Chinesische Raketenstufe: Unkontrollierter Absturz schon am Freitagvormittag

Die chinesische Raketenstufe wird neuesten Berechnungen zufolge nun doch deutlich früher auf die Erde stürzen als gedacht. Der Ort lässt sich etwas eingrenzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 58 Kommentare lesen

Überall unter den Linien kann die Raketenstufe noch herunterkommen.

(Bild: EU SST)

Lesezeit: 2 Min.

Die unkontrolliert um die Erde rasende chinesische Raketenstufe wird den jüngsten Berechnungen zufolge wohl doch bereits am heutigen Freitag auf die Erde stürzen. Die EU-Weltraumüberwachung EU SST hat in der Nacht zum Freitag ermittelt, dass das bereits um etwa 10:30 Uhr MEZ der Fall sein wird – plus/minus zwei Stunden. Die Aerospace Corporation kommt auf etwa 12:30 Uhr MEZ, bei plus/minus drei Stunden. Der Absturzort lässt sich damit zumindest etwas eingrenzen, treffen könnte es demnach noch Südeuropa, Nordafrika, die Arabische Halbinsel, Australien und Mittelamerika. Am wahrscheinlichsten bleibt aber weiterhin, dass das 17 bis 20 Tonnen und 30 m lange Objekt ins Meer stürzt.

Bei dem Objekt handelt es sich um die Hauptstufe einer chinesischen Rakete des Typs "Langer Marsch 5B Y4", mit der Anfang der Woche das dritte und letzte Modul der chinesischen Raumstation Tiangong ins All geschossen wurde. Anders als bei allen zeitgemäßen Raketen ist bei diesem Raketentyp kein kontrollierter Absturz nach dem Start vorgesehen. Stattdessen rast sie tagelang um die Erde und sinkt dabei immer weiter. Wenn der Widerstand der Atmosphäre zu stark wird, stürzt sie ab. Dabei werden viele Teile zwar verglühen, aber das Objekt ist so groß, dass Trümmer die Erdoberfläche erreichen werden. Dort können sie auch Schäden anrichten. Weil China diesen unkontrollierten Absturz bei der Entwicklung der Rakete eingeplant hat, gibt es nach jedem Start aufs neue Kritik.

Zwar ist die statistische Wahrscheinlichkeit dafür gering, dass die Raketenstufe auf bewohntes Gebiet abstürzt, aber auch nur, weil der Großteil der Erdoberfläche von Ozeanen bedeckt ist und auch riesige Landgebiete unbewohnt sind. Die Aerospace Corporation hat ermittelt, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1000 bis 1:230 jemand mindestens verletzt werden wird, zitiert Spacenews. Das sei deutlich höher als das international akzeptierte Risiko von 1:10.000. Nach dem ersten Start einer Rakete dieses Typs im Mai 2020 war die Hauptstufe in der Elfenbeinküste über bewohntem Gebiet abgestürzt und hatte mehrere Häuser beschädigt. Die zweite stürzte nahe der Malediven in den Ozean, die dritte vor den Philippinen.

(mho)