschädigt. Die zweite stürzte nahe der Malediven in den Ozean, die dritte vor den Philippinen.

(mho)