Chipfabrik-Pläne in Magdeburg: Damit Intel ackern kann, muss erst die Erde weg

Für rund 24.000 Lastwagenladungen Mutterboden wird ein nutzbringender Abladeort gesucht. Landwirte aus der Region sollen dabei eine Rolle spielen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 59 Kommentare lesen
3D-Simulation der geplanten Chipfabrik von Intel in Magdeburg

3D-Simulation der geplanten Chipfabrik von Intel in Magdeburg

(Bild: Intel)

Lesezeit: 3 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Für 600.000 Tonnen Erde von der geplanten Baustelle für zwei Intel-Chipfabriken in Magdeburg wird eine neue Bestimmung gesucht. Der Mutterboden des Ackers, auf dem der US-Chiphersteller bauen will, soll verwertet werden. Ein erstes Konzept sieht vor, dass die Erde den Bauern in der Umgebung zur Verfügung gestellt wird. In Magdeburg soll Europas größte Chipfabrik entstehen.

"Zunächst haben die Landwirte Zugriff auf den Boden. Erst wenn keine Bedarfe für die Landwirtschaft mehr bestehen, wird er weiteren Interessenten angeboten werden", erklärte Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordnete Sandra Yvonne Stieger der Deutschen Presse-Agentur. Aktuell werde das Verwertungskonzept mit den verschiedenen Partnern erarbeitet. Zuvor hatte es im März Kritik vom Landesbauverband gegeben, dass die Fabriken ausgerechnet auf einem der fruchtbarsten Böden gebaut werden sollen.

Der Schwarzboden soll planmäßig bis in einer Tiefe von 30 bis 50 Zentimetern abgetragen werden, sagte Urban Jülich vom Bauernverband Börde. Er ist als Vorsitzender des Regionalverbands und Teil des Vorstands der Stiftung Kulturlandschaft aktiv in den Prozess eingebunden. Anschließend müsse die Erde zeitnah auf andere Flächen verbracht werden, damit der wertvolle Boden auch in seiner Funktion erhalten bleibe. "Wenn Sie sowas erst mal auf eine Halde schieben und zwei Jahre liegen lassen, dann ist der Boden tot."

Der Boden wird nach Angaben der Stadt kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dass die Landwirte dann aber selbst mit ihrem Hänger vorbeifahren und ihn vollmachen können, ist utopisch. In der ersten Phase würden schätzungsweise 24.000 Lkw-Ladungen anfallen, sagte Jülich. "Da werden gigantische Mengen bewegt, das wird alles über große Dienstleister erfolgen."

Intel selbst findet die Idee gut. "Wir begrüßen, dass es ein Bodenverwertungskonzept gibt und der Boden weiter verwendet werden soll. Nachhaltigkeit ist für Intel sehr wichtig", sagte Deutschlandchefin Christin Eisenschmid der dpa.

Für die Landwirte bringt die Verwertung des Bodens langfristig zwar Vorteile. Für die ersten paar Jahre bedeutet es laut Urban Jülich allerdings einen Mehraufwand – und möglicherweise einen geringeren Ertrag. Es habe auch Pläne gegeben, den Boden in den Süden Sachsen-Anhalts oder Richtung Brandenburg zu fahren, sagte Jülich. Das wäre ein noch viel größerer Aufwand und auch nicht wirklich nachhaltig. Außerdem passe der Boden in die Region.

Der Bau der beiden geplanten Halbleiterwerke in der Landeshauptstadt soll 2023 beginnen. Das Unternehmen will zunächst rund 17 Milliarden Euro investieren. Der Produktionsstart ist für 2027 angesetzt, erste Tests könnten aber schon 2026 erfolgen. Insgesamt sollen rund 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Schon für die Bauphase werden rund 7000 Beschäftigte aus dem Baugewerbe benötigt.

Laut Medienberichten handelt es sich um die größte Firmen-Ansiedlung in Deutschland seit Jahrzehnten. Allein das Areal umfasst rund 450 Hektar. Mit seiner zentralen Lage zwischen der Autofabrik von Tesla bei Berlin und Volkswagen in Wolfsburg könnte die Fabrik unter anderem diesen beiden Firmen zuliefern. Infolge der Ansiedlung wird auch ein erheblicher Fachkräftebedarf erwartet.

(mki)